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Marianne Zweig Die gräflich Althanschen Gartenpaläste in Wien
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Michael Johann Althan III. war 1722 gestorben
und hatte den Palast, über den nur allzuhäufig der
einzige Weg in die kaiserliche Favorita geführt haben
soll, seiner Gattin101) hinterlassen. Nach dem 1755
erfolgten Tode der einflußreichen Frau übernahm
ihr ältester Sohn Michael IV.102) den Besitz. Als
Leiter der „obersten Justizstelle“ wird er von
Maasburg103) als „einer der fähigsten Köpfe im
Theresianischen Wien“ bezeichnet. Die Realitäten
Palastes erschienen sein muß, nicht festzustellen.
Das Gebäude erscheint wie auf Hubers Szenographie,
nur im Garten beginnen bereits die Formen einer
neuen Zeit kenntlich zu werden, doch ist er noch
immer architektonisch gegliedert und mit Figuren
und Vasen geziert. Erst auf einem Bildchen und
dem Plan von Vasquez107) merken wir auch an dem
ehemals Althanschen Garten die absichtliche Ver-
wilderung, die als Reaktion auf streng formale
Fig. 22 Gräflich Carolysche Lustgebäude auf der Wieden. (Nach Schaffer)
blieben im Besitz der Familie Althan, bis sie 1792101)
von Gräfin Josepha Caroly erworben wurden. Die
Gräfin scheint nach einer Eingabe an die Baubehörde,
der wir den nebenstehenden Plan entnehmen105)
(Fig. 21), Veränderungen an ihrem Besitztum beab-
sichtigt zu haben. Doch sind diese auf einem illu-
minierten Kupferstich von Josef Schaffer,oc) Fig. 22),
der nach der Kleidung der als Staffage dienenden
Personen zu urteilen bald nach dem Ankauf des
101) Hofbauer, Die Wieden.
102) Ebendort.
103) Maasburg, Geschichte der Obersten Justizstelle,
S. 79.
104) Hofbauer, Die Wieden.
105) Planarchiv der Stadt Wien.
10°) Schaffer, Das gräfl. Carolysche Lustgebäude auf
der Wieden.
Raumgestaltung gefolgt war. 1802108) geht der
Palast auf den Grafen Stephan Caroly über, der
ihn 20 Jahre später an Joseph Danhauser109), den
Vater unseres berühmten Malers, verkaufte. Auch
hier folgt wie bei Gundacker Althans Palast in der
Rossau und noch an so manchen anderen Stellen in
Wien auf feudalen Adel aufstrebendes Bürgertum.
Wieder wird ein Voluptarium Nutzzwecken angepaßt.
Danhauser der Vater, anfänglich Bildhauer, war
durch Jahre Wiens vornehmster Tischler, er bringt in
dem weitläufigen Gebäude sein ganz modern an-
mutendes Werkstättenunternehmen unter, in dem er
neben österreichischen Handwerkern eine größere An-
107) Karl Graf Vasquesz, Plan von Wien um 1835.
108) Hofbauer, Die Wieden.
109) Hofbauer, ebendort.
Marianne Zweig Die gräflich Althanschen Gartenpaläste in Wien
140
Michael Johann Althan III. war 1722 gestorben
und hatte den Palast, über den nur allzuhäufig der
einzige Weg in die kaiserliche Favorita geführt haben
soll, seiner Gattin101) hinterlassen. Nach dem 1755
erfolgten Tode der einflußreichen Frau übernahm
ihr ältester Sohn Michael IV.102) den Besitz. Als
Leiter der „obersten Justizstelle“ wird er von
Maasburg103) als „einer der fähigsten Köpfe im
Theresianischen Wien“ bezeichnet. Die Realitäten
Palastes erschienen sein muß, nicht festzustellen.
Das Gebäude erscheint wie auf Hubers Szenographie,
nur im Garten beginnen bereits die Formen einer
neuen Zeit kenntlich zu werden, doch ist er noch
immer architektonisch gegliedert und mit Figuren
und Vasen geziert. Erst auf einem Bildchen und
dem Plan von Vasquez107) merken wir auch an dem
ehemals Althanschen Garten die absichtliche Ver-
wilderung, die als Reaktion auf streng formale
Fig. 22 Gräflich Carolysche Lustgebäude auf der Wieden. (Nach Schaffer)
blieben im Besitz der Familie Althan, bis sie 1792101)
von Gräfin Josepha Caroly erworben wurden. Die
Gräfin scheint nach einer Eingabe an die Baubehörde,
der wir den nebenstehenden Plan entnehmen105)
(Fig. 21), Veränderungen an ihrem Besitztum beab-
sichtigt zu haben. Doch sind diese auf einem illu-
minierten Kupferstich von Josef Schaffer,oc) Fig. 22),
der nach der Kleidung der als Staffage dienenden
Personen zu urteilen bald nach dem Ankauf des
101) Hofbauer, Die Wieden.
102) Ebendort.
103) Maasburg, Geschichte der Obersten Justizstelle,
S. 79.
104) Hofbauer, Die Wieden.
105) Planarchiv der Stadt Wien.
10°) Schaffer, Das gräfl. Carolysche Lustgebäude auf
der Wieden.
Raumgestaltung gefolgt war. 1802108) geht der
Palast auf den Grafen Stephan Caroly über, der
ihn 20 Jahre später an Joseph Danhauser109), den
Vater unseres berühmten Malers, verkaufte. Auch
hier folgt wie bei Gundacker Althans Palast in der
Rossau und noch an so manchen anderen Stellen in
Wien auf feudalen Adel aufstrebendes Bürgertum.
Wieder wird ein Voluptarium Nutzzwecken angepaßt.
Danhauser der Vater, anfänglich Bildhauer, war
durch Jahre Wiens vornehmster Tischler, er bringt in
dem weitläufigen Gebäude sein ganz modern an-
mutendes Werkstättenunternehmen unter, in dem er
neben österreichischen Handwerkern eine größere An-
107) Karl Graf Vasquesz, Plan von Wien um 1835.
108) Hofbauer, Die Wieden.
109) Hofbauer, ebendort.