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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Hillig, Hugo: Neue Dekorations-Malereien in Deutschland
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Bruno Pauls Räume auf der "Grossen Berliner Kunst-Ausstellung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0245

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INNEN-DEKORATION

231

KMIL POHLE
ROSTOCK.

ENTWURF FÜR DHC
AUSGESTALTUNG
EINER VERANDA.

schmied stammt, vielleicht auch aus dem Charlotten-
burger Rathaus und aus dem Schillertheater ebenda
einiges anführen müssen, und das Theaterrestaurant
des Stadttheaters in Köln verdiente eigentlich auch
eine kritische Erwähnung. Aber auch das reichte
noch nicht hin, um alles das auszuschöpfen, was
in Deutschland in den letzten Jahren an bemerkens-
werten Dekorationsmalereien geschaffen worden ist
und was zur Zeit geschaffen wird: es ist eine Kette
ohne Ende.

Eines aber ist schon aus den hier mitgeteilten
Beispielen zu ersehen: es geht nach der Stagnation
der letzten Jahrzehnte wieder aufwärts mit der
Dekorationsmalerei. Es geht wieder aufwärts und
das ist ein guter Trost. Es würde noch schneller
aufwärts gehen, wenn die Malermeister selbst ein
wenig mehr mithülfen, wenn sie, anstatt die ein-
dringenden Künstler scheel anzusehen, ihnen die
Wege ebneten, sie zu sich heranzögen: es wäre
weder ein Schaden an der Reputation der Maler-
meister, noch wäre es ein wirtschaftliches Risiko
für sie. Es würde dann die gewerbliche Brunnen-
vergiftung durch die Fabrikation minderwertiger
Schablonen, durch die Privatfachschulen und durch
eine zumteil untaugliche Fachliteratur und Vor-
lagenliteratur wirksam eingedämmt werden können,
wenn die Maler selbst etwas weniger kritiklos

sein und wenn sie etwas mehr am kunstgewerb-
lichen Leben teilnehmen wollten. Eine Reform
des Fachschulwesens in der Dekorationsmalerei tut
dringend not und eine Reform der Meisterlehre
auch. Die beklagenswerte Gleichgültigkeit der
Masse der Malergehilfen gegen die Kultur des
eigenen Gewerbes hat ja zumteil sozialen Unter-
grund, aber damit allein kann sie nicht entschuldigt
werden. Und am letzten Ende muß, wenn es mit
der Dekorationsmalerei wirklich und endgültig auf-
wärts gehen soll, auch hier sich manches ändern:
die Meisterlehre muß ihr Teil dazu tun und viel-
leicht kommt auch den Organisationen der Maler-
gehilfen einmal die Erkenntnis, daß ihre soziale
Lage nicht nur von Lohntarifen, sondern auch von
ihrem Berufsintellekt und von ihrem Berufskönnen
abhängt! — hugo hillig.

BRUNO PAULS RÄUME AUF DER »GROSSEN
BERLINER KUNST - AUSSTELLUNG« bildeten
für Ganz-Berlin, soweit es für Kunst Interesse hat, ein
Ereignis. Man kannte hier Bruno Paul, der vom Kaiser
zur Leitung der Kunstgewerbe-Schule berufen und in
der Presse als Reformator des Berliner Kunstgewerbes
angekündigt wurde, noch sehr wenig, abgesehen natür-
lich von seinen Zeichnungen im Simplizissimus. Ein
Moderner, ein Mitarbeiter des Simplizissimus vom Kaiser
mit einer so wichtigen Aufgabe betraut, das schmeckte
 
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