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Berichle über

Zu diesem muß num jetzt drei Treppen hiimnsteigen, namentlich für Da-
men eine unangenehme Nothwendigksit! Zu der diesen Saal umgebenden
Tribüne — Gallerie -— sührt noch, von zwei verschiedenen Seiten, eine
vierte Treppe. Oben angekommen, ist auch eine rüstige Brust ziemlich
athemlos. Der genannte Saal macht übrigens, obwohl in scinen ekus-
schmückungen noch unvollendet, einen sehr vortheilhasten Eindruck. Er
ist mit der Hauptloge 113 Fuß lang, 68 Fuß breit und 40 Fuß hoch.
Das Orchester erhebt sich terrafsenförmig in einer Höhe von 8 —14 Fuß.
Jm Hintergrunde desselben besindet sich die von Peter Tappe nus Verden
erbaute Orgel von 10 Fuß Tiefs, 26 Fuß Breite und 26 Fuß Höhe,
mit 26 klingenden Stimmen im 10-Fußton. 80 bis 100 Musiker mit
ihren Pulten, oder auch 250 Sänger, sinden sehr bequem auf dem Or-
chester Platz. Jm Ganzen faßt der Saal 1400 Personen; 6 große
Kronleuchter, 18 Wandleuchter und etwa 170 Gasflammen verbreiten in
dem weiten Naume fast Tageshelle. Die Decke wird künftig ein allego-
risches Gemälde, die Verherrlichung Mozarts, zeigem; die Wände sind in
Marmorfresco gemalt; die Logengeländer follen mir 29 Bildnissen berühm-
ter Meister der Tonkunst geschmückt werden, von dcnen bereits mehrere
vorhanden. — Die Nefonanz des Saales ist trefflich, doch würde eine
weniger eckige und scharfwinkliche Bauart desselben in diefer Hinsicht ge-
wiß noch ungleich vortheilhafter gewesen sein. Die Aufzählung der Gar-
derobe- und Ersrischungszimmer, sowie der sonsiigen Räumlichkeiten der
Tonhalle wird man uns gern erlassen. — Bon den zwei kleineren Musik-
sälen derselben — der eine faßt -ein Publikum von 400, der andere von
200 Personen — können wir noch keine nähere Schilderung geben, weil
wir sie noch nicht gesehen. Der große Saal ist in jüngster Zeit bereits
fleißig benutzt worden, namentlich gedenken wir des unter dem Titel
„Erinnerung an das norddeutsche Musikfest" hier von Hrn. C. Krebs,
dem Capellmeister des Stadttheaters, veranstalteten und fpäter wiederhol-
ten Concertes, mit wahrhaft riesigen Tonmassen ausgeführt. Es sollen
dabei nicht weniger als 160 Jnstrumentalmusiker, von denen natürlich
eins große Anzahl Dilettanten mit gewirkt haben. Der Eindruck ihrer
Leistung, namentlich der mit einer wohl beispiellosen Kraft und Einheit
ausgeführten Beethovenfchen (j mol-Symphonie, war ein überaus groß-
artiger. — Großartig waren leider auch die Scenen der Unordnung und
gefährlichen Verwirrung, welche, man weiß trotz polizeilicher Untersuchung
noch immer nicht recht, durch wessen Schuld, den Andrang des Publikums
zu diesem ersten Concertabend begleiteten.
 
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