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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Lasser, Moritz Otto von: Über Heckel-Blumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0403

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INNEN-DEKORATION

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ÜBER HECKEL-BLUMEN.

Vielleicht hätte ich schreiben sollen „Die Arbeiten der
Hofblumenfabrik J. von Heckel", aber ich glaube das
abgekürzte Verfahren war hier besser am Plaße. Denn die
„Heckel-Blumen" kennt jedes Kind in München und die
ganze Welt kennt diesen runden Namen, während nicht
jedermann weiß, daß der Begründer dieser schönen Kunst-
industrie Joseph von Heckel hieß, die weiteren Chefs
Andreas und Ludwig Danzer und der
jeßige Max Kühner. Am 1. Januar
1907 in den Alleinbesiß dieses in-
geniösen Mannes übergegangen, be-
schäftigt das Haus zur Zeit über 500
Personen, öffnet weit und gerne jeder
wirklich wertvollen künstlerischen
Neuheit seine Tore und hat — man
muß es schon sagen — das vollste
Anrecht, sofort genannt zu werden,
wenn von Münchens erlesenster an-
gewandter Kunst die Rede.

Ein mächtiger Betrieb ist es
denn auch, dessen man heute in der
Fabrik an der Ludwigstraße an-
sichtig wird. Alles, was diese In-
dustrie zu ihren Darbietungen bedarf,
wird nämlich hier selbst erzeugt .. .
vom winzigsten Blättchen und zarten
Stengelchen bis hinauf zum imposan-
ten, ja monumentalen Kugel- oder
Pyramiden-Buxbaum ist alles eigenes
Fabrikat. Die zur Verwendung ge-
langenden Rohstoffe möchte ich aber
schon gar nicht alle aufzählen. Ich
müßte da ja von Papier, Gaze, Tuch,
Samt, Seide etc. etc. berichten, die l. m. k. capeller.
unter kunstgeübten Händen zu den Hof-Blumenfabrik J.

hübschesten Ouirlanden, reizvollen Knöspchen, prachtvollen
Blüten, zur Fest- und Tafelzier werden.

Das wäre nun troß aller technischen Fertigkeiten,
troß allen Könnens nicht so ohne weiteres möglich, würde
der künstlerische Blick, würden Maler und Architekt bei
der Arbeit fehlen. Das weiß aber niemand besser, als der
jeßige Chef des Hauses, der eine ganze Reihe bedeutender
Münchner Künstler für sich zu ge-
winnen wußte und ständig arbeiten
läßt. Die sehr dekorative Note und
die architektonischen Qualitäten
seiner Darbietungen sind eben das
Verdienst von Autoren wie : L. M. K.
Capeller, Professor Salzmann, Archi-
tekt Beyrer, Prof. A. Niemeyer u. s. f.

Wir haben bis jeßt nicht viel
mehr als ein paar Zahlen und trockene
Notizen gegeben; es sollten doch
aber auch mit Licht und Schatten,
mit Farben und Duft die zieren
Sträußchen, die üppigen Rosen, die
wunderhübschen Blumen - Arrange-
ments, die festlichen Lüster und vor-
nehmenTafeldekorationen nachgemalt
werden. Das ist nicht leicht, noch
schwerer aber ist es, von der Fülle
des Gebotenen auch nur einen Be-
griff zu geben. Denn wenn wir das
sehr geschmackvoll durchgeführte
Detailgeschäft in der Maximilians-
straße betreten, so möchte der Blick
schier ermüden an all den Köstlich-
keiten, die da zu schauen. Da hat
Kuchenständer. der Wald seine stillen Grüße in der
von Heckel—München. Form von zartem Farnkraut ab-
 
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