IV.
Das Uazenatmlhum des Slaates und der Nrivuten.
^)urch den Einfluß der Frau also haben alle Lebensformen
an Schönheit gewonnen, die ästhetische Empfindung des Genießen-
den wie die des Produzirenden sich verfeinert lind veredelt; es tritt
nun die Frage auf, was hat die Gesellschaft jener Zeit für das
äußere Gedeihen der Kunst gethaü, oder wie hat der Staat und
das prjvate Individuum das Kunst-Mäzeuatenthum geübt.
Der erste Geschichtsschreiber der Reuaissance-Periode, der
Abbate Bettinelli — eiu echtes Kiud des Voltaire'schen Zeitalters —
voll geistvoller Gesichtspunkte, doch unzuverlässig in historischen An-
gaben, macht sich einmal in folgender Apostrophe Luft: Stets wird
es ein ebenso schwieriges Problem bleiben, wie harten Vorwurf
Hervorrufen, einen solchen Reschthum an Ballten, Malereien, Bild-
hauerarbeiten zu sehen -— und daneben solche Unsicherheit der
Regierung, solches Darniederliegen des Handels lind des Ackerbau's,
als wären schöne Bilder, schöne Statuen, schöne Paläste noth-
wendiger als Brod; so viel griechische Philosophie, bevor man
seine eigene Literatur, Geschichte und Oekonomie verstand; und
vor Allem so viel Feuereifer, neue Handschriften zu entdecken, statt
Erzadern; Bücher, Manuskripte, Bibliotheken zu ordnen, statt
Ströme und Gießbäche; das Land weit »lehr mit rhetorischen
und poetischen Gesetzen als mit Einwohnern zu bevölkern