II. Gruiidzüge zur Vorschule
04
dcin gnechischen Vaustyl so sehr das Worl sür unsere jetzigen Vcrhältuisse
reden, nüt einem Male gclöst. Nebenbei bilden wir uns ein, daß unsere
Vauten ganz griechisch seien, wenn sie nur wagerechte Decken und ebeu
solche Sturze der Thür- und Fenster- rc. Oesfnungen haben.
Die Anwendung der wagerechten Steindecke und Gcwölbe dagegen
fiudet weniger ^lnklaug bei uns, man vermeidet und umgeht sie, wo uud
wie man nur irgenv kann, weil sie mehr Geld kosteu. Das Bestreben,
aneh für die Nachwelt zu bauen, was aus den meisten, selbst bür-
gerlichen Gebäuden des Mittelalters noch hervorleuchtet, bemerken wir
kaum an einzelnen sehr wenigen Gebänden jetziger Zeit, uud wenu es ei-
nen Kölner Dombau gilt, so sind mehr Stimmen dagegen als dasür. —
Deuken wir uns ein einfaches Bauwerk nur von den Umfangs-
mauern eiugeschlossen und mit einem Dache bedeckt, so ist es gewiß, daß
die crforderlichen Maueröffnungen an Thüren und Fenstern eine Haupt-
bediugung der Auordnuug abgeben werden, da sie diejeuigen Theile sind,
welche sogleich ins Auge fallen.
Jhre Bedingung, Eingang zn schaffen oder Lust und Licht in das
Gebände einzulassen, ist eben so eiusach, als ihre mauichfaltigen Formen
bei den verschiedenen Baustylen unendlich verschieden sind. Wir sehen bei
chiuesischen Tempeln kreisrunde Thüren und Thorwege, bei den iudischen
die mannichfaltigsten Formen, bei ägyptischen und griechischen das nach
oben sich verengende Viereck, auch das -Nechteck, bei den römischen eben
solche und mit Halbkreisen geschlossene. Der arabische Styl zeigt uns den
Spitzbogen, wie der altdeutsche, und der maurische d!e Hufeisenform oder
den Dreiviertheilkreis. Der ganze Kreis, als Lichtöffnung, kommt in allen
Baustylen vor, worüber wir uus nicht wundern dürfen, weun wir zugleich
die sinnbildliche Bedcutung des Kreises bedenken, wo bei den mittelalterli-
chen sogenannten Sonnenfenstern schon der Name die Andeutung giebt.
Es ist nicht anzunehmen, daß bloße Willkür die Verschiedenheit in
der Form der Maueröffnungen hervorbrachte, es liegt ihnen vielmehr bei
jedem Baustyl zum Theil althergebrachie Sitte, zum Theil Bediugtingen
des Religionskultus uud zum Theil auch andere Ursachen zum Grunde,
auf die wir später zurückkommen werden.
Der Natur der Sache nach ist jedes Bauwerk unten schwer, nach
oben zu leichter, weil es so eine größere Standsähigkeit besitzt, als es um-
gekehrt haben würde.
Es muß aber diese Eigenschaft nicht blos wirklich bestehen, sie muß
auch dem Auge sichtbar gemacht werden. Alle Baustyle haben sich hierzu
der Maueröffuungen bedient, welche in den uutern Stockwerken sparsamer,
in den oberen vielsältiger augebracht, dieseu Zweck vortrefflich erfüllen,
und
04
dcin gnechischen Vaustyl so sehr das Worl sür unsere jetzigen Vcrhältuisse
reden, nüt einem Male gclöst. Nebenbei bilden wir uns ein, daß unsere
Vauten ganz griechisch seien, wenn sie nur wagerechte Decken und ebeu
solche Sturze der Thür- und Fenster- rc. Oesfnungen haben.
Die Anwendung der wagerechten Steindecke und Gcwölbe dagegen
fiudet weniger ^lnklaug bei uns, man vermeidet und umgeht sie, wo uud
wie man nur irgenv kann, weil sie mehr Geld kosteu. Das Bestreben,
aneh für die Nachwelt zu bauen, was aus den meisten, selbst bür-
gerlichen Gebäuden des Mittelalters noch hervorleuchtet, bemerken wir
kaum an einzelnen sehr wenigen Gebänden jetziger Zeit, uud wenu es ei-
nen Kölner Dombau gilt, so sind mehr Stimmen dagegen als dasür. —
Deuken wir uns ein einfaches Bauwerk nur von den Umfangs-
mauern eiugeschlossen und mit einem Dache bedeckt, so ist es gewiß, daß
die crforderlichen Maueröffnungen an Thüren und Fenstern eine Haupt-
bediugung der Auordnuug abgeben werden, da sie diejeuigen Theile sind,
welche sogleich ins Auge fallen.
Jhre Bedingung, Eingang zn schaffen oder Lust und Licht in das
Gebände einzulassen, ist eben so eiusach, als ihre mauichfaltigen Formen
bei den verschiedenen Baustylen unendlich verschieden sind. Wir sehen bei
chiuesischen Tempeln kreisrunde Thüren und Thorwege, bei den iudischen
die mannichfaltigsten Formen, bei ägyptischen und griechischen das nach
oben sich verengende Viereck, auch das -Nechteck, bei den römischen eben
solche und mit Halbkreisen geschlossene. Der arabische Styl zeigt uns den
Spitzbogen, wie der altdeutsche, und der maurische d!e Hufeisenform oder
den Dreiviertheilkreis. Der ganze Kreis, als Lichtöffnung, kommt in allen
Baustylen vor, worüber wir uus nicht wundern dürfen, weun wir zugleich
die sinnbildliche Bedcutung des Kreises bedenken, wo bei den mittelalterli-
chen sogenannten Sonnenfenstern schon der Name die Andeutung giebt.
Es ist nicht anzunehmen, daß bloße Willkür die Verschiedenheit in
der Form der Maueröffnungen hervorbrachte, es liegt ihnen vielmehr bei
jedem Baustyl zum Theil althergebrachie Sitte, zum Theil Bediugtingen
des Religionskultus uud zum Theil auch andere Ursachen zum Grunde,
auf die wir später zurückkommen werden.
Der Natur der Sache nach ist jedes Bauwerk unten schwer, nach
oben zu leichter, weil es so eine größere Standsähigkeit besitzt, als es um-
gekehrt haben würde.
Es muß aber diese Eigenschaft nicht blos wirklich bestehen, sie muß
auch dem Auge sichtbar gemacht werden. Alle Baustyle haben sich hierzu
der Maueröffuungen bedient, welche in den uutern Stockwerken sparsamer,
in den oberen vielsältiger augebracht, dieseu Zweck vortrefflich erfüllen,
und