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landwirthschafllicher Gehöfce.

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2) Die Gebaude des Gehöftes müsfen fo nahe an ein-
ander liegen, als Umstände und bauliche Rückfichten (nament-
lich auf Feuergefährlichkeit) es irgend erlauben. Hiernach wird der
Raum, welchen ein Gehöft einzunehmen hat, fo klein als nur möglich
bestimmt werden müffen; da überdieß hieraus noch der Vortheil entsteht,
daß dem Anbau auf diefe Weife verhältnißmäßig weniger Land entzogen
wird, als wenn man das Gehöft weitläuftig anlegt.

3) Die Gebäude müffen, nach der größtmöglichsten
Bequemlichkeit der Vewirthfchaftung, bcstimmte Stellen
einnehmen; denn es ist von der größlen Wichtigkeit, daß durch Hin-
und Herlauftn nicht Zeit, Kräfte und folglich Kosten unnöthig verloren
gehen. Es bestehen nun allerdings ftste Anfichten, nach wclchen, bei
cinigermaßen gleichmaßigem Wirthfchastsbetriebe, sich auch die Lage dec
einzelnen Gebäude eines Gehöftes gegen einander bedingt; allein Ortsver-
hältnisse, auch eigenthümlichcr Wlrthfchaftsbetrieb, aus der Ansicht des
Befitzers hervorgehend, können hierbei mancherlei Veranderungen herbei-
führen; denn häufig erfcheint dem einen unbequcm, was dem andern gan;
passend scheint. Zuweilen gebieten andere Urfachen, wie z. B. das theil-
weife Abbrennen eines Gehostes, wo man-hinterher sindct, daß die alte
Lage des Gehöftes sür die Zeitumstände und die neus Betriebsart nicht
mehr paßt, und deshalb die wieder zu erbauenden Eebäude an ganz an-
dere Stellen bringt, als sie früher gest'anden haben. Solche und ähnliche
Umstande können eintreten; allein man muß sich hierbei außerordenrlich
hüten, nicht vielleicht einem augenblicklichen kleinen Gewinn, (;. B. wegen
einiger Verminderung der Baukosten) die Bceuemlichkeit des Betriebes
und alle daraus entstchenden Vortheile für die Zukunft zu opftrn.

Es ist eine gewiß richtige Anficht, daß die Baukosten eines Gehöftes
so gering wie moglich feyn follen, um aus dem Grund und Boden den
größtmöglichsten Ertrag gcwinnen ;u können; allein bei Feststellung des
Begrisses der mcglichst geringsten Baukosten kann man fich leicht irre lei-
ten lassen, zu glauben, daß, wenn man eine möglichst kleine Summe
Eeldes dafür ausgiebt, dadurch die Baukosten auch die möglichst'ge-
ringsten wären; cs kann dadurch gerade das Gegcntheil cintreten. Wenn
man, um nur an Ausgabcn zu fparen, Gebäude errichtet, welche an sich
schlecht und unzwcckmäßig sind, wcnn sie ungefunde Wohnungcn für^
Menfchen und ebenfo ungefunde Ställe für Vieh darbieten (wie man es
so häusig sindel), wenn die Vorräthe wegcn Unzweckmäßigkeit der Anlagen
verderbcn rc., fo hat man gewiß nicht wohlftil, sondern sehr theuer
gebaut, obgleick man nur wenig Geld ausgegeben hat.

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