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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Rücker, Friedrich: Die Bedeutung der Tischlerei im modernen Kunst-Gewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0147
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INNEN-DEKORATION.

strengen und bindenden Aufzeichnungen Teil an
Teil zu einem harmonischen Ganzen. So konnte
ich z. B. die Wahrnehmung machen, dass die von
Prof. Grenander entworfenen, für die Welt-Aus-
stellung in St. Louis bestimmten Möbel und Ein-
richtungsstücke, die von der Firma W. Kümmel
—Berlin angefertigt werden, sich fast ausschliesslich
aus Handarbeit zusammensetzten. Diese Gebilde
von entschieden hohem künstlerischen Werte stellen
geradezu den Rekord auf, die Höchstleistung dessen,
was man überhaupt noch in Holz schön und dauer-
haft herzustellen vermag. Eine weitere Leistung
obgenannter Firma von hervorragender Bedeutung,
welche uns die Grenze-zeigt wo die Industrie dem
Kunsthandwerke weichen muss, schien mir eine
Luxuskabine für einen Ozeandampfer. Die ganze
Konstruktion, die Möbel und die
Innen-Einrichtung dieser, gleich-
falls für die Welt-Ausstellung be-
stimmten Arbeit, trägt schon des-
halb das Gepräge eines vornehmen
Kunstwerkes zur Schau, weil sie
im Entwurf sowohl wie Ausfüh-
rung von einer mustergiltigen
Zweckmäßigkeit und lückenlosen
Schönheit Zeugnis ablegt.

Nur dem kunstgewerblich ge-
bildeten Architekten oder Tischler
wird es gelingen beim Entwurf
von Wohnung-Einrichtungen die
ästhetischen Forderungen mit den
technischen Möglichkeiten in Ein-
klang zu bringen. Die heutige
Holzbearbeitung schreckt zwar die
neuzeitliche Tischlerei vor der
Lösung keines, noch so schwierigen
Problems, zurück, denn sie hat ihre
Arbeit-Methoden derart erweitert
und vervollkommnet, dass in ihrem
Bereiche fast nichts mehr für un-
möglich gilt. Wenn jedoch zu
hohe Anforderungen an die Aus-
führbarkeit eines Gegenstandes ge-
knüpft sind, so muss naturgemäß
der Preis desselben unverhältnis-
mäßig steigen; es frägt sich dann
in vielen Fällen ob es nicht möglich
gewesen wäre mit weniger kom-
plizierten Mitteln ein Produkt von
entsprechend künstlerischer Wir-
kung und Ausdrucksfähigkeit zu
schaffen. Lebhaft zu begrüssen
ist es deshalb, dass einerseits die
Architekten das Bemühen an den

Tag legen nur material- und werkgerechte Ein-
richtungen zu entwerfen und dass andererseits das
Kunst-Gewerbe mehr und mehr Berücksichtigung
und verständnisvolles Studium findet in denjenigen
Kreisen, welche vermöge ihrer handwerklichen und
technichen Kenntnisse die Garantie dafür bieten,
den künstlerischen Wert mit entsprechender Aus-
führbarkeit zu paaren.

z

friedrich rucker—berlin.

U UNSEREN ABBILDUNGEN AUF S. 138—141.
Die vorstehenden trefflichen Ausführungen, die an
unsern Aufsatz über die Firma E. Epple & Ege — Stuttgart
(im April-Heft) anknüpfen, dürfen wohl auch auf die hier
abgebildeten Arbeiten der Firmen A. S. Ball-—Berlin und
Rath cf Baibach—Köln ausgedehnt werden, denn auch in
diesen Leistungen wurzeln die Vorbedingungen des künst-
lerisch geleiteten Grossbetriebes der Tischlerei. d. red.

rath & balbach — köln.

Entwurf zu einer Empfangs-Halle.
 
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