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landwirthschciftlicher Gehöfte.

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baude verwendete Solidität, welche si'ch in der Regel mit gänzlicher Luft-
dichtigkeit paart, refultirt bei mißlicher Erndtewitterung ebenfowohl Verderb
des Futters, als Verschlechterung der Körner, deren Zuckerstoff durch Feuch-
tigkeit und nachheriger Erhitzung brenzlich, daher Schale und Kern weit
dunkler und auch im Mahlen und Backen unergiebiger und fchlechter von
Gefchmack werden. Ohne auch in vorliegender Beziehung gerade das Vor-
handensein der Scheuern als gänzlich überflüfsi'g und durch die Feimen
vollkommen erfetzt darstcllen zu wollen, werden letztere doch nach unferer
Ansi'cht unter manchen Verhältnissen jene erfetzen konnen, befonders da, wo
das Feldeigenthum moralifch und polizeilich gesi'chert ist. Die Structur
solcher Feimen detailliren wir hier, als am ungeeigneten Orte, nicht, aber es
scheint uns diefer Moment desto geeigneter, an des Ober-Baudirectors Triest
möglichst wohlfeile Bauart der Scheunen zurück zu erinnern. Es ist diefelbe
ursprünglich eine Jdee des großen Thaer, die derfelbe damals faßte, als er
das von Sr. Maj. dem Könige von Preußen ihm gefchenkte Erbpachts-
grundstück im Amte Wollup felbst zu bebauen dachte. Triest hat si'e auf-
genommen und ausgeführt. Das Gebäude bildet ein Mittelding zwifchen
Feime und einer Scheune, und vereinigt die Vortheile, welche beide haben,
mit Entfernung aller der Nachtheils, welche man beiden mit Recht vor-
werfen kann. Es deckt und si'chert, mit sehr viel geringern Kosten wie
jede Scheune eine großs Ouantität Getraide, confervirt es ohne allen
Zweifel auf die zweckmäßigste Art, erlaubt ein trocknes Abladen und Tassen,
so wie auch das Abdreschen auf der Stelle bei jeder Witterung. Es hat
durch die Verbindung, welche ihm Triest gegeben, eine unüberwindliche
Halrbarkeit, und da das Holz von der Wirkung der Nässe, des starken
Luftzuges wegen, nicht leiden kann, eine größere Dauerhaftigkeit, als jedes
aus Hol; errichtete Gebäude. Jede Befchreibung desselben würde undeut-
licb sein, und wir verweisen daher auf die nachstehende Schrift:

Triest, A. F., Anleitung zu einer holzerfparenden, raumgewinnenden
und wohlseüen Construction bei den Scheunen, mit 4 illuminirten
Kupsern. Berlin, Kunst- und Jndustrie - Comptoir, 1808, gr. 8.
1 Thlr. 6 Gr.

Bei diefer Gelegenheit kann auch wohl jene wenig bekannte Einrich-
lung ambulanter Drefchtennen, deren si'ch die auf Alles rassi'nirenden eng-
lischen Landwirthe bedienen, nicht unerwähnt bleiben. Es ist nemlich ihnen
zu befchwerlich gewesen, das Getraide, welches si'e lediglich in Feimsn auf-
bewahren, aus diesen wieder heraus auf die ihr festes ^Gebäude habenden
Dreschtennen zu bringen, welches auf einmal und bei guter Witterung
geschehen mußte, weil die dortigen Feimen ohne feststehende Bedachung
sind, also weggeräumt werden müssen, wenn ihre Decke einmal abgenom-

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