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Jahrbuch der Baukunst und Bauwissenschaft in Deutschland — 1.1844

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Menzel, Carl August: Die Baukunst in Bezug auf Akustik betrachtet
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https://doi.org/10.11588/diglit.19236#0092
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Dic Baukuirst

bei Seite zieht und dami frei vibriren läßt, mird ihre Vibrarion dcin
Jnstrnmente nnd dcr umgebendcn Lnst nüttheilen, so daß ein mnsitalischer
Ton eittsteht und bis an daö Ohr fortgcpslanzt wird.

Die Lnst, welche die schallenvcn Körper in der Negel von allen
Seitcn umgiebt, theilt anch die Empfinvnng des Schalles nach allcn
Nichtnngcn mit; dahcr müssen anch die Vibrationcn der Lnst, odcr dcren
Pulsirnngen, wie man sich anszudrücken psiegt, nach und nach dem gan-
zen Raume mitgetheilt werden, innerhalb deffen Grenzen sie das Ohr
asficiren können.

Wir ffellen nns vor, dies geschehe mittelst äußerff kleiner Ans-
dehnnngen nnd Znsammenziehnngen der Theilchen der Lust, welche, indem
sie gegen die allenthalben anffoßenden Theilchcn drücken, ähnliche Bcwe-
gnngen, und zwar nach allen Richtungen von einem gemeinsamen Veittel-
pnnkte aus, hcrvorbringen.

Die Schallnndnlationen der Lust hat man mit den Wellen vergli-
chen, die sich in concentrischen Kreisen über einen rnhigen Teich verbrei-
ten, in welchen man cinen Stein geworsen hat. Und so wie die ftüssigen
Wcllen sich nicht nnr gerade ans dem Piittelpunkce fortpstanzen, sondern
wenn sie auf einen Wiverstand stoßen, (wie z. B. einen schioimmenden
Körpcr) um die Seiten Vieses GegenffandeS gehen, und sich jenscits dessel-
ben in schiefer Nichtung verbreiteii) so werden anch die Schwingnngen
dcr Lust, wenn sie in ihrem Fortschritt dnrch cine hohe Mauer oder ein
ähnliches Hinderniß nntcrbrochen iverden, über daffelbe hinioeggehen, nnd
sich auf der cntgegengcsetzten Seite sortpftanzen. Es beioegcn sich aber
die Schallwellcn nicht blos in ebener, wagerechter Fläche, sondcrn von
einem gemeinschastlichen Mittelpnnkte ans, in dem der Schall in freier Lnsc
cntsteht, nach allen llcichtungen hin, ivelche man sich am dentlichsten als
die Radien einer Kngel vorffellt. D a ß dies e R adie n iv e l l enför -
mig gedacht werden müssen, thnt der Vorstellung, Vieselbcn als
gcrade Linien zu denken, keinen Eintrag i nm so iveniger, da iv ir
für die Lichtffra h l en, welche sich e b e n f alls w elle n s ö r m i g
b e iv egen, i m mer nnr gerade Linien bei theoretische n U n -
t e r s n ch nn g en ihrerFort p f a n znng a n z n n e h m e n s ch on läng st
geivöhnt. sind.

Da also der Fortgang der Klänge oder der Schallschläge von dem
schallendcn Punkte aus nach allen Sciten in gerader Linie gedacht werden
kann, so kann man sich viese Linien als Schallstrablen (rallii sonoris)
vorstcllen, nnd so die Betrachtnng der Wege des Schalles aus Geometrie
briiigen. Man kann sich anch die Lnstpreffnngen, welche dnrch erzeugten
Schall entstchkn, wie vie Prcssung eineS Scückchens Gnmmielasticum vor-
 
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