E. Tietze-Conrat Die Bronzen der fürstlich Liechtensteinschen Kunstkammer
29
Eißler in Wien.) Sie steht hoch oben an der Wand, ein seltenes Motiv unter anderen
häufigeren Raubdarstellungen. Der Guß der (52 cm hohen) Gruppe stimmt mit den bezeich-
nten Bronzen der Liechtensteinsammlung in Ton und Behandlung völlig überein; Paris
gleicht dem David, die Frau auf dem Boden der Venus, die die Pfeile verbrennt. Das letzte
Fig. 20 Francesco Susini, Helenaraub, Bronzegruppe im Albertinum in Dresden
Wort bei dieser Zuschreibung an Susini lasse ich seinem Biographen Baldinucci: „Fece di
sua invenzione un Gruppo d’ un Paris, che rapisce Elena, con una femmina in terra che
grida“ (Bd. X, 474). Susini hat seines künstlerischen Ahnherrn Bologna dreifigurigen Raub
(Fig. 22) abgewandelt und ausgestaltet. Das besiegte Widerstreben war ihm nicht mehr
Motiv, sondern die Entführung des geraubten Weibes; darum stehen die Figuren nicht mehr
um eine Spindel übereinander, sie füllen einen gedrückteren Pfeiler, dem eine Diagonalachse
29
Eißler in Wien.) Sie steht hoch oben an der Wand, ein seltenes Motiv unter anderen
häufigeren Raubdarstellungen. Der Guß der (52 cm hohen) Gruppe stimmt mit den bezeich-
nten Bronzen der Liechtensteinsammlung in Ton und Behandlung völlig überein; Paris
gleicht dem David, die Frau auf dem Boden der Venus, die die Pfeile verbrennt. Das letzte
Fig. 20 Francesco Susini, Helenaraub, Bronzegruppe im Albertinum in Dresden
Wort bei dieser Zuschreibung an Susini lasse ich seinem Biographen Baldinucci: „Fece di
sua invenzione un Gruppo d’ un Paris, che rapisce Elena, con una femmina in terra che
grida“ (Bd. X, 474). Susini hat seines künstlerischen Ahnherrn Bologna dreifigurigen Raub
(Fig. 22) abgewandelt und ausgestaltet. Das besiegte Widerstreben war ihm nicht mehr
Motiv, sondern die Entführung des geraubten Weibes; darum stehen die Figuren nicht mehr
um eine Spindel übereinander, sie füllen einen gedrückteren Pfeiler, dem eine Diagonalachse