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Marianne Zweig Die gräflich Althanschen Gartenpaläste in Wien

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Jahrzehnten in großer Menge Gartenpaläste entstehen
ließ. Vielmehr war es dem künstlerischen Geschmack
der Zeit entsprechend, italienischen Vorbildern gleich,
einen Palast mit Hof und Garten zu umgeben. Die-
selben konnten in der warmen Jahreszeit bei Festen
und Empfängen miteinbezogen werden und so den
benötigten Festraum beliebig erweitern. Den großen,
an den besten Vorbildern Italiens geschulten Meistern
mußte es auch als die dankbarste Aufgabe erscheinen,
ihre Kunstwerke im freien Gelände zu errichten.
Nur da war die Möglichkeit gegeben, dieselben durch

erste diesen Besitz berührende Urkunde ist eine Ein-
gabe an den Magistrat von der „armen wittib“ Maria
Elisabeth Millerin23). Diese beklagt sich 1693, ihr
Besitz sei geschädigt worden durch das „Verschütten
eines Wassergrabens und planieren des Terrains“ auf
den Althanschen Gründen. 1696 20) verspricht der
Stadtmagistrat Althan, auf dessen Gründen in „Con-
tagionszeiten“ keine Pestgruben anzulegen, ln einem
darüber aufgesetzten Vertrag wird bereits von einem
Althanschen Garten gesprochen. Ob dies bloß ein
Garten war oder ob auf demselben schon ein Haus


Fig. I Ausschnitt aus dem Plan von Wien. (Nach Anguissola und Marinoni)

den formalen Garten mit einer Architektur zu um-
geben, die den Intentionen der Künstler entsprach.
Auch dem Hof-Landj ägermeister Christian Johann
scheint es in seinem Haus in der Rosengasse26) zu
eng geworden zu sein. Jedenfalls erwarb er — das
genaue Datum konnten wir nicht feststellen — Gründe
in der Rossau, umspült von einem Donauarm und dem
Aiserbach, dem in einem sanften Hügel gegen die
Nußdorferlinie zu aufsteigenden Sporckenbühl27). Die
2G) Jordan, Schatz, Schutz, Schanz von Wien 1701
(Iro Exzellenz Herren Graffen Christian von Altheimb,
kayserlicher Obrist Jägermeister).
27) Akt 40/1693, Alte Registratur, Archiv der Stadt
Wien. — (Ich möchte an dieser Stelle Gelegenheit nehmen,
Herrn Christel, Archivar des Wiener Stadtarchivs, meinen
warmen Dank auszudrücken für die viele Mühe, mit der er
mich lehrte, die oft verworrenen Wege durch Urbarien und
Gewährbücher zu finden, und für viele Aufklärungen über
Eigentümlichkeiten der damaligen Schreibweise.)

gestanden hat, wissen wir nicht. Wir müssen nur
daran denken, daß es damals häufiger Sprachgebrauch
war, Garten für Garten und Gartenhaus oder Palast
zu setzen. 170630) stirbt Christian Johann Althan und
hinterläßt seinen Besitz in der Rossau seinem Sohne
Gundacker. I111 gleichen Jahr erscheint der Stadt-
plan von Wien von Anguissola und Marinoni (Fig. 1).
Auf demselben sehen wir zum erstenmal Haus und
Garten der Althan eingezeichnet. Und zwar einen
Nutzgarten, der Donau zu gelegen, einen architek-
tonischen Garten, ein wohlproportioniertes Rechteck,
von gradlinigen Wegen durchschnitten, und ein Ge-
bäude, bestehend aus einem runden Mittelbau mit
vier im rechten Winkel darauf sitzenden Flügeln.
28) Akt 40/1693, Alte Registratur, Archiv der Stadt
Wien.
20) Akt 17/1696, ebendort.
30) Wisgrill, Schauplatz des Adels in Niederösterreich.
 
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