Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

DOI Artikel:
Hillig, Hugo: Die Entwicklung des Anstrichs, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0053

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

39

nischen Verrichtungen in
weitestem Umfange heran-
zuziehen und auch sonst
durch kaufmännische Orga-
nisation der Betriebe dafür
zu sorgen, daß den Betrieben
intelligente und leistungs-
fähige Arbeiter zuzogen und
ihnen dann erhalten blieben.
Davon aber kann im Maler-
gewerbe gar keine Rede
sein. Wir sehen hier ein
ganz anderes Bild. Alle
Anfänge der Konzentration,
die sich schon einmal, vor
15 und 20 Jahren konsta-
tieren ließen, sind verloren;
das Gewerbe treibt einer
unaufhaltsam scheinenden
und die technische und auch
die künstlerische Leistungs-
fähigkeit vernichtenden Zer-
mürbung in viele Zwerg-
betriebe entgegen und nun
kann natürlich nicht die
Rede davon sein, daß die
Dekorationsmalerei in wei-
terem Umfange als heute zu
der künstlerischen Mitarbeit
in der Innen - Dekoration
herangezogen werden kann.

Daran ändert gar nichts,
daß es gleichwohl in dieser
künstlerischen und wirt-
schaftlichen Wirrnis hier
und da noch einige erste

Firmen gibt, die vermöge ihrer künstlerischen meist
akademischen Angestellten Gutes und Künstlerisches
in der Dekorationsmalerei leisten — aber die nehmen
nicht zu, sondern öfter an Umfang ab — und es ist
nicht zu leugnen, daß auch mancher Kleinmeister sich
ehrlich anstrengt, mit der Zeit zu gehen und das, was
ihm der Architekt in der Raumausstattung gnädig
überläßt, mit künstlerischem Wollen und manchmal
auch Können auszuführen; — im Ganzen betrachtet,
verschwinden diese Ausnahmen und es bleibt eine
breite Masse von Stubenmalern, die sich Dekorations-
maler nennen, und die, extra noch verdorben durch
bequeme Schablonenfabriken, seichte Vorlagen werke,
der Popularisierung guter, wenn auch einfacher Woh-
nungskunst das schwerste Hindernis entgegenstellen.

Selbstverständlich ist dieses Verhältnis weder
für das Publikum noch für die Stubenmalerei sehr
angenehm. Und in wirtschaftlichem Interesse der

mm

KP

!.„» 1» 11

ADOLF HOLUB—WIEN.

Kamin-Partie. I. Preis. (Hierzu auch S. 37 u. 38.)

Maler selbst läge es, mit beiden Händen zuzugreifen,
wenn ihnen eine neue und im Prinzip beachtens-
werte Anregung aus dem Publikum gegeben wird.
Aber was geschieht? Als ich im Herbst 1905 die
in dieser Zeitschrift gegebene Anregung, einen
Möbelanstrich mit plastischen, sichtbaren Pinsel-
strichen in einer großen Zeitung für Maler, die
etwa 40000 Leser hat, besprach, sie als Anregung
begrüßte, wenn auch meine technischen Bedenken
nicht verschwieg, da wurde ich angegröhlt und
die Sache ward ins Lächerliche zu ziehen versucht.
Die Erfahrung hatte ich ja schon längst, daß man
mit solchen Anregungen vor dem Interessentenkreis,
für den sie bestimmt sind und dem man damit
nützen will, wenig Glück hat und es zeigte sich
also hier wieder die Notwendigkeit, mit solchen
Anregungen zuerst zum grossen Publikum hinzu-
gehen, das es in der Hand hat, dank der magischen
 
Annotationen