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Jantzen, Ulf; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Bronzewerkstätten in Grossgriechenland und Sizilien — Berlin: de Gruyter, Band 13.1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.48343#0076
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BRONZEWERKSTÄTTEN

an als einer rein griechischen. Zu vergleichen sind die in Anmerkung 2 aufgezählten
Bronzen. Zum Thema ‘Krieger’ vergleiche Anhang 8.
9. Paris, Bibliotheque Nationale 98. Jüngling mit Inschrift. Gefunden bei Bologna.
Babelon-Blanchet, Cat. Nr. 98. Furtwängler, Sammlung Somzee 55 f. Abb. S. 56.
Tafel 17, 67 u. 68. Trotz dem vom griechischen Gebiet weit abgelegenen Fundort
handelt es sich um ein rein griechisches Werk, allerdings mit leicht provinziellem
Charakter. Aus der lokrischen Fabrik sind Jünglingsfiguren der zweiten Hälfte
des fünften Jahrhunderts — also der Entstehungszeit der Statuetten von Bologna
— bekannt, die aber so völlig andersartig sind, daß dieser Jüngling nicht in Lokroi
entstanden sein kann. In der Körperbildung macht sich offenbar peloponnesisches
Gut bemerkbar. Demnach könnte man an Herkunft aus Tarent denken.
10. Reggio Antiquarium. Handspiegelgriff: nackter Jüngling mit erhobenen Armen,
archaisch. Aus Metapont. Die Veröffentlichung dieses für die Geschichte der Hand-
spiegel bedeutenden Stückes wäre sehr zu begrüßen, da es wahrscheinlich eines der
frühesten Exemplare seiner Gattung ist. Es wäre einzureihen unter die Hand-
spiegel Anhang 2 C.
SCHLUSS
Das Ergebnis der angestellten Untersuchungen ist kurz zusammengefaßt folgen-
des : In Unteritalien waren in der archaischen und klassischen Zeit mehrere Bronze-
werkstätten tätig, unter denen sich die in Tarent und Lokroi durch längere Zeiträume
verfolgen lassen. Eine weitere Werkstatt, die, wenn auch nicht mit voller Sicherheit,
in Kroton angesetzt wurde, wird nur auf wenige Jahrzehnte deutlich. Das Problem
der sizilischen Bronzewerkstätten kann noch nicht als gelöst betrachtet werden. Ne-
ben diesen Schulen müssen noch eine Reihe weiterer bestanden haben, wie vereinzelte
Bronzen bezeugen, die sich nicht in das Bild der eben genannten Werkstätten ein-
fügen lassen wollen; doch fehlt für deren genauere Bestimmung bisher das Material.
In Tarent beginnt die Produktion schon im siebenten Jahrhundert und hält sich —-
lange auch auf bedeutender Höhe — bis in römische Zeit. In Lokroi dagegen, dessen
Anfänge vielleicht nur wenig später liegen als bei Tarent, erlischt die schöpferische
Tätigkeit schon im Laufe des vierten Jahrhunderts. Als wichtiges Ergebnis konnte
festgestellt werden, daß die Handspiegel mit ausgeschnittenem Reliefgriff nicht aus
der Tarentiner sondern aus der lokrischen Werkstatt hervorgegangen sind.
In den Anhängen 1 bis 9 schließlich wird mit Hilfe möglichst vollständiger Listen
Vergleichsmaterial aus der gesamten griechischen Bronzekleinkunst zusammen-
getragen, da gleiche oder verwandte Typen zu Vergleichszwecken besonders geeignet
sind.
Jede der westgriechischen Werkstätten besitzt ein eigenes stilistisches Gepräge,
doch niemals in der Eindeutigkeit und Klarheit wie Athen, Sparta, Paros oder
Samos. Schon in der Uneinheitlichkeit der Kolonialbevölkerung, deren steter und
zum Teil durch Zuwanderung bedingter Wechsel ein Feind von gleichmäßiger Ent-
wicklung war, liegt die größere Vielfalt, aber auch Sprunghaftigkeit des Kunst-
ablaufs begründet. Dennoch haben trotz der Verschiedenheiten der stammesmäßigen
 
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