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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0060
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Römische Medaillons.

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Aus der Sammlung der Karthäuser in Rom. Numism. aer. m. m. etc. coenob. Carthus., tab. 73.
— Cimel. Austr., P. II, Tafel bezeichnet mit: 90, II. — Eckhel, Catalogus Mus. Caes., III, 3yo, 54. —
Arneth, Synopsis, p. 166, 86.

Vgl. Cohen, IV, 439, 714, nach dem Wiener Exemplar, sonst unbekannt. — Froehner, p. 211
bringt dieselbe Rückseite verbunden mit jener Vorderseite, welche die Brustbilder des Valerianus und
Gallienus trägt und oben unter Nr. 144 beschrieben ist.

Auf den ersten Einzug des Valerianus und Gallienus in Rom 253 sind mehrere Medaillons geschlagen
worden, welche alle das Gemeinsame haben, dass Gallienus auf ihnen mit dem Lorbeer bekränzt ist und
Augustus genannt wird, wie die schon erwähnten, mit dem Doppelbildniss beider Kaiser versehenen
Stücke zeigen (Cohen, 3, 4). Daneben treten Adventusmünzen mit des Gallienus Bildniss allein auf, wie der
vorliegende Medaillon, der dazugehörige Billondenar (Cohen, 3o) und ein kleiner Bronzemedaillon (Mittel-
bronze ohne S • C, Cohen, 736). Auf ihnen erscheinen im Revers beide Kaiser, es ist also kein Zweifel, dass
der erste Einzug in Rom auch auf diesen eben angeführten Münzen gemeint sei. Sie zeigen gleichfalls den
Kaiser Gallienus schon mit dem Lorbeerkranz und nennen ihn ausdrücklich Augustus, ein neuer Beweis,
dass er von seinem Vater, noch bevor beide Rom betraten, zum Mitkaiser ernannt worden ist.

Die Vergleichung der Rückseite mit jener des Medaillons von Kaiser Gordianus III. (siehe Taf. II,
Fig. 100) und von Trebonianus Gallus (Taf. IV, Fig. 1 36) lässt bei der im Ganzen unläugbar vorhandenen
Aehnlichkeit in den Hauptfiguren doch beträchtliche Verschiedenheiten im Beiwerke erkennen; die be-
gleitenden Soldaten (Nr. 100) werden ihrer Zahl nach vermindert, dafür die Feldzeichen vermehrt (Nr. 136),
bis sie den Grund nahezu bedecken, wodurch in dem gleichen Grade die Uebersichtlichkeit der Composition
vermindert wird. Es zeichnet sich der fortschreitende Verfall, die zunehmende Unruhe und Aeusserlichkeit
der Kunst in solchen allmäligen Umbildungen einer und derselben Darstellung wirkungsvoller und deut-
licher, als man es häufig an einzelnen zeitlich getrennten Hauptwerken der Kunst, die uns ohne gegen-
seitigen Zusammenhang vor Augen treten, gewahr wird.

147. Taf. IV, Fig. 147.

IMP GALLIENVS AVG Brustbild mit Lorbeerkranz, von links (Nackenansicht), um die Schulter Mantel-
falten, am linken Arm den Schild, hinter welchem im Felde der schräg vorgehaltene Speer sichtbar wird.
Auf dem Schilde sieht man den Kaiser auf springendem Rosse von links, die Rechte erhebend; vor ihm
und auf ihn zurücksehend schreitet Victoria mit Kranz und Palme, hinter ihm ein Krieger; am Boden
scheinen Waffen (Schilde und ein Helm) angedeutet zu sein.

Rev. FIDES EXERCITVS Der Kaiser gerüstet und mit Lorbeer bekränzt, von links, stehend; er hält
in der Linken einen Speer schräg nach abwärts gerichtet vor sich hin. Die Rechte reicht er der vor ihm
in voller Rüstung stehenden Roma, die einen Speer im linken Arme liegen hat; zwischen beiden werden
im Hintergrunde zwei Feldzeichen sichtbar. Zu Füssen des Kaisers und diese deckend sieht man zwei
grosse runde Schilde; hinter ihm steht Victoria, einen Kranz über sein Haupt haltend, im linken Arme
die Palme. Im Vordergrunde zwei Flussgötter ähnlich wie auf dem Medaillon Nr. 108.

Perlenrand auf beiden Seiten. Silber stark legirt; 36 Mm. Durchmesser, 3 Mm. dick, 39-35 Gr.

Aus der Sammlung Viczay 1835 erworben. Mus. Hedervarii, II, p. 204, 2687, Tab. (JR) II, 34. —
Arneth, Synopsis, p. 166, 109.

Vgl. Cohen, IV, 35o, 3, nach dem ebenbeschriebenen Exemplar, als Bonzemedaillon bei Froehner,
p. 217 Mitte, ohne Angabe der Quelle angeführt, wahrscheinlich nach dem ebenbeschriebenen Silberexemplar.

Irgend welche glückliche Fortschritte der römischen Waffen gaben Veranlassung, die Treue des Heeres
in Münzbildern zu rühmen. Der Herausgeber der Sammlung Vi czay erkannte in den beiden Stromgöttern
den Dravus und den Savus und bezog daher die Darstellung auf die glückliche Besiegung des Ingenuus,
Statthalters von Pannonien, welcher im Jahre 258 von den obermösischen Legionen zum Kaiser aus-
gerufen worden war, aber dem rasch aus Germanien herbeieilenden Gallienus unterlag.1 Dagegen sprechen

1 v. Wietersheim, Gesch. der Völkerwanderung, II, 297; H. Schiller, Gesch. d. römischen Kaiser, I, 2, 833.

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