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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Jaumann, Anton: Die Räume des "Vereins für Deutsches Kunstgewerbe, Berlin": auf der "Großen Berliner Kunst-Ausstellung 1907"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0247

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INNENDEKORATION

XVIII. SHHRGflllS, Darmftadi 1907. AUGUST* HEFT.

Die Räume des „Vereins für Deutsches Kunstgewerbe—Berlin"

auf der „Großen Berliner Kunst-Ausstellung 1907".

Auf der diesjährigen »Großen Berliner Kunst-
L Ausstellung« ist das Kunstgewerbe in zwei
Gruppen vertreten. Die eine, umfangreichere, be-
steht aus einer Folge von Räumen, die nach Ent-
würfen von Bruno Paul die Vereinigten Werk-
stätten ausgeführt und ausgestellt haben. Die
andere Gruppe umfaßt Räume und einzelne Gegen-
stände verschiedener Künstler, zusammengestellt im
Auftrag des Vereins für Deutsches Kunstgewerbe
von dessen Sekretär, Herrn Dr. Lehnert.

Es ist ohne weiteres klar, daß die Künstler
der zweiten Abteilung hier eine recht schwierige
Position haben. Das Interesse der Besucher
wendet sich von Anfang an den Arbeiten Bruno
Pauls in viel höherem Grade zu, ja wird von ihnen
fast vollständig absorbiert. Hat doch der Name
Pauls in letzter Zeit wiederholt die Öffentlichkeit
beschäftigt, seine Berufung als Direktor der Berliner
Kunstgewerbeschule war, in anbetracht seiner
früheren Tätigkeit als Simplizissimuszeichner, solch
ein erstaunliches Vorkommnis, daß jetzt alle Welt
eilt, die Arbeiten dieses »gezähmten Wider-
spänstigen« zu sehen. Man hat Paul Gelegenheit

gegeben, sich in seinem vollsten Können zu zeigen.
Zehn Räume standen ihm zur Verfügung, eine
Gesellschaft mit frischem Aktienkapital ließ ihn
bereitwilligst schalten und walten, er hatte zudem
einen Stamm geschulter, auf seine Eigenart ge-
schulter Arbeiter zur Seite. Er selbst hat sich in
zehnjähriger Wirksamkeit innerhalb der stets in
künstlerischem Geiste geleiteten »Vereinigten Werk-
stätten« zu reifer Meisterschaft entfalten können:
Der Eindruck seiner Räume ist in ihrer Gesamt-
heit, wie nach alledem nicht anders zu erwarten,
imposant.

Wie sollten die andern Künstler damit kon-
kurrieren können? Von ihnen erhielt jeder ein,
zwei Räume zugeteilt, die meisten hatten noch
ihren besonderen Kampf mit den ausführenden
Geschäften zu kämpfen, keiner hatte auch nur an-
nähernd die gleichen Mittel zur Verfügung wie
Paul. Daß unter diesen Umständen doch sehr Be-
achtenswertes geschaffen wurde, muß meines Er-
achtens besonders anerkannt werden. Wenn auch
das Gros der Besucher sich fast ausschließlich für
Paul interessiert, so birgt doch die zweite Ab-

1907. VIII. 1.
 
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