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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Witt, Cornelius: Zwei Stadt-Landhäuser im Grunewald: Architekt: Professor Fritz August Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0198
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186

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT PROF. F. A. BREUHAUS »PERGOLA« HAUS DR. Z.-BERLIN-DAHLEM

gäbe an die besonderen Wünsche und die anders-
gearteten Individualitäten der jeweiligen Bauherren.
Ein »gutsitzendes« Haus muß - wie ein richtig-
sitzender Anzug nicht von der Stange gekauft wer-
den kann - dem Maß der Persönlichkeit des Haus-
herrn entsprechen. Ein solches Haus sagt über das
Wesen seines Besitzers aus - verrät, wes Geistes
Kind er ist - hat ein einmaliges individuelles Gesicht.

Jedes Haus, das Charakter hat, kann nur in einer
Arbeitsgemeinschaft zwischen Architekt und Auf-
traggeber entstehen. Je enger und reibungsloser dieses
Zusammengestalten sich vollzieht, je mehr Absichten
und Wünsche des Bauherrn den Zielsetzungen und
dem künstlerischen Wollen des Architekten span-
nungsfrei entgegenkommen, um so größer sind die
Aussichten, daß etwas in sich Ganzes ohne übertünch-
ten inneren Bruch vollendet wird. Diese besonders
günstige Konstellation scheint mir bei dem hier ge-
zeigten »Haus mit dem Fohlen« in der Griegstraße am
Grunewald vorgelegen zu haben.

Die Grundrißgestaltung zeigt das Bestreben der Ab-
geschlossenheit gegen Straße und Nachbarschaft, so-
wie den Willen zur möglichst unmittelbaren Verbin-
dung zwischen Haus, Innenhof und Garten. Die der
Straße zugewandte Seite des Wohntraktes nimmt fast
die ganze Breite des Grundstückes blickabschließend

ein. Die ruhige Fassade erhält ihre Betonung durch
den vorgezogenen gewölbten Muschelkalk-Eingang,
dessen schöne Gittertür formal auffällt (Abb. S. 190).
Aus der Notwendigkeit der Sicherung hat Breuhaus
durch die feine Zeichnung seiner Gitter eine Tugend
gemacht. Die hölzernen Läden sind durch schmiede-
eiserne Klappgitter ersetzt, deren Linienführung zu-
gleich einen belebenden, aber nicht unruhigen Klang
in die ruhige Harmonie der Wandflächen bringt.

An der breiten Wand zwischen dem Blumenfenster
der Wohnhalle und dem Eingang ist über einer fla-
chen Steinbank ein Meisterwerk von Renee Sintenis,
die Bronzeplastik »Trinkendes Fohlen« aufgestellt
(Abb.S. 191 unten), die die strenge Gliederung, welche
das Gesicht des Hauses zur Straße kennzeichnet,
freundlich mildert. Daß diese Plastik nicht hingesetzt
erscheint, sondern dankbar vom Beschauer als ganz
selbstverständlich an diesem Platz empfunden wird,
ist ein Beweis dafür, mit welch feinem Gefühl für
Ausgewogenheit der Architekt diese Aufstellung vor-
genommen hat. Wiederholt hat Breuhaus durch die
architektonische Einbeziehung wertvoller Plastik der
bildenden Kunst gute Dienste erwiesen; erinnert sei
u. a. an die früher hier gezeigten Plastiken von Josef
Thorak am »Haus L.« in der Messelstraße.

Die ganze Breite des Wohntraktes nimmt die große
 
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