Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

DOI Artikel:
Michel, Willhelm: Etwas über Bilder-Rahmen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

ENTWURF UNI) AUSFUHRUNG: HOF-
MÖBELFABRIK M. BALLIN — MÜNCHEN.

Sammelkasse und Verkehrsbureau. Eiche natur.

ETWAS ÜBER BILDER-RAHMEN.

(Fortsetzung aus dem Mai-Heft.)

Wir haben gesehen, daß der Rahmen mehr ist
als ein bloßer Abschluß des Bildes gegenüber der
Umwelt. Ja, wenn man der Sache auf den Grund
geht, ergibt sich, daß schlechthin alle Modalitäten des
Rahmens, also Farbe, geometrische Grundform und
Profil, ihre Bestimmungen vom Bilde empfangen. Der
Rahmen ist vom Bilde abhängig wie das Kleid von
dem Körper, den es schmücken soll. Nur insoweit
alle Dinge ' der Entwicklung unterworfen sind, steht
natürlich auch der Rahmen unter den Mächten der
Historie. Aber dieser Wandel des Geschmackes er-
scheint nur beim Überblicken verschiedener Zeitepochen
als eine Schranke. Außerdem besteht auch eine gewisse
Abhängigkeit von dem besonderen stilistischen Charakter
der näheren Umgebung des Bildes. Allein auch diese
Grenze ist sehr weit gezogen und läßt Raum genug,
um in ihrem Bereiche den Ansprüchen des Bildes
Rechnung zu tragen.

Der Begriff Bild umfaßt so Vieles, daß hier zu-
nächst eine Aussonderung vorgenommen werden muß.
Werke der Graphik, Reproduktionen und Photographien
bedürfen des Rahmens nur in bedingter Weise. An
und für sich ist der weiße oder getönte Papierrand,
der Karton, für diese Kunstwerke Rahmen genug. Nur

bei farbigen Holzschnitten pflegt man in der Regel um
die Darstellung eine starke Randlinie zu ziehen, die in
der Farbe dem tiefsten, an den Rand herangehenden
Tone entspricht. Bekannt ist die Tatsache, daß Gemälde,
die man in Wirklichkeit nicht ohne Rahmen sehen
möchte, stets ohne denselben reproduziert werden.
Der Grund dafür ist eben der, daß der Papierrand die
Funktion des Rahmens sattsam erfüllt und daß man
daher die Wiedergabe des wirklichen Rahmens nur als
Störung empfindet.

Söll jedoch ein Werk der Graphik oder der
Photographie als Wandschmuck dienen, so bedarf es
des Rahmens, hauptsächlich aus Gründen der Schicklich-
keit und Dauerhaftigkeit. Der Papierrand bleibt auch
hierbei am besten immer sichtbar. Es ist zwar neuer-
dings Mode geworden, graphische Arbeiten und
Reproduktionen ohne Passepartout zu rahmen. Aber
das Redlichkeitsgefühl des Menschen scheint doch zu
verlangen, daß durch den weißen Papierrand der
eigentliche Charakter des Bildwerkes klargestellt werde.
Außerdem wird dadurch der störende Schatten der
Rahmenleiste von der Bildfläche ferngehalten. In allen
diesen Fällen wird der Rahmen weder sehr breit noch
sehr reich profiliert sein dürfen. Sein Aufwand an
 
Annotationen