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Abhandlungen.
Trachytkegel beinahe senkrecht empor, von dessem Gipfel die grauen Ruinen der Bälvänos
herunterschauen. Der Kegel ist von Buchen und Birken mit Zwischenräumen umgeben. Die
Besteigung ist äusserst beschwerlich, indem der Berg von allen Seiten steil abfällt, und über-
dies mit den von der alten Burg herabgerollten beweglichen Steinen übersäet ist. Die Ruine
hat über 200 Schritte im Umfange, die Mauern sind klafterdick, und die Bauart ganz wie bei
den altdeutschen Burgen. Auf der Nordseite scheint der Eingang, vielleicht auch die Einfahrt
gewesen zu sein, jetzt ganz verschüttet. Ein ziemlich langer und breiter Gang führt zwischen
Mauern, die zum Theile noch stehen, gegen Süden hinauf zu einem zweiten Thore, wo von noch
Ueberreste vorhanden, und durch dasselbe in das Innere der Burg. Hier standen mehrere Ge-
bäude, die jetzt in Schutt- und Steinhaufen verwandelt, von Buchen, Birken, Hollunder und weissen
Weiden überschattet sind. Die Spur von einem verschütteten Brunnen ist deutlich zu erkennen.
Auf der höchsten Stelle des Burgplatzes erhebt sich ein noch fast vollständig gebliebener vier-
eckiger Thurm, gegen 50 Fuss hoch, 36 Fuss lang und 24 Fuss breit; die Mauern desselben
sind weit dicker als die der anderen Bauwerke; er ist oben ganz offen, muss aber mit Woh-
nungen und Gewölben, deren Zahl und Einrichtung unbestimmt ist, besetzt gewesen sein,
indem ungeheuere Stein- und Schutthaufen die Wohnstätten bedecken. Schiesslöcher sind keine
bemerklich, kann also nicht in späteren Zeiten erbauet worden sein. Ob die Oeffnung in die
Mauer, durch die man jetzt hineingelangt, die wirkliche Thür in derselben gewesen, oder ob
der Eingang unter der Erde stattfand, bleibt unentschieden. Die Aussicht neben diesem Tliurme
ist unvergleichlich. Auf einer Seite Wälder und Gebirge, auf der anderen Felder und Thäler,
im Osten das nahe mit Dörfern besäete Häromszök, in dessen Mitte die Thürme von Keszdi-
Väsärhely hervorragen, im fernen Süden ein Tlieil vom Burzenlande, begränzt von Butschetsch
und Königstein.
Gross war die Anzahl der zur Selbsterhaltung gegen Cumanen und Petschenegen, später
zur Bescliützung der östlichen Pässe von Bodsau, Tenies und Törzburg zunächst errichteten
Burgen und Schlösser, welche das gegenwärtige Burzenland oder der Kronstädter Distric-t
umfasst. Von Kronstadt selbst kennen wir noch drei Burgfesten:
Eine in noch sichtbaren Trümmern auf dem 1200 Fuss hohen Gehänge des Felsenberges,
Capellenberges, an dessen Fuss das heutige Kronstadt sich ausbreitet; sie war bis in die
letzte Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts eines der stolzesten Denkmale altdeutscher Ver-
theidiger gegen feindliche Einfälle.
Die zweite erhob sich über den 150 Fuss hohen sogenannten Gesprengberg, und bestand
aus einem für die damalige Zeit starken Rondell, mit Graben und gegen Westen angebauter
halbrunder Bastei, wie die noch sichtbaren Reste es darthun.
Von der Stadt gegen Nordost endlich steht der 240 Fuss hohe Schlossbcrg oder St. Mar-
tinsberg, und auf seiner Spitze aus der alten Burg eine seit 1553 hervorgegangene viereckige
Festung mit vier Bastionen, mehreren Wohnungen und Casernen, dann Casematten, einen
43 Klafter tiefen Schöpfbrunnen, Wall und Graben.
Dicht über dem schönen Marktflecken Rosenau erhebt sich auf hohem Kalkfelsen eine zu
ihrer Zeit starke, uneinnehmbare vierte Burg mit kräftigen Thürmen und einem gegen
80 Klafter tiefen, in das Jura-Felsgebilde eingehauenen Brunnen.
Unfern von Rosenau werden am Burzenflusse die Ueberreste der Eulenburg ange-
geben, einer viereckigen Befestigung, welche im Jahre 1345 durch die Tataren zerstört
worden ist.
Abhandlungen.
Trachytkegel beinahe senkrecht empor, von dessem Gipfel die grauen Ruinen der Bälvänos
herunterschauen. Der Kegel ist von Buchen und Birken mit Zwischenräumen umgeben. Die
Besteigung ist äusserst beschwerlich, indem der Berg von allen Seiten steil abfällt, und über-
dies mit den von der alten Burg herabgerollten beweglichen Steinen übersäet ist. Die Ruine
hat über 200 Schritte im Umfange, die Mauern sind klafterdick, und die Bauart ganz wie bei
den altdeutschen Burgen. Auf der Nordseite scheint der Eingang, vielleicht auch die Einfahrt
gewesen zu sein, jetzt ganz verschüttet. Ein ziemlich langer und breiter Gang führt zwischen
Mauern, die zum Theile noch stehen, gegen Süden hinauf zu einem zweiten Thore, wo von noch
Ueberreste vorhanden, und durch dasselbe in das Innere der Burg. Hier standen mehrere Ge-
bäude, die jetzt in Schutt- und Steinhaufen verwandelt, von Buchen, Birken, Hollunder und weissen
Weiden überschattet sind. Die Spur von einem verschütteten Brunnen ist deutlich zu erkennen.
Auf der höchsten Stelle des Burgplatzes erhebt sich ein noch fast vollständig gebliebener vier-
eckiger Thurm, gegen 50 Fuss hoch, 36 Fuss lang und 24 Fuss breit; die Mauern desselben
sind weit dicker als die der anderen Bauwerke; er ist oben ganz offen, muss aber mit Woh-
nungen und Gewölben, deren Zahl und Einrichtung unbestimmt ist, besetzt gewesen sein,
indem ungeheuere Stein- und Schutthaufen die Wohnstätten bedecken. Schiesslöcher sind keine
bemerklich, kann also nicht in späteren Zeiten erbauet worden sein. Ob die Oeffnung in die
Mauer, durch die man jetzt hineingelangt, die wirkliche Thür in derselben gewesen, oder ob
der Eingang unter der Erde stattfand, bleibt unentschieden. Die Aussicht neben diesem Tliurme
ist unvergleichlich. Auf einer Seite Wälder und Gebirge, auf der anderen Felder und Thäler,
im Osten das nahe mit Dörfern besäete Häromszök, in dessen Mitte die Thürme von Keszdi-
Väsärhely hervorragen, im fernen Süden ein Tlieil vom Burzenlande, begränzt von Butschetsch
und Königstein.
Gross war die Anzahl der zur Selbsterhaltung gegen Cumanen und Petschenegen, später
zur Bescliützung der östlichen Pässe von Bodsau, Tenies und Törzburg zunächst errichteten
Burgen und Schlösser, welche das gegenwärtige Burzenland oder der Kronstädter Distric-t
umfasst. Von Kronstadt selbst kennen wir noch drei Burgfesten:
Eine in noch sichtbaren Trümmern auf dem 1200 Fuss hohen Gehänge des Felsenberges,
Capellenberges, an dessen Fuss das heutige Kronstadt sich ausbreitet; sie war bis in die
letzte Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts eines der stolzesten Denkmale altdeutscher Ver-
theidiger gegen feindliche Einfälle.
Die zweite erhob sich über den 150 Fuss hohen sogenannten Gesprengberg, und bestand
aus einem für die damalige Zeit starken Rondell, mit Graben und gegen Westen angebauter
halbrunder Bastei, wie die noch sichtbaren Reste es darthun.
Von der Stadt gegen Nordost endlich steht der 240 Fuss hohe Schlossbcrg oder St. Mar-
tinsberg, und auf seiner Spitze aus der alten Burg eine seit 1553 hervorgegangene viereckige
Festung mit vier Bastionen, mehreren Wohnungen und Casernen, dann Casematten, einen
43 Klafter tiefen Schöpfbrunnen, Wall und Graben.
Dicht über dem schönen Marktflecken Rosenau erhebt sich auf hohem Kalkfelsen eine zu
ihrer Zeit starke, uneinnehmbare vierte Burg mit kräftigen Thürmen und einem gegen
80 Klafter tiefen, in das Jura-Felsgebilde eingehauenen Brunnen.
Unfern von Rosenau werden am Burzenflusse die Ueberreste der Eulenburg ange-
geben, einer viereckigen Befestigung, welche im Jahre 1345 durch die Tataren zerstört
worden ist.