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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale: Periodica — 1.1856

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II. Abtheilung: Abhandlungen
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Ackner, Johann Michael: I. Die römischen Alterthümer und deutschen Burgen in Siebenbürgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45220#0133
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J/. J. Ackner. Römische Alterihilmer in Siebenbürgen. 49
Eine vor anderen merkwürdige sechste Festung ist die von Kronstadt in südöstlicher
Richtung vier Stunden entfernte Törzburg (Dietrichstein) am Eingänge und zur Beschützung
des Passes gleichen Namens. Erweislich ward dieselbe im Jahre 1212 durch den Kreuz- oder
deutschen Ritter Theodoricus zuerst als ein Bollwerk von IIolz angelegt, dann später aber von
KronstädterSachsen im Jahre 1311 auf einem Felsengipfel nach alter Art ziemlich stark und
fest aufgebaut. Sie wird gegenwärtig von einem Castellan bewohnt und von Trabanten
beschützt.
Nicht weniger merkwürdig ist die bei dem von Kronstadt westlich zwei Stunden ent-
fernten Marktflecken Zeiden gelegene Schwarzburg, deren graue Ueberreste an einem südlichen
Felsenabhange des hohen Zeidnerberges noch bemerkbar sind. Bedeutend muss ihr Umfang
gewesen sein, nach Timon. Epit. Rer. Hung., welcher angibt, dass diese Burg dem Stephan,
einem königlichen Prinzen Bela’s IV., als Dux Transsylvaniae, wegen einer mit seinem Vater
entstandenen Misshelligkeit bis zur Aussöhnung zum Aufenthalte gedient habe.
Eine andere achte Burg war diejenige, weiche Heldenburg genannt wurde, und wahr-
scheinlich ihre Benennung von dem zwei Stunden entfernten Dorfe Heldsdorf, zu welchem
dieselbe gehört, erhalten haben mag, indem die dahin sich flüchtenden Heldsdörfer aus ihrem
Orte manche feindliche Anfälle heidenmässig ab wehrten und zurückschlugen. Die Burg lag
gegen Krissbach, gleichfalls auf hohem und schroffem Felsen, welcher noch ihre Mauer- und
Thurmüberreste trägt. Vergl. Siebcnb. Quart. Sehr., VII, S. 230.
Bei dem dritthalb Meilen von Kronstadt entfernten Marktflecken Marienburg finden wir
ferner am östlichen Ende eines von Westen her sich erstreckenden Bergzuges ein mit Mauern
umschlossenes kleineres Castell. Grösser war die von der ersten Bevölkerung des Burzenlandes,
den deutschen Rittern, erbaute, derzeit nur noch durch ein Thor mit der Aufschrift „Porta
latina“ und Mauerüberresten am westlichen Rande des Berges erkennbare alte Burg. Vergl.
Marienburg’s Geographie, S. 352.
Endlich erwähnen wir noch der beiläufig fünf Stunden von Kronstadt östlich bei Nyen
gelegenen alten zerstörten Kreuzburg (Crucburg). Sie wurde zu Anfang des dreizehnten Jahr-
hunderts gegen die Cumanen im jetzigen Szelderlande von den deutschen Rittern, den dama-
ligen Besitzern des Burzenlandes, erbaut. Noch heutigen Tages wird von den benachbarten
Sachsen in Terklau Nyen die Kreuzburg genannt. Vergl. Sieb. Quart. Sehr., VII, S. 236.
Voranstehende wenigen Bruchstücke von den siebenbürgischen deutschen Burgen, deren
Mangelhaftigkeit ich nur zu sehr fühle, übergebe ich mit dem Wunsche, dass die ehrwürdigen
Ueberreste derselben bald einen tüchtigen jüngeren Bearbeiter finden, und schliesse mit den
eigenen Worten dessen, welchen ich dazu wünschen möchte: „Ehe wir von dem gastlichen
Reps und seiner hohen Felsenburg, der schönsten des Vaterlandes, Abschied nehmen, sei es
uns noch erlaubt, den Wunsch auszusprechen, dass eine Geschichte und historische Ausbeute
unserer Burgen, eine sehr beachtenswerthe Aufgabe für den vaterländischen Forscher, nicht
mehr allzulange auf sich warten lasse. Die Mauern zerfallen, der Mörtel mit der kündenden
Inschrift rieselt ab, die Sage schrumpft zusammen, und die papiernen Urkunden vermodern
in Laden und Archiven. Auch der natürliche einfache Sinn für eine unbefangene Auffassung
der Dinge nimmt mehr und mehr ab, und eine sentimentale Gefühlsschwärmerei tritt an seine
Stelle, in die wir oft als Kinder, unserer Zeit unbewusst, mit hineingezogen werden, oder eine
Geistesrichtung, der diese Reste der Vorzeit nur als willkommenes Material zu neuen, prakti-
schen Bauten erscheint. Alles Grosse, was auf Erden geschieht, lehnt sich an das warme
Centr.-Comm. für Bandenkmale. (Abhandlungen.) 7
 
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