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Janitschek, Hubert
Die Gesellschaft der Renaissance in Italien und die Kunst: vier Vorträge — Stuttgart: Spemann, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.45330#0042
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II.
Hünlllerische Mm ficke und lnüll'llensche Erziehlmg.

^)ie nächste Frage, die nun Antwort heischt, ist: Wie verhält
sich die Phantasie des Künstlers der Renaissance zur Welt; wie
reagirt er auf deren Erscheinungen im Reiche des Geistes und der
Natur? — Auf welchen Wegen gelangt er zu der Fähigkeit, die
künstlerische Intention in die Wirklichkeit des Kunstwerks umzu-
setzen?
Es ist hier nicht der Ort, eine oder mehrere der Definitionen
anzuführen, welche die Psychologie und Aesthetik von der Phantasie
schon gegeben. Jean Paul hat vielleicht metaphorisch das Beste
gesagt, als er die Phantasie „die Weltseele der Seele" nannte").
Sie ist ja thatsächlich in jeder Aeußerung gegenwärtig, die uns
Kunde bringt oder durch welche wir Kunde geben von der Außen-
und Innenwelt. Sie regt sich schüchtern in der Erinnerung und
herrscht zücht- und schrankenlos in den Gesichten des Träumenden
und Fiebernden.
Ihre Thätigkeit äußert sich ganz besonders nach zwei Rich-
tungen: sie belebt und totalisirt. — Ohne die Phantasie besäßen
wir die Welt nur als einen Complex von Begriffen, nicht als einen
lebensvollen Organismus. — Die unbefleckte Phantasie des Kindes
 
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