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Ludwig V. Bat.dass Unbekannte niederländische Bilder in Wien und Budapest
Fig. 6 Joachim Bueckeleer, Ecce homo (Wien, Schottenstift)
das Inventar der Sammlung- des Erzherzogs Leopold Wilhelm beglaubigt ist, zeigen in der
Tat in der etwas süßlichen Farbengebung, in der ein helles Gelb und ein blasses Rosa
vorwiegen, den Einfluß des g-roßen Antwerpener Romanisten. Von Bruegelschen Stilelementen
ist hier noch nichts zu sehen. Bewegung und Typik der Figuren ist vielmehr abhängig
von den Frühwerken Pieter Aertsens, wie dem Wiener Bauernfest von 1550. Ich glaube
daher nicht fehlzugehen, wenn ich die vlämische Haushaltung für ein Werk aus der ersten
Schaffensperiode Meister Martens halte, das in den Fünfzigerjahren des XVI. Jhs. entstan-
den sein mag, zu einer Zeit, als Bruegel noch nicht als Maler hervorgetreten war. Um
dieses Bild gruppiert sich eine kleine Reihe anderer Werke. So ist das von Hulin31) auf-
gestellte Verzeichnis zu vermehren um den Besuch in der Farm der Sammlung Johnson
zu Philadelphia32), um die Bauernwirtschaft bei Herrn Georg Weiß in Wien23) und um das
Martinsfeuer der ebenfalls in Wien befindlichen Sammlung Tritsch24), welche Bilder wohl
alle in die Frühzeit des Künstlers fallen.
In seiner weiteren Entwicklung gerät Marten van Cleve dann unter den Einfluß des
Bauern-Bruegel. Wir besitzen von Martens Hand Variationen Bruegelscher Gemälde, die
nur die Komposition im weitesten Sinne und den Stil der Darstellung von dem großen
Meister entlehnen, in allen Einzelheiten aber frei erfunden sind. So befindet sich im Depot
21) Van Bastelaer et de Loo, Pieter Bruegel Fanden,
Bruxelles 1907, Texte, S. 374 ff.
22) Tn Valentiners Katalog der Sammlung ohne An-
gabe von Gründen dem Landschafter und Vedutenzeichner
Hendrik van Cleve zuesgchrieben. Zwei einzelne Bauern-
köpfe derselben Sammlung sind richtig auf Marten van
Cleve bestimmt.
23) Verst. Fleischner, Nov. 1905. Abgeb. bei Frimmel,
Blätter für Gemäldekunde II, 1906, S. 116. Eine leicht
veränderte Replik war 1908 bei Herrn Otto Ungar in
Berlin.
24) Siehe Glück, Niederl. Gemälde aus der Sammlung
Tritsch in Wien, Wien 1907, S. 6 f. In Komposition und
Typenbildung eng mit dieser Gruppe verbunden ist eine
andere vlämische Haushaltung in der Sammlung F. Rappe
zu Stockholm, die das Monogramm P. v. A. führen soll
(Granberg, Tresors d'art en Suede, I, Nr. 326), über dessen
Bedeutung mir aus Mangel an Autopsie ein Urteil versagt ist.
Ludwig V. Bat.dass Unbekannte niederländische Bilder in Wien und Budapest
Fig. 6 Joachim Bueckeleer, Ecce homo (Wien, Schottenstift)
das Inventar der Sammlung- des Erzherzogs Leopold Wilhelm beglaubigt ist, zeigen in der
Tat in der etwas süßlichen Farbengebung, in der ein helles Gelb und ein blasses Rosa
vorwiegen, den Einfluß des g-roßen Antwerpener Romanisten. Von Bruegelschen Stilelementen
ist hier noch nichts zu sehen. Bewegung und Typik der Figuren ist vielmehr abhängig
von den Frühwerken Pieter Aertsens, wie dem Wiener Bauernfest von 1550. Ich glaube
daher nicht fehlzugehen, wenn ich die vlämische Haushaltung für ein Werk aus der ersten
Schaffensperiode Meister Martens halte, das in den Fünfzigerjahren des XVI. Jhs. entstan-
den sein mag, zu einer Zeit, als Bruegel noch nicht als Maler hervorgetreten war. Um
dieses Bild gruppiert sich eine kleine Reihe anderer Werke. So ist das von Hulin31) auf-
gestellte Verzeichnis zu vermehren um den Besuch in der Farm der Sammlung Johnson
zu Philadelphia32), um die Bauernwirtschaft bei Herrn Georg Weiß in Wien23) und um das
Martinsfeuer der ebenfalls in Wien befindlichen Sammlung Tritsch24), welche Bilder wohl
alle in die Frühzeit des Künstlers fallen.
In seiner weiteren Entwicklung gerät Marten van Cleve dann unter den Einfluß des
Bauern-Bruegel. Wir besitzen von Martens Hand Variationen Bruegelscher Gemälde, die
nur die Komposition im weitesten Sinne und den Stil der Darstellung von dem großen
Meister entlehnen, in allen Einzelheiten aber frei erfunden sind. So befindet sich im Depot
21) Van Bastelaer et de Loo, Pieter Bruegel Fanden,
Bruxelles 1907, Texte, S. 374 ff.
22) Tn Valentiners Katalog der Sammlung ohne An-
gabe von Gründen dem Landschafter und Vedutenzeichner
Hendrik van Cleve zuesgchrieben. Zwei einzelne Bauern-
köpfe derselben Sammlung sind richtig auf Marten van
Cleve bestimmt.
23) Verst. Fleischner, Nov. 1905. Abgeb. bei Frimmel,
Blätter für Gemäldekunde II, 1906, S. 116. Eine leicht
veränderte Replik war 1908 bei Herrn Otto Ungar in
Berlin.
24) Siehe Glück, Niederl. Gemälde aus der Sammlung
Tritsch in Wien, Wien 1907, S. 6 f. In Komposition und
Typenbildung eng mit dieser Gruppe verbunden ist eine
andere vlämische Haushaltung in der Sammlung F. Rappe
zu Stockholm, die das Monogramm P. v. A. führen soll
(Granberg, Tresors d'art en Suede, I, Nr. 326), über dessen
Bedeutung mir aus Mangel an Autopsie ein Urteil versagt ist.