landwirthschcifllicher Gehöfte. 93
werden, die dorl die Woche über liegen bleiben. Eine ungemein reizende
Sitte.
Derfelbe Grundgedanke liegt offenbar den sogenannten Lauben auf
dem Lande ebenfalls zu Grunde. Schon in den Marken sindet man
überall die Krüge auf dem Lande (Kretfchams) mit folchen Vorlarchen.
Sie stehen meist mit der Giebelfeite an der Straße, und das Dach tritt
dann bedeutend (als ein Ueberbau) vor und ruht auf fceistehenden Pi-
laren.
Die Bauerhäufer in den Marken haben indeß diefe Vorbaus nicht,
aber in Hinlerpommern zwifchen Stolpe und Lauenburg beginnen sie auch
bei diefen und in dem nordwestlichen Theile Preußens si'nd sie fchon allgemein,
und selbst die elendesten Hütten haben ^venigstens eine Ecke des Haufes auf
diefe Weife offen, auf einem Pilar ruhend und eine kleins offne Halle bil-
dend. — Gegen die Weichfel hin sind es stets wirkliche Vorbaue auf der
breiten Seite (langen Front) des Haufes vor und über der Eingangsthür,
bei kleinern Häufern eine Art Laube bildend, bei großern einen aus dem
Dache vorfpringenden Ausbau. Diefer Vorbau kommt zwar hier und
da auch in Deutfchland vor, doch nur als irgend eine befondere Jdee des
Erbauers, nicht als Landesart; nur in Prsußen ist er allgemein Sitte.
Diefe Sitte und die dazu gehorige Bauart und Einrichtung des Bauer-
haufes, sindet sich auch durchgehends in den reichen Gegenden der Nie-
derungen, nur daß hier die Häufer viel corpulenter und größer sind, auch
bei wohlhabenden Leuten, z. B. bei den Mennoniten in der Gegend
von Marienburg, meist 2 Stockwerke haben, wogegen die ächten Bauer-
häuser immer nur 1 Stockwerk haben.
Das gewöhnliche lithauifche Vauerhaus ist einstöckig, liegt fast stets
im Hofe, felten an der Straße, fondern häusig der Einfahrt desselben
gegenüber, hat feinen Eingang stets von der Querfeite (in der langen vor-
dern Front) nicht Giebelfeite, hal häusig auf der einen Seite eine Tenne,
dagegsn die Ställe stets abgefondert.
In ihrer rohsten Einfachheit sind sie nur im rufsifchen Lithauen noch
zu sinden; hier fand ich noch Häufer, die nur aus 2 großen Gemächern
bestanden, worin kein Ofen, sondern niedrige Heerde waren, welche zu-
gleich zum Kochen dienten und wärmten. Es war kein Schornstein vor-
handen, keine Fenster, sondern oben in den hölzernen Wänden viereckige
3 bis 4 Q.-Fuß große mit Schiebern verfehene Löcher, welche, wenn es
nöthig war, geöffnet wurden, um den Rauch herausziehen zu lassen. Die
Helligkeit ward nur durch das Heerdfeuer genährt. Eine solche Stube
gewährte Menschen und Thieren die gemeinfame Wohnung! —
werden, die dorl die Woche über liegen bleiben. Eine ungemein reizende
Sitte.
Derfelbe Grundgedanke liegt offenbar den sogenannten Lauben auf
dem Lande ebenfalls zu Grunde. Schon in den Marken sindet man
überall die Krüge auf dem Lande (Kretfchams) mit folchen Vorlarchen.
Sie stehen meist mit der Giebelfeite an der Straße, und das Dach tritt
dann bedeutend (als ein Ueberbau) vor und ruht auf fceistehenden Pi-
laren.
Die Bauerhäufer in den Marken haben indeß diefe Vorbaus nicht,
aber in Hinlerpommern zwifchen Stolpe und Lauenburg beginnen sie auch
bei diefen und in dem nordwestlichen Theile Preußens si'nd sie fchon allgemein,
und selbst die elendesten Hütten haben ^venigstens eine Ecke des Haufes auf
diefe Weife offen, auf einem Pilar ruhend und eine kleins offne Halle bil-
dend. — Gegen die Weichfel hin sind es stets wirkliche Vorbaue auf der
breiten Seite (langen Front) des Haufes vor und über der Eingangsthür,
bei kleinern Häufern eine Art Laube bildend, bei großern einen aus dem
Dache vorfpringenden Ausbau. Diefer Vorbau kommt zwar hier und
da auch in Deutfchland vor, doch nur als irgend eine befondere Jdee des
Erbauers, nicht als Landesart; nur in Prsußen ist er allgemein Sitte.
Diefe Sitte und die dazu gehorige Bauart und Einrichtung des Bauer-
haufes, sindet sich auch durchgehends in den reichen Gegenden der Nie-
derungen, nur daß hier die Häufer viel corpulenter und größer sind, auch
bei wohlhabenden Leuten, z. B. bei den Mennoniten in der Gegend
von Marienburg, meist 2 Stockwerke haben, wogegen die ächten Bauer-
häuser immer nur 1 Stockwerk haben.
Das gewöhnliche lithauifche Vauerhaus ist einstöckig, liegt fast stets
im Hofe, felten an der Straße, fondern häusig der Einfahrt desselben
gegenüber, hat feinen Eingang stets von der Querfeite (in der langen vor-
dern Front) nicht Giebelfeite, hal häusig auf der einen Seite eine Tenne,
dagegsn die Ställe stets abgefondert.
In ihrer rohsten Einfachheit sind sie nur im rufsifchen Lithauen noch
zu sinden; hier fand ich noch Häufer, die nur aus 2 großen Gemächern
bestanden, worin kein Ofen, sondern niedrige Heerde waren, welche zu-
gleich zum Kochen dienten und wärmten. Es war kein Schornstein vor-
handen, keine Fenster, sondern oben in den hölzernen Wänden viereckige
3 bis 4 Q.-Fuß große mit Schiebern verfehene Löcher, welche, wenn es
nöthig war, geöffnet wurden, um den Rauch herausziehen zu lassen. Die
Helligkeit ward nur durch das Heerdfeuer genährt. Eine solche Stube
gewährte Menschen und Thieren die gemeinfame Wohnung! —