Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die gräflich Althanschen Gartenpaläste in Wien1)

Unter den zahlreichen adeligen Geschlechtern, die
um die Wende des 17. und in den ersten Dezennien
des 18. Jahrhunderts zum Ruhm der Habsburger bei-
trugen und durch prunkvolle Lebensführung den
Glanz des Wiener Hofes erhöhten, stand an einer
ersten Stelle die Familie Althan.
Aus Schwaben stammend, war sie im 15. Jahr-
hundert in Österreich ansässig geworden. Schon
früher hatte der in hohem Alter stehende Ditmar von
Than, „der Alt Than“ genannt, bei Ptolomais Leopold
dem Glorreichen das Leben gerettet. Als Lohn war
ihm das Wappen der Herzoge von Österreich ver-
liehen worden, dem er die Anfangsbuchstaben
seines Namens A. T. hinzufügen durfte. Erst Christian
Johann, Freyherr von Althan, war als Oberst-Hof-
kuchelmeister und Hof-Landjagermeister von Leo-
pold I. in den Reichsgrafenstand erhoben worden2).
Der Name seines Sohnes Gundacker ist untrennbar
verknüpft mit der Baugeschichte Wiens, der seines
Verwandten, Johann Michael III., mit allen Erinne-
rungen an den Hof Karl VI.
Gundacker Ludwig Joseph, kaiserlicher Hof-
kriegsrat, Geheimer Rat, Kämmerer, General der
Kavallerie, Obrist-Stallmeister, Gouverneur der Fe-
stung Raab, Inhaber eines Dragonerregiments, k. k.
General-Hofbaudirektor, Oberinspektor der kaiser-
lichen Maler- und Bildhauer-Akademie, hatte alle diese
Ämter und Titel der Reihe nach, zum Teil auch zu
gleicher Zeit, in seiner Person vereinigt. 1665 geboren,
1747 gestorben, hatte er Gelegenheit, vier Herrschern
aus dem Hause Habsburg seine Dienste zu widmen.
Seinen Namen finden wir zum erstenmal erwähnt,

') Es sei mir erlaubt, an erster Stelle zu betonen, daß
ich Herrn Priv.-Doz. Dr. Max Eisler bei der Anleitung zu
dieser Arbeit für den grundlegenden Hinweis auf die histo-
rischen Stadtpläne und Gesamtansichten und manchen be-
lehrenden Rat zu Dank verpflichtet bin.
2) Wisgrill, Schauplatz des niederösterr. Adels.

als er 17043) vom Prinzen Eugen bestimmt wurde,
die frohe Siegesbotschaft nach der Schlacht von
Hochstedt (als Oberstleutnant des Inf.-Reg. Taaffe)
an Kaiser Leopold I. zu überbringen. Wie sehr er
sich der Gunst Josef I. erfreut haben mag, ersehen
wir aus einem Brief des Kaisers an Eugen vom
12. April 17094), in dem es unter anderm heißt: „Der
Gundl Altan hat mich gebeten E. L. zu schreiben,
daß wan es wie ich nit zweifl eine gute Zeitung zu
bringen gebete E. L. ihn damit schicken mögen“
und dann weiter: „So werden mir E. L. ein gefallen
thun mit einer (guten Nachricht) den Gundl zu
schicken.“ Und so war es denn wiederum Gundacker
Althan, der mittlerweile zum General-Feldwachtmeister
vorgerückt, seinem Monarchen den nach harten
Kämpfen erfochtenen Sieg bei Malplaquet melden
durfte. Wohl auf Althans Beliebtheit bei Hofe bauend,
sandte ihn Eugen zweiJahre später mit einem Schreiben
an König Karl nach Barcelona. Nach seines Bruders
Leopold Tod konnte sich Karl trotz eifrigen Drän-
gens von Seite Eugens und der übrigen Wiener Be-
rater durch Monate nicht zur Rückkehr nach Deutsch-
land entschließen. Althan sollte nun ein neuerliches
Schreiben des Prinzen überbringen und es persönlich
versuchen, den König zur Reise zu bewegen. Auch
hatte er wohl den Auftrag, durch seinen Vetter Johann
Michael, der sich in Spanien in des Königs unmittel-
barer Umgebung befand, auf diesen in gleichem Sinn
einzuwirken. Der erhoffte Erfolg scheint nicht aus-
geblieben zu sein, denn wenige Wochen später verließ
der König Spanien5). In den folgenden Jahren finden
wir Althan wieder im Feld. Vor dem unglücklichen
Fall von Quesnoy gelang es ihm sogar, auf Eugens
Befehl einen kühnen Angriff auf französische Truppen
3) Arnetli, Prinz Eugen, Bd. i, S. 471, Anm.
4) Der Kaiser an Eugen, 12. April 1709, Kriegsarchiv.
5) Arneth, Prinz Eugen, Bd. I, S. 181, Anm.; König
Karl an Eugen, Barcelona, 5. Dezember 1711.
 
Annotationen