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Jahrbuch der Baukunst und Bauwissenschaft in Deutschland — 2.1845

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Menzel, Carl August: Grundzüge zur Vorschule einer allgemeinen Bauformenlehre in Bezug auf den Standpunkt der Baukunst in jetziger Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.19237#0074
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I!. Gnindzüge zur Vorschule

romische Pilasterstellung der Mauern hinter seder davorgestellten Säule
ist nur aus dem bei den Nomern so ängstlich und ohne naturgemäßen
Grund beobachteten Ebenmaaße (Symmetrie) hervorgegangen.

Aus dem Obigen wird ferner einleuchten, daß nur wagerecht lau-
fende Fugen in Putz auf einer Steinmauer (ohne senkrechte Fugen) viel
eher den Ausdruck einer hinter dem Abputz verborgenen Block- oder Gher-
saß-Wand geben würden, als daß eine folche Form eine Steinmauer aus-
drückte, woraus wieder folgt, daß man auch bei einem bloßen Mauer-
überzuge nicht nur eine willkürliche Form anzudeuten habe, sondern daß
man auch hierbei über die Art und Weise der dahinter verborgenen Fü-
gung nicht im Zweifel fein darf.

Die dritte Art des Holzbaues ist der fetzt allgemein verbreitete so-
genannte Fachwerksbau, wo die Fache auf verschiedene Weise ausgefüllt
N'erdcn. Dieser ist am wenigsten geeignet, schöne Formen anzunehmen
uno müssen wir in jeder Hinsicht dem sogenannten Ghersaß hierin den
Vorzug geben, dessen schon die alten Scandinavier sich bedienten und wo-
von noch einzelne Tempel-Pfosten aus der heidnischen Zeit, welche sich an
Norwegens Holzkirchen mit eingebaut stnden, Beweise geben, mit welcher
Sorgsamkeit und Vollendung man damals den Holzbau behandelte. Neh-
nnn wir ferner an, wie wohl gewiß ist, daß Othin mit seinen Ge-
nossen aus Asien kam, und daß die vorgefundenen alten Tempelpfosten
9lorioegens den ursprünglichen auch in der spätcren Zeit nachgeahmt wurden;
bedenken wir serner, daß der Holzbau in Asien vor der Waldverwüstung
rind folglich vor dem Steinbau allgemein war, da auch die in Griechen-
land einziehenden Dorier ursprünglich Holztempel bauten, so ließe sich
hieraus die Vermuthung ziehen: daß wir in den in N'orwegen vorhande-
nen Tempelpfosten und ihrer Fügung noch ein Abbild altgriechischer Fü-
gungsweise besitzen. Diese Vermuthung bestärkt sich dadurch, daß die scan-
dinavischen Seekönige, wenn sie ihren Wohusitz veränderten, die vier Eck-
psosten ihres Hauses mitnahmen. Hatte aber das scandinavische Haus,
folglich auch der scandinavische Tempel Eckpfosten, so konnte derBau kein
Blockholzbau sein. Da die norwegischen alten Kirchen mit den aus heid-
nischer Zeit stammenden Pfosten in Ghersaß erbaut sind, so folgt, daß
anch die ursprünglichen Heiligthümer in Ghersaß verbunden waren, woraus
wir schließen möchten, daß auch die alten griechischen Holztempel dieselbe
Fügung hatten.

Denkt man sich bei griechischen Holztempeln hierzu die Fettendach-
Verbindung, so entstehen, wegen entfernter Lage der Dachbalken, zwischen
ihnen nicht quadratische, sondern lange schlitzförmige Oeffnungen, durch
tvelche Lust und Licht in das Innere fielen, da man diese Metopen offen
 
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