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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Hillig, Hugo: Neue Dekorations-Malereien in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0244

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INNEN-DEKORATION

als die Repräsentanten einer besonderen Richtung,
der sogen. Dresdener Schule, und die III. Deutsche
Kunstgewerbeausstellung hat sie schon deutlich
gezeigt. Was diese Dresdener Schule in ornamen-
taler Beziehung zu sagen hat, das war am deut-
lichsten in der evangelischen Kirche zu erkennen:
eine etwas zu strenge Farbe und dann großes
Ornament und reichliches Gold. Und als Nüance
kirchlicher Kunst reichlich viel Engelsgestalten,
deren etwas aufdringliche Verwendung sich auch
in der Lutherkirche zu Dresden, die vor der III.
Deutschen Kunstgewerbeausstellung von Gußmann
ausgemalt ist, bemerkbar macht. Wie bekannt
sein wird, hat sich gerade an die Engel in den
Gußmannschen Kirchenmalereien eine sehr inter-
essante Diskussion über die Verwendung der
Engelsgestalt in der kirchlichen Kunst angeknüpft.

Mein Ideal ist die Dresdener Richtung in der
Dekorationsmalerei nicht. Denn sie ist das Extrem
von dem, was im Interesse der handwerksmäßigen
Dekorationsmalerei für ihre Entwicklung zu
wünschen wäre. Die Dresdener Richtung be-
schäftigt fast ausschließlich den Künstler und für
die einfachen Ansprüche der bürgerlichen Innen-
dekoration hat sie nicht viel übrig. Und vor allem
wird die Schablone zu sehr auf die Seite gedrängt,
und dadurch werden Arbeiten der Dresdener

Richtung im praktischen Leben schlechterdings
unmöglich. Die Dresdener Richtung wirkt zu
wenig auf die künstlerische Qualität der Schablone
ein und weil doch nun tatsächlich das Bedürfnis
besteht, nicht nur das Bedürfnis, sondern auch die
Notwendigkeit, so bleibt den Schablonenfabriken
das Fahrwasser frei, auf dem sie all den kunst-
gewerblichen Schund verfrachten, der die hand-
werksmäßige Dekorationsmalerei der kleinbürger-
lichen Verhältnisse vergiftet. Die Wiener Richtung,
deren für Deutschland am meisten in Betracht
kommender Vertreter M. J. Gradl ist, scheint des-
halb fruchtbarer, schon aus dem Grunde, weil ihre
Farbe weniger streng und barsch ist, als die der
Dresdener, dann aber auch, weil ihre Ornamentik
die Großzügigkeit vermissen läßt, die am rechten
Orte gewiß ein Vorzug ist, die aber für die kleinen
Verhältnisse der täglichen Praxis weniger Vorliebe
finden kann.

Es ist in dieser Abhandlung natürlich nicht
möglich gewesen, alles aufzuzählen, was in Deutsch-
land in letzter Zeit an markanten Dekorations-
malereien geschaffen worden ist. Vielleicht hätte
man die treffliche Dekorationsmalerei im Weinhaus
Trarbach in Berlin (Behrenstraße), besonders die
in dem links vom Eingang liegenden Saal, er-
wähnen können, deren Entwurf von R. Riemer-
 
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