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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Hillig, Hugo: Die Entwicklung des Anstrichs, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0052
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38

INNEN-DEKORATION

ADOLF HOLUB—WIEN.

Fenster-Arrangement. 1. Preis. (Hierzu S. 37 u. 3g.)

unentbehrlicher Faktor in der Innendekoration wird,
wie sie es noch vor fünfzehn Jahren war. Und
zudem ist in allen ernsten Raumausstattungen heute
die Imitation, die Holz- und Marmormalerei und
was die sonstigen kunstgewerblichen Sünden noch
waren, beseitigt und gerade darin lag die Haupt-
arbeit für den Stubenmaler, die ihn auch am besten
nährte. Auch heute kostet das fremde Holz am
meisten. Man kann nicht sagen, daß das Maler-
gewerbe ganz unschuldig sei an dem Umstand,
daß es so auf die Seite gestellt werden konnte;
im Malergewerbe ist von jeher viel gefehlt worden,
vor allem an einer prinzipiellen Ausbildung des
Dekorationsmalers zum Raumkünstler und an der
Erziehung zum selbstständig schaffenden Hand-
werker, der, mochte er immer ein Handwerker
sein, doch auch seiner handwerksmäßigen Arbeit
einen, wenn auch bescheidenen, künstlerischen Aus-

druck geben konnte. Statt
dessen aber wurde der
Dekorationsmaler auf einen
ganz falschen Pfad gebracht
durch die abstrakten Mal-
übungen auf dem Papier,
losgelöst von Zweck und
Raum; alle Ausbildung des
Dekorationsmalers lief auf
eine recht große Virtuosität
in der Pinselführung und in
einer raffinierten, aber an-
gelernten und unlebendigen
Farbengebung hinaus.

Aber das allein ist auch
nicht schuld. Unsere Woh-
nungs-Kunst, unsere Innen-
Dekoration ist künstlerisch
ernster geworden, künst-
lerisch tiefer. Nicht zum
wenigsten hat dazu beige-
tragen, daß wirkliche künst-
lerische Kräfte und voll-
kommen ausgebildete zu-
mal sich der dekorativen
Künste bemächtigten, und
in der Dekorationsmalerei
war das ganz besonders so.
Diesen Konkurrenten waren
die aus der Meisterlehre
ihres Berufes hervorge-
gangenen und wenn es
hoch ging, in den Fach-
schulen ihres Berufes ver-
bildeten Stubenmaler nicht
gewachsen und so wurde
die Kluft zwischen der landläufigen Dekorations-
malerei und der dekorativen Malerei immer größer
und dem Stubenmaler blieb schließlich in der Innen-
dekoration nichts weiter übrig, als der Anstrich,
wenn er nicht auch hier verdrängt wurde von der
Tapete und von der Politur, denn: es kostet das
fremde Holz nun am meisten.

Und schließlich dürfen wir auch nicht vergessen,
daß noch die wirtschaftliche Verfassung des Maler-
gewerbes hier seine Wirkung tut. Die Leistungs-
fähigkeit, die wir z. B. jetzt in der Möbelindustrie
und in der Metallwarenindustrie in künstlerischer
und technischer Hinsicht konstatieren können, wovon
uns alle kunstgewerblichen Ausstellungen Kunde
geben, ist die Folge des Umstandes, daß es diesen
anfänglich auch kleingewerblichen Berufen der
Holz- und der Metallbearbeitung möglich war, sich
industriell zu entwickeln, die Maschine bei allen tech-
 
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