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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 11.1917

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Tietze-Conrat, Erica: Die Bronzen der fürstlich Liechtensteinischen Kunstkammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.42304#0063
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E. Tietze-ConrAT Die Bronzen der fürstlich Liechtensteinsclien Kunstkammer

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la vente Telusson (i, 400 liv.) 1, 501 liv.“ Eine zweite frühere Eintragung- derselben
Bronzen — und wieder als Pendants — (Vente Lemarie von 1776, I. Bd., S. 346) weist die
Gruppen dem Algardi zu. Weder auf den Namen, noch auf das daraus resultierende Datum
ist ein Verlaß. Denn es ist für einen Künstler der ersten Hälfte des XVII. Jhs. undenkbar,
ein so auffälliges Ding wie ein Boot in
die Skulptur zu bringen. Ihm hätte schon
ein Ruder als Pars pro toto genügt. Wir
wissen, wie Francesco Susini den Helena-
raub bildete, dreifigurig con una femmina
in terra che grida. Wenn also die Gruppen
wirklich gleichzeitig als Pendants ge-
schaffen wurden, mußten sie der Zeit
nach Algardi angehören: vielleicht ist
der Helenaraub das nach der Beschreibung
völlig übereinstimmende Aufnahmsstück
von Philipp Bertrand von 1701 (gestochen
von L. Desplaces) und Merkur und Psyche
sein 1704 im Salon ausgestelltes Werk. Das
Motiv lebt fort; von Raffaels Farnesina-
komposition her kam es zuerst in den
Kreis der nordischen Manieristen, von
Raffael geweiht, hat es einem Berliner
Empirebiskuit28) zum Muster gedient.
Der Helenaraub und Merkur und
Psyche als Pendants; diese Möglichkeit
hat etwas Faszinierendes für uns; wir
erinnern uns Susinis Helenaraubes und
möchten gerne in der verschollenen Gruppe
des Merkur — wie sich’s bei den Venus-
szenen ergab — ein Werk Francesco
Susinis suchen.
Ahnungen, die sich nicht verdichten
können, es nicht dürfen; Gedanken, die
zum Spiel verlocken, aber nicht einmal
zur Hypothese werden sollen.
Wir sind allein berechtigt, uns an die
überlieferte Beschreibung zu halten; die
Frau heißt eine Nymphe, oder bei Fanti Fi.;. 27 Merkur und Ariadne, Wien, Hofmuseum
Ariadne, wir dürfen nicht das Salbgefäß
bei ihr suchen, das sie als Psyche oder Pandora charakterisieren würde; und der Gott er-
hebt sich über einer Kugel. So können wir uns inzwischen nur an die Gruppe im Hof-
museum halten, die das beschriebene Motiv in verkleinertem Maßstab darstellt (Fig. 27).
Eine Art Kombination eines fliegenden Merkur und einer geraubten Lapithentochter;

S8) Brüning, Porzellan, Handbücher der kgl. Museen zu Berlin (1907), S. 152.
 
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