Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (12.1901)

Oktober-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 181.

Moderne Heizkörper=Verkleidungen.

Revolutionen von dem Umfange und von der
Wirkung, wie sie sich auf dem Gebiete der
Maschinen - Technik vollzogen haben, kennt das
Bau-Gewerbe nicht. In gesundheitlicher Beziehung
sind in den letzten Jahrzehnten wohl noch am
meisten neue Gesichtspunkte in das Wohnungs-
Bauwesen hineingetragen worden. Die Zentral-
Heizuvgen und hier besonders die Dampf-Heizung
sind eine Errungenschaft auf diesem Gebiete,
die auch in die Gestalt unserer Räume stark ver-
ändernd eingegriffen hat, da sie mit einem Schlage
den Ofen entfernte. Wärme-Spender, die eine völlig
andere Form aufweisen, traten an seine Stelle; es
sind dies die sogenannten Heiz-Körper, Röhren-
Gebilde mit gusseisernen Rippen-Ansätzen. Hatte
der alte Ofen jedoch eine recht annehmbare Form,
so sind diese Rippen-Heizkörper so hässlich von
Gestalt, dass sie dringend einer Bekleidung be-
dürfen, einer Bekleidung, die auch aus dem Grunde,
die Berührung mit dem heissen Eisen möglichst
auszuschliessen, notwendig wird.

Wir führen nun elf derartige Heizkörper-
Verkleidungen, welche aus den Häusern der hiesigen
Künstler-Kolonie stammen, unseren Lesern vor.
Auf den ersten Blick wird man nur 2 Gattungen
erkennen: diejenigen mit Metall - Gitter und die-
jenigen, welche statt diesem ein schlankes Stab-
werk aus Holz zeigen; doch bei eingehenderer
Prüfung wird man, besonders bei der ersten
Gattung, eine grössere Zahl verschiedener Nuancen

feststellen können. Die Vorderwand sehen wir
ein- und mehrteilig, zum Aufklappen oder zum
Aufheben gestaltet, Umstände, die auf die Form
des Gitters und die Struktur des Ornaments stets
grossen Einfluss ausüben. Der grösste Teil der
Verkleidung sind ausgebaute Fenster - Brüstungen,
doch begegnen wir auch anderen Kombinationen,
z. B. der Verbindung von Heizkörper-Verkleidung
mit aufgesetztem Schränkchen (s. Seite 176), oder
mit anderen eingebauten Möbeln, wie ein Beispiel
aus dem Ess-Zimmer des Hauses Glückert zeigt,
wo der Heizkörper direkt in einem Teil des Gläser-
und Wäsche-Schrankes an der Längswand des
Zimmers untergebracht ist. Störend wirkt es, wenn
man durch die Lücken des Gitters die unschönen
gusseisernen Rippen des eigentlichen Heizkörpers
hindurchsieht. Einen Versuch, diesen misslichen
Umstand zu beseitigen, sehen wir in der Heizkörper-
Verkleidung in der Halle des Hauses Haiich
(s. auf Beilage 2) gemacht. Dort ist unter das
Kupfer-Gitter ein feines Drahtgewebe gespannt,
welches der aufsteigenden warmen Luft kein
Hindernis entgegensetzt, das unschöne Eisen-
Gebilde den Blicken jedoch entzieht.

Zum Schluss noch eine praktische Bemerkung.
Gutes, trockenes, abgelagertes Holz, sei es Pitch-Pine,
Eiche oder Esche, hat sich als sehr gutes Material
für die eigentlichen Kästen der Heizkörper-Verklei-
dungen erwiesen, da es der Wärme gegenüber sehr
widerstandsfähig ist. Eine Isolierung der Innenwände
des Holzes durch aufgeschraubte Gypsplättchen oder
dicken Asbest ist jedoch niemals zu unterlassen, f. c.

G. Schüttle, Hof-Möbelfabrik, Stuttgart.

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