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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Hillig, Hugo: Neue Dekorations-Malereien in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0241

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INNEN-DEKORATION

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Bruno Schmitz', des Erbauers dieses Etablissements,
ist an sich nicht mädchenhaft zart, und also forderte
der Architekt da, wo es auf große Massenwirkung
ankam, auch vom Dekorationsmaler Kraft und
Wucht. Schon die Behandlung des Putzes ließ,
wie auch im Hamburger Hauptbahnhof, zarte und
zärtliche Dekorationsmalerei nicht zu; es galt der
große Pinsel. Und was deshalb in diesem Riesensaal
in dem Orchestertrakt gemalt ist, mit seinem wuch-
tenden Vierklang von Grau, Gelb, Rot und Schwarz,
ist so hanebüchen gewaltig, daß es gar nicht in den
Sarg der Fachschuldekorationsmalerei hineinpaßt;
es ist Raumdekoration, nicht Dekoration im Raum.
Hier ist die Malerei ein Quotient im architektonischen
Rechenexempel. Nicht der ganze Saal dekoriert,
sondern wo sie wirken müssen, wirken die Propor-
tionen des Raumes in ihrem hellen Putzton auch
ohne Malerei, aber wo der Brennpunkt des Zweckes
ist, dem der Saal dienen soll, da vereinigt sich die
grandiose Plastik des Nibelungenfrieses mit der
Macht der farbigen Flächen unter und neben ihm.

Nun ist es gewiß, daß der Dekorationsmaler
nicht immer vom Architekten in solche Riesen-
dimensionen geführt wird, und auch im Rosengarten
zu Mannheim gibt es kleinere Säle, in denen sich
der Kraftausdruck zähmt. So z. B. in dem Musen-
saal, in dem man auch gleich einmal wieder be-
stätigt findet, daß neue Dekorationsmaterialien auch

die dekorative Kunst in ihrem Charakter färben.
In diesem Saale ist die Dekoration der Pfeilerflächen
aus buntfarbigen Muscheln hergestellt, was man
sonst gewiß mit ornamentalen gemalten Deko-
rationen gemacht hätte. Auch in diesem Saale ist
das Gewicht der Dekoration in die Orchesternische
gelegt, die mit Pfauen- und Rosenmotiven in
brillanter Farbe und guter technischer Ausführung
dekoriert ist. Ich erwähne die technisch gute Aus-
führung ausdrücklich, denn das ist selbstverständlich
meine Meinung auch nicht, daß der künstlerische
Gegensatz zur Pinselakrobatik nun die hingehauene
halbvollendete dekorative Skizze sei, und die maler-
ische Technik möchte ich deshalb wirklich nicht in
den Hintergrund schieben.

Allerdings wird hier ein Grenzstrich zu ziehen
sein zwischen ornamentaler Technik an sich und
etwa der Technik dekorativer figürlicher oder land-
schaftlicher Malereien. Zwei Beispiele dieser Art
hat man etwa in dem von Professor Halmhuber
ausgemalten Restaurant »Zum silbernen Hecht« in
der Büchsenstraße zu Stuttgart, und dem Leipziger
Rathaus. Im Leipziger Rathaus sowohl in der von
Jul. Mössel geschaffenen, technisch brillanten Deko-
ration des Festsaales, dessen Malerei an dem
Tonnengewölbe eine luftige architektonische und
figürliche Phantasie in der Art der Künstler des
Barok zeigt, als auch bei den ornamentalen Deko-









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LUDWIG SCHWARZ — WIEN.

Entwurf zu einem Büfett mit Fließen.
 
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