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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Schölermann, Wilhelm: Ludwig Paffendorf - Cöln: Sein Wollen und Werden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0275

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INNENDEKORATION

XVIII. SflHRGflllG. DcirmKcidf 1907. 56PT£niB£R=HCFT,

LUDWIG PAFFENDORF—CÖLN.

SEIN WOLLEN UND WERDEN.

In diesen Blättern ist über den Baukünstler, dem diese
Zeilen gelten, bereits früher als Innenarchitekt ge-
schrieben worden (Jahrg. XVI, November-Heft der »Innen-
Dekoration«).

Wenn ich heute hier einiges hinzufüge, so möchte
ich nicht den unberechtigten Anspruch eines Entdeckers
erheben, sondern nur versuchen, einiges über das zu
sagen, was mir im Wesen und Werden des Künstlers
zu liegen scheint, der im Strom der modernen Bau-
bewegung sein eigenes Fahrwasser sucht und durch den
verwirrenden Strudel hindurchsteuernd, seine Richtung,
wenn auch noch nicht sein Endziel gefunden hat. Denn
auf die Richtung, auf den Kurs kommt es an. Wer
einen guten Kurs und die »klare Kimm« voraus hat,
dem mag wohl das Idealziel noch soweit hinterm
Horizonte liegen : sein Kompaß lenkt ihn richtig durch
Klippen und Untiefen, durch störende Ströme und
Nebel, den fernen Ufern zu!

Wie bekannt, hat Paffendorf sein Können in seiner
Vaterstadt Cöln in diesem Jahr zum zweiten Mal in
der Ausgestaltung und Einrichtung der Ausstellung für
Kunst und Kunstgewerbe betätigt; im Verein und Zu-
sammenwirken mit den andern Veranstaltern sind ihm
organisatorische Aufgaben zugefallen, die ihn als Innen-
raum-Künstler beschäftigten und mehr und mehr nach
verschiedenen Seiten ausreifen ließen. Bevor diese
Räume hier im einzelnen zweckerläuternd beschrieben
werden, mag es am Platze sein, die allgemeinen Ideen,

Impulse und Erkenntnisse, die'ihn bei der Arbeit und
bei ihrer Anwendung leiten, in Kürze "anzudeuten.
Ich gebe sie wieder, als ein ganz unmittelbarer Ausdruck
seines Wollens, wie solcher sich im anregenden Ge-
dankenaustausch und Verkehr ungezwungen dem mit-
teilt, der gleichgesinnt, das Gleiche oder Verwandtes
selber anstrebt. Paffendorfs baukünstlerische Leitmotive
sind vielleicht in zwei Worten ausdrückbar: Anpassung
und Anwendung. Dem Architekten wird eine Auf-
gabe gestellt; er hat seine Gedanken so zu lenken, daß
sie etwas Notwendiges, Bedingtes ergreifen, zwingen.
Die Aufgabe ist in den meisten Fällen begrenzt durch
ganz besondere, den freien Flug beeinträchtigende Be-
dingungen. Da heißt es zunächst nicht in erster
Linie »erfinden«, sondern finden: den Weg der
Lösung nämlich innerhalb des Gegebenen. — In neunzig
von hundert Fällen ist das Finden beim Architekten
wichtiger als das Erfinden. Die Vorstellungskraft bleibt
gebunden an den Zwang der Situation , ihr Wirkungs-
radius innerhalb des Kreises, der die Möglichkeiten
der Ausführung umschreibt. Der Architekt
wendet an. Seine Phantasie hat eine gebundene Marsch-
route. Wie er anwendet, entscheidet über sein Können.
Sage mir wie Du baust (nicht was Du baust), und ich
will Dir sagen, wer Du bist!

Aus einem Briefe Paffendorfs möge eine kleine
Selbstbiographie und Beichte vorangehend als Wegweiser
zum Verständnis geeigneter sein, als weit ausholende

)B07. IX 1.
 
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