F.. Tietze-Conrat Die Bronzen der fürstlich Liechtensteinschen Kunstkammer
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Soldanis Patron, der Großherzog Cosimo III., dürfte auch mehrere Arbeiten seines Hof-
bildhauers seinem Schwiegersohn, dem Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz geschickt
haben; diese kamen dann aus Düsseldorf über Mannheim nach München (jetzt im National-
museum). Vor allem (Fig. 58 und 59) sind es vier prächtige zusammengehörige Bronzereliefs
(46-5 cm hoch, 63 cm breit), die in schwarze Holzrahmen mit reichen Bronzeappliquen ein-
gelassen sind. Es sind allegorische Szenen, die die Jahreszeiten und zugleich den Reichtum
der Rheinpfalz darstellen wollen; die Inschriften76) auf den Rahmenkartuschen, Wappen und
Fig. 59 M. Soldani, Bronzerelief: Der Sommer, im Nationalmuseum in München
Spruchbänder verdeutlichen den Inhalt. Es ist eine reich bewegte Fläche, von feinstem Trakta-
ment im Hintergrund zur frei herausgearbeiteten Vordergrundsfigur. Doch kommt es zu
keiner illusionistischen Tiefenwirkung, es ist die harte Arbeit des strengen Medailleurs, die
sich nicht nur in der straffen kantigen Ziselierung der Formen, sondern auch in der trockenen
Traktierung der Gründe ausdrückt. Seiner malerischen Schulung- — Ferri ist ein Schüler des
Cortona! — verdankt Soldani nur die Leichtigkeit, eine große Komposition zu beherrschen,
7e) Die Inschriften lauten: 4) Exundet uvis Augusta palatia Rheni
i) Flava Ceres frontem spicis redimita serenam Pacifera Bacchi messe triumphet ager.
Iuncta Palatinum pax beet alma solum.
2) Perpoliat longis Vulcanus noctibus artei
Mars nudus taceat rideat alma Venus.
3) Vere novo omnigenis sola fetibus impleat aeter
Detque novum coeli vis genitiva iubar.
Im Catalogue raisonn4 des Nicolas de Pigage (La Galerie
Electoral de Düsseldorf!, Bruxelles 1781, S. 181 ff.) sind die
Reliefs ausführlich beschrieben; alle sjnd genau bezeichnet
und datiert, Sommer und Herbst von 1708, die beiden
anderen von 1711.
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Soldanis Patron, der Großherzog Cosimo III., dürfte auch mehrere Arbeiten seines Hof-
bildhauers seinem Schwiegersohn, dem Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz geschickt
haben; diese kamen dann aus Düsseldorf über Mannheim nach München (jetzt im National-
museum). Vor allem (Fig. 58 und 59) sind es vier prächtige zusammengehörige Bronzereliefs
(46-5 cm hoch, 63 cm breit), die in schwarze Holzrahmen mit reichen Bronzeappliquen ein-
gelassen sind. Es sind allegorische Szenen, die die Jahreszeiten und zugleich den Reichtum
der Rheinpfalz darstellen wollen; die Inschriften76) auf den Rahmenkartuschen, Wappen und
Fig. 59 M. Soldani, Bronzerelief: Der Sommer, im Nationalmuseum in München
Spruchbänder verdeutlichen den Inhalt. Es ist eine reich bewegte Fläche, von feinstem Trakta-
ment im Hintergrund zur frei herausgearbeiteten Vordergrundsfigur. Doch kommt es zu
keiner illusionistischen Tiefenwirkung, es ist die harte Arbeit des strengen Medailleurs, die
sich nicht nur in der straffen kantigen Ziselierung der Formen, sondern auch in der trockenen
Traktierung der Gründe ausdrückt. Seiner malerischen Schulung- — Ferri ist ein Schüler des
Cortona! — verdankt Soldani nur die Leichtigkeit, eine große Komposition zu beherrschen,
7e) Die Inschriften lauten: 4) Exundet uvis Augusta palatia Rheni
i) Flava Ceres frontem spicis redimita serenam Pacifera Bacchi messe triumphet ager.
Iuncta Palatinum pax beet alma solum.
2) Perpoliat longis Vulcanus noctibus artei
Mars nudus taceat rideat alma Venus.
3) Vere novo omnigenis sola fetibus impleat aeter
Detque novum coeli vis genitiva iubar.
Im Catalogue raisonn4 des Nicolas de Pigage (La Galerie
Electoral de Düsseldorf!, Bruxelles 1781, S. 181 ff.) sind die
Reliefs ausführlich beschrieben; alle sjnd genau bezeichnet
und datiert, Sommer und Herbst von 1708, die beiden
anderen von 1711.