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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Jaumann, Anton: Die Räume des "Vereins für Deutsches Kunstgewerbe, Berlin": auf der "Großen Berliner Kunst-Ausstellung 1907"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0248

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT ALBERT GESSNER—BERLIN. Glastüre im Garten-Zimmer.

teilung noch eine Menge feiner Schönheiten und
wertvoller Leistungen, auf die aufmerksam zu
machen wir nicht unterlassen wollen.

In größerem Umfange ist hier nur Geßner
vertreten. Von ihm ist ein Gartenzimmer da, ein
Garten, ein Patienten- und ein Arbeitszimmer.
Architekt Albert Geßner hat in letzter Zeit nament-
lich durch seine in Charlottenburg errichteten Miet-
häuser die Aufmerksamkeit weiterer Kreise erregt.
Die Häusergruppe des »Sophie-Charlotteparks« ist
eine Lösung des Miethausproblems in wirklich
modernem Sinne und wird voraussichtlich in der
Entwicklung der städtischen Baukunst eine wich-
tige Rolle spielen. Hier hat sich Geßner in der
Gestaltung des Hauses im ganzen wie in der
Komposition eines weitläufigen Häuserblocks als
großzügiger Hochbau-Architekt bewährt. In der
Ausstellung, von der wir berichten, konnte diese
Seite seiner Begabung natürlich nicht in Erscheinung
treten. Da tritt mehr seine dekorative Begabung in
den Vordergrund. Auch sie bildet im künstlerischen
Wesen Geßners ein bedeutungsvolles Element.
Es mag sein, daß dem einen oder andern Kollegen
Geßners das Dekorative in seinem architektonischen
Schaffen zuweilen allzu vordringlich scheint, ich
gebe auch zu, in Berlin wird es dem Künstler
besonders schwer gemacht, sein dekoratives Tem-
perament in dem rechten Maße zu zügeln —
dennoch vertraue ich darauf, daß Geßner den

goldnen Mittelweg zwischen starrer Architektur
und dekorativer Verweichlichung stets innehalten
wird. Vor allem aber muß betont werden, Geßner
hat auch auf dekorativem Gebiete wirklich Einfälle,
wertvolle, gediegene Ideen, die zudem meist gerade
auf der Grenzlinie, der Wasserscheide zwischen
Architektur und Dekoration entspringen; das will
sagen, sie gehören nicht der Flächenkunst als
solcher an, deren Möglichkeiten durch die intensive
Ausbeutung der letzten Jahre ja beinahe erschöpft
sind. Geßner liebt es zum Beispiel, durch die
Gegensätze von Dunkel und Helligkeit, von Enge
und Weite und durch die Führung des Lichtes
malerische Wirkungen zu erzielen. Die Treppen-
häuser in seinen Neubauten bieten davon instruk-
tive Proben. In der Ausstellung gab er aus
ähnlichen Gründen den Zugängen zu seinem
Gartenzimmer eine eigenartige Gestalt: Sie sind
sehr niedrig, im Grundriß von unregelmäßig-
gewundener Form, nach oben überdacht von einem
in zierlichen Sattelbögen vielfach sich brechenden
Kreuzgewölbe; das mannigfaltige Spiel von Licht
und Schatten, namentlich die tiefen Schatten in
der Mitte des Ganges und in der Kuppel des
Gewölbes haben nun eine richtige poetische
»Korridorstimmung« hervorgebracht, wie sie uns
die Maler früherer Zeiten so oft geschildert haben.

Noch ein zweiter Effekt wurde mit dieser Ge-
staltung der Zugänge erzielt: Die anschließende
 
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