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behandelt, daß sie der Situation und dem Charakter des Ce-
eilio so wenig als möglich entsprechen, und sich, wie Sonn-
leithner treffend bemerkt, viel eher sür eine Soubrette schicken
würden. Wahrscheinlich hat der Castrat gewünscht sich auf
diese weichlich zierliche Weise beim Publicum zu empfehlen.
Außer diesen Arien sind für die Hauptpersonen noch ein
Duett zwischen Giunia und Celia und ein Terzett zwischen
denselben und Silla geschrieben. Beides sind nicht grade her-
vorragend bedeutende, aber sehr wohl angelegte und geschickt
ausgeführte Musikstücke. Das Duett (n. 7) besteht aus einem
Mrclanta und einem etwas zu gedehnten /PIIsZoo, in wel-
chem die Singstimmen meistens in Terzen oder Serien Zu-
sammengehen; doch finden sich auch schon kleine Imitationen,
wie sie später fast typisch für die Struetur der Duette waren;
das Ganze ist sehr bequem und hat damals sicher guten Ein-
druck gemacht. Das Terzett (n. k8) ist gut angelegt. Jede
der drei Stimmen hat ein charakteristisches Motiv, die zwar
nicht verarbeitet werden, aber scharf unterschieden neben ein-
ander gestellt sind; nachher wo sie Zusammenkommen, ist theils
den beiden Liebenden, deren Stimmen mit einander gehen,
Silla gegenübergestellt, theils geben auch hier kleine Eintritte
der drei Stimmen einen lebendigen Ausdruck: kurz man ge-
wahrt hier schon etwas von der musikalischen Architektonik,
welche Mozart später so meisterhaft ausübt.
Vor allem aber verdient die ganze Seene, welche dem
Schluß des ersten Acts vorangeht, ausgezeichnet zu werden;
sic ist mit wahrhaft dramatischer Kraft und in großartiger
Weise angelegt und durchgeführt. In einem prachtvollen
Atrium, das mit den Denkmälern der Ahnen geschmückt ist,
erwartet Ceeilio in der Dämmerung die Ankunft der Giunia.
Die wechselnden Empfindungen, welche die Betrachtung der
Heldengräber und die Sehnsucht nach der Geliebten in ihm
 
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