Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — 1855(1856)

DOI Heft:
IV. Berichte
DOI Artikel:
A. Antiquarische und Geschichtliche
DOI Artikel:
Hewer, Johann Jacob: Ueber die Römerstraßen im Kreise Saarburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43689#0042
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38

Dass diese zwischen Saar und Mosel sich hinstreckende Strasse an vielen Stellen so gut und so
viele Jahrhunderte lang sich erhalten hat, das hat sie der vortrefflichen Unterlage, der soliden Con-
struction und dem Umstande zu verdanken, dass sie wie ein hoher Damm sich über den Gebirgsrücken
hinzieht, wo bei der starken Wölbung und Böschung das Regenwasser abziehen, das Gras aber,
womit sie dicht bewachsen, sie als umhüllende Decke vor der Verwitterung schützen musste.
Nur auf kleinen Strecken ist sie sprurlos verschwunden und zwar da, wo sie über die angrenzenden
Felder nicht erhaben liegt, oder wo sie von Anhöhe zu Anhöhe durch Buchten sich schlängelnd
abgegraben ist; aber durch Verbindung der Enden lässt sich leicht die Richtung wiederfinden* *).
Die Entfernung von Trier nach Metz nach den genauen Distanzen von der Augusta Trevirorum
nach Caranusca, von Caranusca nach Ricciacum und von diesem nach Divodurum Mediomatricorum
beträgt circ. 35 galt. Meilen, was auch mit der Angabe des ftinerarium’s nahe übereinstimmt. In
dem Namen des Dorfes Cahren scheint sich der Namen Caranusca (auf der Karte gegen Ricciacum
verrückt und demselben irrthümlich nachgesetzt) erhalten zu haben; indess ist die Strasse weder
durch Cahren, noch in dessen Nähe vorbeigegangen. Die Strasse in ihrer ganzen Länge von
Tawern über Jefft bis Ritzingen hat eine Richtung von N. nach S., doch so, dass sie von beiden
Endpunkten nach ihrer Mitte zu, wo sie sich theilt, bei Ritzingen nämlich in eine Curve nach W.
zusammenläuft und sonach das zwischen Mosel und Saar liegende Gebiet in zwei gleiche Hälften
scheidet. Sie ging bei Conz über die Saar, verlässt von Tawern (Tabernae) aus das Thal, um
nun mehr und mehr die Anhöhen zu ersteigen, gelangt vorerst in den Steinkaulenwald, dann am
Deutschherrenwalde vorbei zum Metzenberg, geht von Bäumen überwachsen durch den Insdorfer
Gemeindewald Wilhau und schlängelt sich am Rande desselben stark ansteigend und stark sich
beugend auf die Höhe und ist hier schier ganz abgegraben. Nun geht sie auf dem Gebirgsrücken
fort zwischen den am Abhange gelegenen Dörfern links von Kümmern und Fisch und rechts von
Ensdorf und zieht sich über den Bann von Winchringen bis zur Höhe von Bilzingen und ist auf
dieser ganzen Strecke mehrentheils recht gut erhalten. Nun weicht sie südlich ab und geht zwischen
den Strassen (d. h. zwischen den Wegen von Bilzingen nach Körrig und Merzkirch) und fängt
erst da an wieder erkennkar zu werden, wo sie den Weg von Rommelfangen nach Körrig kreuzweise

ein vorspringender Ring gerade die Höhe des zwischen Saar und Mosel sich auszweigenden Vogesengebirges
umgibt, würde also mit der noch heute gangbaren Benennung Hochstrasse übereinstimmen. Chemin dagegen
würde dasselbe ausdrücken wie der deutsche, nicht minder oft gebrauchte Namen, die Strasse schlechtweg.
Steininger, in den Sprachen bewandert wie in der G-eschichte, hält chemin für das Wurzelwort, und Ihm ist
um so mehr beizupflichten, als die röm. Strassen hier zu Lande fast überall Kim oder Kem genannt werden,
gleichviel ob sie über Berge oder durch Thäler gehen, und für cime also nichts als der Schein des Gleichlautes
spricht.
*) Von welcher militärischen Wichtigkeit der Landstrich ist, welchen diese Strasse durchzieht, die Metz
mit Trier, dem anderen Rom verbunden hat, geht daraus hervor: dass von der Saar aus Caesar in’s Gebiet der
Trevirer eingedrungen sein soll; dass zur Zeit der Raubkriege bei Tawern das Lager der Franzosen war, als
Crequi gegen die Verbündeten die Schlacht verloren hat; dass Marlborough durch dieses Gebiet längs der Mosel
und Saar im Spanischen Erbfolgekrieg hinaufgezogen ist, um Frankreich den vermeinten Todesstreich zu versetzen;
dass endlich auf der Höhe des Gaues es war, wo im Revolutionskriege die Oestreicher die Franzosen vom weiteren
Vordringen in’s Triersche Moselthal abzuhalten suchten.
 
Annotationen