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eliicr aNgemeincn Banformenlehre.

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Einen weiteren Fortschritt zeigt dcis Verfahren, wo die Vlöcke zivar
eben so gefugt, aber zugleich vierkantig behauen werden.

Beide Bauarten finden wir noch in den holzreichen Eegenden
Deutschlands, der Schweiz, Tyrols, Steiermarks, in Polen, Nußland,
Norwegen und Schweden in Gebrauch.

Quer über den so gebildeten Umfasfungswänden liegen die Balken,
nnd auf ihnen ruht das zweiseitige Dach. Diese höchst einfache Fügung
läßt nichtsdestoweniger bei einiger Ausbildung sehr angenehme Formen
entstehen, wie die Schweizer- und Tyroler - Holzgebäude mehrfach zeigen,
an denen viele angebrachte Gallerien, unter den weit vorspringenden
Dächern, sowie reiches Holzschnitzwerk die Rohheit der ursprünglichen
Anordnuiig auf geschickte Weise vermitteln. Jn dieser Art waren muth-
mafilich die ersten griechischen Holztempel erbaut, sonst hätte der Spar-
taner den Korinther, in Bezug auf die korinthische aus vierkantigen
Stücken gebildete Felderdecke, nicht fragen können: Wachsen bei euch
die Hölzer viereckig? (Plut. Lyk. 13.) Hieraus geht hervor, daß
bei den Spartanern, als dem an dem alten Herkommen und altväterlicher
Einfachheit am meisten festhaltendeu Volke, der Bau mit Blockholzstämmen
üblich gewesen.

Die zweite schon künstlichere Art bildete stch so, daß auf eine
Schwelle Stiele gestellt werden, welche in den beiven Langwänden ober-
halb ein lllähm (Platte) verbindet. Die Stiele werdeu der Höhe nach
gefalzt und in diese Falze werden Bohlenstücke von oben herunter einge-
sehoben. Die Stiele steheu demnach- uach den Aufienseiten etwa um 2 — 3
Zoll vor. Die innere Fläche der Stiele wird mit Bretlern verschlagen,
uud der Zwischenraum, welchen die inneren Bretter und die in den
Stielen eingeschobenen Bohleu bilden, mit Moos, trockener Erde oder
trockenem Lehm gefüllt, um der Einwirkung der äußeren Temperatur
wiverstehen zu köunen.

Ueber den auf diese Weise zugerichteten Wänden lag die Balkenlage
und das Dach ivie gewöhnlich. Es ist auf den ersteu Blick einleuchteud,
daß hierbei ein regelmäßiges Ansehen und eine größere Zierlichkeit zu
erreichen war, als bei dem bloßen Blockholzbau. Noch heutzutage finden
wir unter dem Namen Ghersaß diese Verbinvungsweise in Ostpreußen
und Litkhauen in Anwendung; so wie wir ste ebenfalls an den alten
norwegischen Holzkirchen bemerken. Die sorstehenden Stiele der Außen-
seiten erinnern sehr an die Pfeilerstellungen der Steinmauern, obgleich
keinesweges erweislich ist, daß sie bei diesen aus jenen entstanden wären;
denn die griechische Tempelmauer hat sie nicht, da die Eckpseiler derselben
nur eine Verstärkung und Endigung der Mauerenden find, und die
 
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