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Internationale
Sammlei'Wtung
fül- Zammlei-, l-jebkiabei- uidcl
Lerausgeder: Norbert kükrlicli.

7. ^akrAanZ.

Wien, 1. April 1915.

Nr. 7.

Kunst uuä Industrie tu österreieli vor Irundert Audren.

Lin genauer Kenner und seldständiger Krtorscher
des österreichischen Kunstgewerdes, der Direktor des
Österreichischen Museums lür Kunst rind Industrie
Heirat Dr. Dduard Deiscding, denn wir schon so
manche Iruchtbringende Lelehrung xu danken Haden,
legt neuestens die Krgednisse seiner Ltudien in einein
schönen Helte vor, das, köstlich illustriert, irn Verlage
der Hol- und 8tLLtsdruck6rsi in Wien herausgskommsn
ist: „Kunst und Industrie in Österreieli vor lrundert
fahren", ein 8epLrLtaddruck uns „Kunst und Kunst-
handwerk."
Deisching hat sclron Irülier den 8til der Kaiserin
Maria Dherssia- und der ^osels-2eit deliandslt und
wendet siclr nun der Irpoche xu, die den rulrrnreielren
Karnen des Kaisers Kran 2 trägt. 8ie ist lange verkannt
und unterschätzt worden. Man hat dlod einen inatten
Klassizismus darin erdlicken wollen. Kun wird es wolrl
wieder Heiden: Ordentliclr umlernen! Kort nrit den
Vorurteilen, die aut mangelnder Kenntnis des doelr
so nalre vor den Ztugsn liegenden Materials derulrten!
Wie Karn es, dad wir so viel reine 8cdönheit, Lusammen-
getadte Harmonie, edellinigen Ausdruck, so viel tüch-
tiges Können von geistesarmer und getühlsleerer Weise
niclrt 2U unterscheiden vermochten? — Deisching er-
ralrlt und wir lesen es lächelnd und jeDt nicht ohne
eine gewisse Öderlegsnheit, wie vor 25 fahren noch
das Wiener Kor^ellan der 8orgentha1schsn Dpoche
tiek irn Kreise stand, altes Wiener 8ildsr der Lieder-
meier-^eit urn den dlodsn Metallwert adgegedsn wurde.
Irn ^alire 1879 erhielte dis Irüheste Miniatur von Hein-
rich Küger nur einen Kreis von 25 dulden, und andere
seiner Klsinhildnisse wurden in Kartisn, das 8tück xu
7—einein, dulden verschleudert. Heute ist eine schöne
Lüger-Miniatur nicht weniger wert als ein Isade^ und
tür 10.000 Kronen sicherlich wolrllnil. ^a, das war die
2eit, da nran die schönsten Llättsr von Kudoll von
^.lt sich aus des Meisters Mappe uiu 200 dulden das
Ltück auswählen mochte. ^lts Isuervergoldete Lronxsn,
ganrn Zimmereinrichtungen wurden 2U Kreisen ver-
schleudert, die inan heute tür einen schlichten Kapier-
oder Kähkorh in Lisderinsier-Ltil gern derahlt. Das
hat sich Ireilich geändert, und jeträ sind wahre Kekord-
preise lür dieselden Wdeitsn an der Kagesordnung.
Deisching weist daran! hin, daö es vor allein nötig
wäre, die Vrchitsktur jener Lage Lu studieren. Die
Kenntnisse darüber liefen sehr irn argen. Man wird

sich nrit Laukünstlern wie Vmann, Kardtmutb, Korn-
häusel, DölZl, Keter von Kobils, Montojsr, Moreau,
Lchsrnerl von Devtenbacb bescbältigsn müssen. Koch
klingen manche dieser Kamen Iremd im Ohr, und es
sind doch Meister gewesen xu ihrer 2eit. Besonders aut
Kornhäusel weist Deisching mit wohldsgründetem
Kachdrucke hin, ^eigt seine Arbeiten in Bildern: die
Weilburg hei Laden, das Kathans in Laden, das um-
gebauts 8cbotten-8tilt xu Wien; ahsr auch Montojer
war ein erster Meister: dis Geologische Keichsanstalt,
der lrühere Kalast Kasumottsk^, bezeugt es.. Dnd wer
kennt Moreau, den Irrhauer des 8cblosses 2u Kis-
marton? Vuch er ist wert, genannt xu werden. >—In
Wien wurde damals das Kaiser ^osel-Denkmal von
2auner gegossen, Kaiser Kran^ wendete in jenen kriegs-
erlülltsn weiten dis 8umme von 700.000 Dulden daran.
Dis Wiener Lronro, his dahin eigentlich nur Oürtler-
ardeit, beginnt sich 2u Heden und unter Danningers
lrindud Lur Kunstindustrie 2U snttaltsn. 8chon Kaiserin
Maria Kberesia hatts junge Deute nach Karis entssndst,
um die dortige Lron2e-Krr:eugung kennen 2U lernen
und nach Wien xu übertragen. Unter Kaiser Lranr:
trug diese Bördsrung der weitdlickenden Monarchin
erst gute Krucbt. Danninger ardsitete als BronMgisder
vornehmlich kür das lürstlicbe Laus 8chwar26nberg.
^,uch in Krag Zeigten sich schöne ^.nsät^e einer Knt-
wicklung dissss Kunstindustrie^weiges. Vls adsr das
Wiener 8ilder in den ^wanLigerjabren autkam, ging
dis Bronze Zurück. Im ^abre 1823 arbeiteten in Wien
317 Bold- und 8ilberschmisde, ungskäbr doppelt so
viel als heute tätig sind. Deisching tritt der Meinung
entgegen, dalZ dis Ooldardsiter von 1800 wenig Kennens-
wertes geleistet hätten und dad dis Bezeugung von
8ildsrwarsn in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahr-
hunderts sich hei uns in einem stagnierenden Zustande
dslundsn hätte.
Der MöbelkunsterLsugung ist einfache Formgebung
dsi vollendetster Durchtührung der Kischlerardeit xu-
2usrkennen. 1823 ardeitsten in Wien 951 Kiscliler,
davon waren mehr als ein Drittel Kunsttischler und
209 Kunstdrechsler. Die Werkstätte Danhausers,
des Vaters des berühmten Malers, war damals die an-
gesehenste. Der junge Danhauser entwart auch Model
kür das väterliche Oeschätt^ dem er einige ^sahre Vor-
stand. Dm 1820 gab es in Wien 37 dürgerlichg und
17 detugte VapeLisrer. Dis KottapsAerer Kemels,^
 
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