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Jantzen, Ulf; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Bronzewerkstätten in Grossgriechenland und Sizilien — Berlin: de Gruyter, Band 13.1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.48343#0013
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EINLEITUNG

Die griechischen Kleinbronzen bestehen aus zwei Arten verschiedener Bestim-
mung: den Freistatuetten und den Geräten mit figürlichen Teilen. Unfigürliche
Bronzegeräte kommen hier nicht in Betracht. Die Freistatuetten kommen wohl
nur als Weihgaben an Gottheiten, beziehungsweise als Grabbeigaben vor, während
die Geräte Gegenstände des täglichen Gebrauchs waren, die aber in derselben Form
mit in die Gräber gelegt wurden oder als Weihgeschenke in die Heiligtümer gestiftet
werden konnten. Eine Inschrift auf Figur oder Gerät kann davon Kunde geben.
Die an Geräte gebundenen Gestalten haben nicht die gleichen Entwicklungs-
möglichkeiten wie die Freistatuetten. Einmal geschaffene Typen wie die Pfannen-
griffe oder die Standspiegelstützen werden in möglichst ähnlicher Weise durch
lange Zeiträume festgehalten, auch wenn sie eigentlich schon ‘überholt’ sind.
Andererseits können den Gerätfiguren Bewegungsmotive eigen sein, die nur von
ihnen und niemals von Freistatuetten ausgeführt werden dürfen. Es sind dies in
erster Linie die sich rückwärts beugenden Athleten als Kannengriffe.
Die gesamte westgriechische Kunst besteht nun nicht aus Kleinbronzen allein,
sondern setzt sich zusammen aus Architektur, Großplastik, Vasenmalerei, Klein-
kunst in den verschiedensten Materialien •— wie in allen Landschaften. Doch
brauchen alle diese Gebiete nur soweit herangezogen werden, als es zur Klarlegung
der Verhältnisse bei den Kleinbronzen nötig ist. Die Berechtigung einer derartig
gesonderten Betrachtung der Kleinbronzen allein ergibt sich daraus, daß sich
innerhalb der Bronzewerkstätten eine Tradition entwickelt hat, die mit der aus der
Vasenmalerei bekannten verglichen werden kann. Bei Heranziehung des ganzen
vorhandenen Materials wird es in günstigen Fällen möglich sein, auch bei den
Kleinbronzen mehrere Werke einem Meister zuzuschreiben. Von attischen Bronzen
zum Beispiel stammen die drei Kuroi von der Akropolis in Athen, Nationalmuseum
6597, 6598 und 6607 (De Ridder Nr. 736—738) von einer Hand.
Auch inhaltlich nehmen die Kleinbronzen gegenüber der Großplastik eine Sonder-
stellung ein. Zwar können die meisten Themen der Großplastik (Götter, Heroen,
Menschen, Tiere, Mischwesen und Dämonen) durchaus in kleinem Format wieder-
gegeben werden, aber darüber hinaus sind •— abgesehen von der großen Gattung
nur als Kleinbronzen vorkommender Geräte ■— einige Gestalten der früharchaischen
Kleinkunst Vorbehalten, die erst viel später auch in die Großplastik eindringen.
So gibt es in der archaischen Großplastik weder Kentauren noch Silene oder Mä-
naden, deren Fehlen wie gesagt inhaltlich begründet ist. Auf technischem Gebiet
dagegen sind sicherlich die Gründe zu suchen für das häufigere Vorkommen von

I

J a n t z e n , Bronzewerkstätten
 
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