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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Hillig, Hugo: Die Entwicklung des Anstrichs, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0051

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INNEN-DEKORATION

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adolf holub—Wien. (i. preis.) Aus unserm Wettbewerb: Ideen für Dekorationen. (Hierzu Abb. S. 38 u. 3g.)

DIE ENTWICKLUNG DES ANSTRICHS.

Von Hugo Hill ig.

Im Berliner Malergewerbe gab es im vorigen
Frühjahr eine große Lohnbewegung, die zum
Streik führte; etwa 8000 Maler und Anstreicher waren
ausständig. Vor dem Einigungsamte des Berliner
Gewerbegerichtes wurde der Streik beigelegt und
in der Debatte fiel eine Äußerung, die, wenn sie auch
nichts Neues und Unerwartetes sagt, doch über das
Gebiet der Lohnpolitik hinausgeht und dadurch, daß
sie ausspricht, was ist, ein helles Licht auf die
Dekorationsmalerei als Gewerbe in ihrer jetzigen
Stellung zur modernen Innen-Dekoration ausstrahlt.
Es wurde nämlich von den Arbeitnehmern gesagt,
daß über ein Drittel sämtlicher im Malergewerbe
beschäftigten Arbeiter in Wirklichkeit Anstreicher
seien und diese würden auch voll beschäftigt, weil
»zurzeit« 75°/o glatte Arbeit gefordert werde. Bessere
Arbeit werde jetzt gar nicht mehr von den Arbeit-
gebern verlangt. Früher z. B. habe man an einer
Decke 2—3 Tage gemalt — jetzt besorgten das die
sogenannten Spezialisten viel schneller und — billiger.

Das Wort: >zurzeit« nötigt zu einigen Reflexionen.
Man mag sich fragen, ob es immerdar so bleiben

werde, oder ob wieder ein Umschwung in der Be-
wertung der — landläufigen — Dekorationsmalereien
zu erwarten sei oder ob gar eben diese landläufige
Dekorationsmalerei im Laufe der Zeit sich so ent-
wickeln könne, daß sie den kritischen Ansprüchen
der Architekten und eines gebildeten und empfind-
lichen Publikums genügen wird. Goethe läßt schon
am Anfange des 18. Jahrhunderts in Hermann und
Dorothea den Apotheker sagen: »Alles ist einfach
und glatt, nicht Schnitzwerk oder Vergoldung will
man mehr, und es kostet das fremde Holz nun am
meisten« und wir mögen darin immerhin ein Spiegel-
bild der Richtung in der Dekoration von heute
erblicken. Nicht bloß auf Schnitz werk oder Ver-
goldung erstreckt sich diese Vereinfachung der
Dekoration von heute, vielmehr noch werden die
Stubenmalereien von dieser Änderung im Ge-
schmack betroffen. Bei allen ernsteren Dekorationen
von Innenräumen ist heute die landläufige Deko-
rationsmalerei fast vollkommen ausgeschaltet und
wenn nicht alle Zeichen trügen, wird es kaum wieder
soweit kommen, daß die Stubenmalerei ein so
 
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