Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

Ludwig v. Baldass Unbekannte niederländische Bilder in Wien und Budapest

geschlitzte Bildung der Augenlider, die bogenförmige Schwingung der Lippen und die
leichte Andeutung eines Doppelkinnes, auf die Haupthaare, die in rundgedrehten Locken
herabfallen, und auf die Bildung der Hände Mariens, schließlich auf den Kopfkontur des
Kindes, speziell der Backenpartie, und auf die Zeichnung seiner Beinchen und Ärmchen
mit den scharfen Falten an den Gelenken. Das stark entwickelte Empfinden für die plastische


Fig. i Niederländisch, um 1500, Madonna (Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum)

Rundung der Formen, das bei der Berliner Madonna so sehr ins Auge springt, findet sich
im Keime auch bereits bei der Budapester.
Nach einer Vermutung, die von Max J. Friedländer2) und mündlich auch von Gustav
Glück geäußert wurde, wäre der Meister der Berliner Madonna identisch mit jenem Meister
Michiel, der am Hofe Isabellas der Katholischen in Spanien tätig war und von dem das
Inventar der Erzherzogin Margarethe mehrere Bilder, darunter ein Madonnendiptychon und
eine Madonna mit dem schlafenden Kinde („que Madame appelle sa mignonne“) aufzählt.

2) Amtliche Berichte der kgl. Museen, Juni 1915.
 
Annotationen