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Marianne Zweig Die gräflich Althanschen Gartenpaläste in Wien
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auszuführen, den Feind zu werfen und zahlreiche
Gefangene zu machen6).
Mehr aber als des Grafen militärische und diplo-
matische Leistungen ist uns hier seine Tätigkeit als
oberster Leiter aller Hofbauten von Bedeutung. Am
neuen Hofe scheint man in Gundacker Althan den
Mann erkannt zu haben, dem es vermöge seiner Be-
gabung beschieden war, den großen Künstlern der
glanzvollsten Bauperiode Wiens fördernd, wohl auch
anregend zur Seite zu stehen.
1716 erfolgt seine Ernennung7) zum „G’ralDirec-
toren aller kayl. Hoff und Lust gebäu“; „kein neues
Gebäu“, so heißt es in dem Schreiben „groß oder
klein ohne seinem Vorwissen und Befehl vornehmen
solle.“ Bald nach seiner Berufung zum Baudirektor
begannen die großartigen Umbauten an der Hof-
burg8). Seine Betätigung bei denselben scheint eine
außerordentlich weitgehende gewesen zu sein, wenn
wir vielleicht auch des Kaisers Befehl von 1722 nicht
ganz wörtlich nehmen müssen, darin gesagt wird:
„daß das gebäu auff der allhiesigen Reitschiil nach
dem von unseren General Bau Directoren Grafen
von Althan verfaßten plan ausgeführet“ werden soll.
Doch muß, so wird man wohl annehmen dürfen, sein
Zusammenwirken mit Fischer von Erlach ein sehr
inniges gewesen sein0). Ober der Tür, die von der
Stiege aus in den großen Saal der Hofbibliothek
führt, lesen wir noch heute die Worte:
B1BLIOTHECA AVGVSTA
CVRANTE GVNDACARO■COM•AB■ALTHANN
SVP•AED■PRAE•EXSTRVCTA
A • MDCCXXVI.
Ein Bild von der Hand des Neapolitaners Soli-
mena zeigt uns den in reifen Jahren zu üppiger
Leibesfülle neigenden Grafen, wie er Karl VI. das Ver-
zeichnis der Gemälde überreicht, die erst kürzlich
nach neuer Ordnung im Stallburgtrakt der Hofburg
aufgestellt worden waren10).
Aus Fuhrmanns Beschreibung von Wien11) er-
fahren wir, daß Althan nicht nur auf die dem Hof
unmittelbar unterstellten Bauten Einfluß nahm; auf
seine Veranlassung nämlich wurde in der Leopold-
stadt, unweit der alten Favorita „zur Sicherheit der
6) Arneth, Prinz Eugen, Bd. 2, S. 265.
7) Blaus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofprotokolle von
1716—1742.
8) Dreger, Die Baugeschichte der Hofburg.
°) Dreger, 1. c.
10) K. k. kunsthistorisches Hofmuseum.
71) Pater Mathias Fuhrmann, Historische Beschreibung
von Wirn usw., I. Teil, 1766.
Jahrbuch des kunsthist. Instituts der k. k. Z. K. für Denkmalpflege 1917.
Stadt“ eine Kaserne für 600 Mann Kavallerie errichtet.
1726 wird Althan12) zum „Ober-Inspector der kayser-
lichen Mahler- und Bildhauer-Academie“ ernannt, mit
deren Leitung damals Jacop van Schuppen betraut
war. 1742 resigniert Althan, „da er wegen zunehmender
Leibs-Schwachheit selbe gar nicht mehr versehen
können“13), auf seine Stelle als Baudirektor. Die
Kaiserin erwähnt in einem Dekret14), der Graf habe
durch „59 Jahre Ruhmwürdig, Treu, Kriegs- und Hof-
dienste geleistet“, sie gewährt seine Bitte um Ent-
hebung aus dem Amte, behält sich aber vor, sich
auch weiter „seines guten Rathes zu bedienen“. Schon
einige Jahre früher hatte Althan wegen Differenzen
mit der verwitweten Kaiserin, „bei der er biß dahin
in besonderer Faveur gestanden“, seine Stelle als
Obrist-Stallmeister niedergelegt15).
Michael Johann III. Althan, der schon vorhin
erwähnte Verwandte des Hofbaudirektors, war als
Knabe Page Leopold I. gewesen. Von Jugend an war
ihm die wärmste Zuneigung des Erzherzog Karl,
des nachmaligen Kaisers, zuteil geworden. So dürfte
es nach dem Sinn des Erzherzogs gewesen sein,
als Fürst Adam Liechtenstein den jungen Althan
(seine Mutter war eine Liechtenstein), der in dem
Regiment Bagny diente, von dort fortnahm und ihn be-
stimmte, Karl auf seiner Reise nach Spanien zu beglei-
ten. Dort vermählte er sich, zum Granden von Spanien
erhoben, 1709 zu Barcelona mit der Tochter des Herzogs
von Belriguardo, der schönen Catalonierin Maria
Anna Pignatelli16). Karls Neigung für Althan scheint
sich auch auf dessen Frau übertragen zu haben.
Nach Wien zurückgekehrt, war der Einfluß dieses
Paares auf den Kaiser ein ganz übermächtiger. Durch
Jahre soll Althan trotz immerwährender ungewöhn-
licher Gunstbezeigungen des Monarchen und umringt
von einem Heer von Schmeichlern, von größter Be-
scheidenheit geblieben sein. Nie soll er für sich nach
Würden verlangt haben, vielmehr die ihm vom Kaiser
verliehenen Auszeichnungen nur auf dessen stetes
Drängen angenommen haben. 1712 wird ihm das
goldene Vlies verliehen, 1714 die Reichserbschenken-
würde17), 1716 erfolgt seine Ernennung zum Ober-
12) Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofprotokolle von
1716—1742.
13) Tagebücher des Fürsten Johann Josef Kheven-
liüller-Metsch, herausgegeben von Rudolf Graf Klievenhüller
und Dr. H. Schiitter, 1745 —1749, S. 1797/1798.
14) Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofprotokolle von
1716—1742.
15) Vgl. Anm. 13, S. 1797/1798.
16) Wisgrill, Schauplatz d. Adels in Niederösterr., 1798.
17) Wisgrill, Schauplatz d. Adels in Niederösterr., 1798.
Beiblatt.
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Marianne Zweig Die gräflich Althanschen Gartenpaläste in Wien
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auszuführen, den Feind zu werfen und zahlreiche
Gefangene zu machen6).
Mehr aber als des Grafen militärische und diplo-
matische Leistungen ist uns hier seine Tätigkeit als
oberster Leiter aller Hofbauten von Bedeutung. Am
neuen Hofe scheint man in Gundacker Althan den
Mann erkannt zu haben, dem es vermöge seiner Be-
gabung beschieden war, den großen Künstlern der
glanzvollsten Bauperiode Wiens fördernd, wohl auch
anregend zur Seite zu stehen.
1716 erfolgt seine Ernennung7) zum „G’ralDirec-
toren aller kayl. Hoff und Lust gebäu“; „kein neues
Gebäu“, so heißt es in dem Schreiben „groß oder
klein ohne seinem Vorwissen und Befehl vornehmen
solle.“ Bald nach seiner Berufung zum Baudirektor
begannen die großartigen Umbauten an der Hof-
burg8). Seine Betätigung bei denselben scheint eine
außerordentlich weitgehende gewesen zu sein, wenn
wir vielleicht auch des Kaisers Befehl von 1722 nicht
ganz wörtlich nehmen müssen, darin gesagt wird:
„daß das gebäu auff der allhiesigen Reitschiil nach
dem von unseren General Bau Directoren Grafen
von Althan verfaßten plan ausgeführet“ werden soll.
Doch muß, so wird man wohl annehmen dürfen, sein
Zusammenwirken mit Fischer von Erlach ein sehr
inniges gewesen sein0). Ober der Tür, die von der
Stiege aus in den großen Saal der Hofbibliothek
führt, lesen wir noch heute die Worte:
B1BLIOTHECA AVGVSTA
CVRANTE GVNDACARO■COM•AB■ALTHANN
SVP•AED■PRAE•EXSTRVCTA
A • MDCCXXVI.
Ein Bild von der Hand des Neapolitaners Soli-
mena zeigt uns den in reifen Jahren zu üppiger
Leibesfülle neigenden Grafen, wie er Karl VI. das Ver-
zeichnis der Gemälde überreicht, die erst kürzlich
nach neuer Ordnung im Stallburgtrakt der Hofburg
aufgestellt worden waren10).
Aus Fuhrmanns Beschreibung von Wien11) er-
fahren wir, daß Althan nicht nur auf die dem Hof
unmittelbar unterstellten Bauten Einfluß nahm; auf
seine Veranlassung nämlich wurde in der Leopold-
stadt, unweit der alten Favorita „zur Sicherheit der
6) Arneth, Prinz Eugen, Bd. 2, S. 265.
7) Blaus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofprotokolle von
1716—1742.
8) Dreger, Die Baugeschichte der Hofburg.
°) Dreger, 1. c.
10) K. k. kunsthistorisches Hofmuseum.
71) Pater Mathias Fuhrmann, Historische Beschreibung
von Wirn usw., I. Teil, 1766.
Jahrbuch des kunsthist. Instituts der k. k. Z. K. für Denkmalpflege 1917.
Stadt“ eine Kaserne für 600 Mann Kavallerie errichtet.
1726 wird Althan12) zum „Ober-Inspector der kayser-
lichen Mahler- und Bildhauer-Academie“ ernannt, mit
deren Leitung damals Jacop van Schuppen betraut
war. 1742 resigniert Althan, „da er wegen zunehmender
Leibs-Schwachheit selbe gar nicht mehr versehen
können“13), auf seine Stelle als Baudirektor. Die
Kaiserin erwähnt in einem Dekret14), der Graf habe
durch „59 Jahre Ruhmwürdig, Treu, Kriegs- und Hof-
dienste geleistet“, sie gewährt seine Bitte um Ent-
hebung aus dem Amte, behält sich aber vor, sich
auch weiter „seines guten Rathes zu bedienen“. Schon
einige Jahre früher hatte Althan wegen Differenzen
mit der verwitweten Kaiserin, „bei der er biß dahin
in besonderer Faveur gestanden“, seine Stelle als
Obrist-Stallmeister niedergelegt15).
Michael Johann III. Althan, der schon vorhin
erwähnte Verwandte des Hofbaudirektors, war als
Knabe Page Leopold I. gewesen. Von Jugend an war
ihm die wärmste Zuneigung des Erzherzog Karl,
des nachmaligen Kaisers, zuteil geworden. So dürfte
es nach dem Sinn des Erzherzogs gewesen sein,
als Fürst Adam Liechtenstein den jungen Althan
(seine Mutter war eine Liechtenstein), der in dem
Regiment Bagny diente, von dort fortnahm und ihn be-
stimmte, Karl auf seiner Reise nach Spanien zu beglei-
ten. Dort vermählte er sich, zum Granden von Spanien
erhoben, 1709 zu Barcelona mit der Tochter des Herzogs
von Belriguardo, der schönen Catalonierin Maria
Anna Pignatelli16). Karls Neigung für Althan scheint
sich auch auf dessen Frau übertragen zu haben.
Nach Wien zurückgekehrt, war der Einfluß dieses
Paares auf den Kaiser ein ganz übermächtiger. Durch
Jahre soll Althan trotz immerwährender ungewöhn-
licher Gunstbezeigungen des Monarchen und umringt
von einem Heer von Schmeichlern, von größter Be-
scheidenheit geblieben sein. Nie soll er für sich nach
Würden verlangt haben, vielmehr die ihm vom Kaiser
verliehenen Auszeichnungen nur auf dessen stetes
Drängen angenommen haben. 1712 wird ihm das
goldene Vlies verliehen, 1714 die Reichserbschenken-
würde17), 1716 erfolgt seine Ernennung zum Ober-
12) Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofprotokolle von
1716—1742.
13) Tagebücher des Fürsten Johann Josef Kheven-
liüller-Metsch, herausgegeben von Rudolf Graf Klievenhüller
und Dr. H. Schiitter, 1745 —1749, S. 1797/1798.
14) Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofprotokolle von
1716—1742.
15) Vgl. Anm. 13, S. 1797/1798.
16) Wisgrill, Schauplatz d. Adels in Niederösterr., 1798.
17) Wisgrill, Schauplatz d. Adels in Niederösterr., 1798.
Beiblatt.
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