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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Hillig, Hugo: Neue Dekorations-Malereien in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0242
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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT E. SPECHT—CHEMNITZ.

rationsmalereien in dem Sitzungssaale der Stadt-
verordneten, im Plenarsaale des Rates und in dessen
Bibliothekraum, die auch von Mössel stammen. Auch
diese ornamentalen Malereien sind von einer bewun-
dernswerten technischen Vollendung, aber es ist
trotzdem nicht die pimpliche Technik, die das Ideal
des handwerksmäßig erzogenen Dekorationsmalers
ist. Daß sie es nicht ist, das zeigt sich im Leipziger
Rathause selbst, wo sich Leipziger Malermeister
bemüht haben, z. B. im Erfrischungsräume der
Stadtverordneten, die Technik und die formale
Ausdrucksweise Mössels nachzuahmen: der Ver-
such ist schmählich mißlungen und es ist eine ganz
verzweifelt schlechte Leistung herausgekommen.
Bei Halmhuber in Stuttgart zeigt sich dagegen die
Technik bei den figürlichen Wandbildern mehr
leger und es kam dem Dekorationsmaler vielmehr
auf die Bildstimmung und auf ihre Einordnung im
Raum an. Alles aber, was sonst noch an Deko-
rationsmalerei in diesem Räume zu sehen ist, zeigt
technische Korrektheit, ohne daß dabei die künst-
lerische Note sich mindert: diese rein ornamentalen
Malereien stehen in wohltuendem Gegensatz zu den
ornamentalen Malereien im Stuttgarter Landesge-
werbemuseum, weil hier der Technik zuliebe die
Wirkung der ornamentalen Dekoration im Raum
zu wenig beachtet wurde. Aber das lag in der

Entwurf zu^einer Diele.

Zeitanschauung, in der diese Malereien entstanden
sind, und rein technisch genommen sind sie aller-
dings, so z. B. der von Gußmann, dem heutigen
Führer der Dresdener Richtung in der Dekorations-
malerei, geschaffene Plafond mit den Festons,
Kabinettstücke der Technik, Musterleistungen an
sich, aber im dekorativen Sinne wäre nach unseren
heutigen Anschauungen weniger mehr gewesen.

Es ist oben vom Leipziger Rathaus die Rede
gewesen, soweit bei seiner malerischen Innendeko-
ration die technische Ausführung in Betracht kam.
Gerade aber in Stuttgart finden wir ein Gegen-
stück zum Leipziger Rathaus in anderer Beziehung:
das Stuttgarter Rathaus selbst, das auch ungefähr
in der gleichen Zeit entstanden ist, wie das Leip-
ziger. Architektonisch steht ja das Leipziger Rat-
haus unzweifelhaft höher; die malerische Innen-
dekoration des Leipziger Rathauses dagegen möchte
ich, unbeschadet ihres künstlerischen Wertes, nicht
über die des Stuttgarter Rathauses stellen. Leipzig
gibt sich in seinem Rathaus üppiger, mehr als
Metropole, und das Leipziger Rathaus mag man
wohl mit dem Augsburger Rathaus vergleichen,
als dieses vor 300 Jahren entstand: als eine Hoch-
burg bürgerlichen Selbstbewußtseins. Im Grund
genommen waren die italienischen Architektur-
gedanken Elias Holls und Mathias Kagers in dem
 
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