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Marianne Zweig Die gräflich Althanschen Gartenpaläste in Wien

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nach dem bisher Gesagten wohl annehmen dürfen,
die Althanschen Anlagen seien in der zweiten, der
klassizistischen Periode der Wiener Barock entstanden,
so können wir dies so ziemlich auch dokumentarisch
belegen. 1729 wurde der Gartengrund erworben,
auf der Abbildung der Landstraße in ‘Lustra decem
coronae viennnensis’ 1732 ist der Palast bereits ein-
gezeichnet, als Besitzer wird Graf Althan genannt.
Die Zeichnung der Fassade weist allerdings eine
mehr als vage Ähnlichkeit mit den Kleinerschen
Stichen des Palastes auf, doch darf das bei der in

die Wiener Hofburg allerdings nur beiläufig den
Althanschen Gartenpalast erwähnt und dabei die
Meinung äußert, die Kuppel desselben „erscheine wie
eine Generalprobe für die Eckkuppel der Burg“70).
Gundacker Althan war 1747, nachdem er zwei-
mal vermählt gewesen71), seine fünf Kinder über-
lebend, gestorben. Er hatte, wie Khevenhüller verzeich-
net, „in Ermanglung eigener Leibeserben, seine Frau
Wilhelmine, geb. Althan, verwitwete Fürstin Lob-
kowitz72) zur Universalerbin eingesetzt“. Nach deren
Tod, 175473), wurde der Besitz in der Ungargasse


so vielen Fällen beobachteten Ungenauigkeit der
Bildchen nicht irreführen. Der Palast muß also
während dreier Jahre entstanden sein, Jahre, in
welchen wir Gundacker Althan bei den Burgbauten
im regsten Verkehr mit Fischer von Erlach dem
Sohn00) finden. So liegt nun wohl der Gedanke nahe,
Althan habe den von ihm so sehr geschätzten Künstler
auch bei der Errichtung seines eigenen Heims zuge-
zogen, sich zumindest seines Rates bedient; dies
aktenmäßig zu beweisen, ist uns aber nicht gelungen,
ebensowenig ältere literarische Angaben, darüber
zu finden. Doch dürfte eine Vermutung Dregers maß-
gebend sein, der in seiner umfassenden Arbeit über

°9) Dreger, Baugeschichte der Hofburg.

an den Fürsten Philipp Lobkowitz verkauft74). Dieser
muß, wenn wir den Aufzeichnungen Wilhelm Lud-
wig Wekhrlins75) Glauben schenken dürfen, ein in
der Stadt recht unbeliebter Sonderling gewesen sein,
der „unabhängig von der Welt und ihren Vorurtheilen
gleich einem Gott in einer von ihm selbst erschaffenen
70) Ebendort.
71) Gundacker Althan war zum erstenmal vermählt
mit Maria Elisabeth Gräfin Wratislav, gestorben 1732;
Khevenhüller, 1745—1749, S. 463.
72) Khevenhüller, 1745—1749» S. 197/198-
73) Khevenhüller, 1754, S. 216.
74) Nicolai, Gewährbuch 5, S. 91.
75) Denkwürdigkeiten von Wien, gedruckt für H. L.
Herrn von Visp, 1777.
 
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