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Ippel, Albert; Schubring, Paul
Neapel — Leipzig: E.A. Seemann, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.55698#0135
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WANDBILDER UND MOSAIKEN
Wir haben des öfteren darauf hingewiesen, daß kein
antikes Marmorwerk ohne Bemalung war. Die
ältesten Tempel strahlten in bunter Kirmespracht;
ein Praxiteles schätzte diejenigen seiner Statuen am höchsten, an
die der Maler Nikias die verschönende Hand gelegt hatte usw. usw.
In anderen Museen muß man sich mit solchen Hinweisen begnügen,
meist sind es nur antike Vasen, Gläser oder bemalte Terrakotten,
die uns eine Vorstellung von der triebhaften Farbenfreudigkeit
griechischer und italienischer Kunst geben können.
Doch in Neapel leuchtet es auch im Museum in hellen Farben, hier
genießen wir auch die Antike im bunten Glanz und Abglanz! Pom-
peji kennt ja jeder, der dieses Museum besucht, und man weiß, wie
es da kein Haus, das vornehmste oder das geringste, wie es keine
Straße und kein Grab gibt, das in öder Nüchternheit sich der allge-
meinen Farbenfreude, ja dem Farbentaumel entzöge. Erst die Farbe
gab dem Dasein Kraft, die Farbe erst war das Leben, auch die Kunst
lebte nur durch sie.
Nicht zu allen Zeiten waren die Wände bemalt, man empfand
es zuerst gar als übertrieben. „Nächstens wird man noch die Ab-
tritte bemalen“ schalt ein Philosoph im 4. Jahrhundert. Aber farbig
waren die Wände wohl stets, mit safranfarbiger oder sonstigerTünche
überzogen, auch wohl schon in den höchst primitiven Privathäusern
Athens zur perikleischen Zeit. Eigentliche Gemälde konnte sich
damals natürlich kein gewöhnlicher Grieche leisten. Da wird man
sich die schönen leuchtenden Vasen, auch wohl bemalte Tontafeln
und bunte Figürchen, ja gelegentlich auch kleine Bronzen auf den
Wandsimsen denken. müssen. Im Männerraum hingen Waffen,
Palästra- und Musikgeräte an den Wänden, aber schon Alkibiades
ließ sich sein Haus auch ausmalen.
Doch die Entwicklung dieser mehr dekorativen Malerei geht uns
hier nichts an. Wichtig ist, daß es mindestens seit der Mitte des
5. Jahrhunderts auch Tafelbilder gibt. Damit beginnt die Geschichte
der modernen europäischen Malerei; genau genommen sogar noch
etwas früher, in dem Augenblick nämlich, da man lernte, durch die
Zeichnung auf der Fläche das Vor und Zurück eines Körpers zum
Ausdruck zu bringen. Auch dies ist eine Urtat des griechischen Ge-
 
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