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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Domanig, Karl: Älteste Medailleure in Österreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0016
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I 2

Karl Domanig.

arbeitete.1 Mit seinem vollen Namen erscheint Bernhard Beham (noch als Goldschmied) im Jahre 1474;2
im Jahre 1483 ernannte ihn Erzherzog Sigismund zum Münzmeister in Hall,3 ein Posten, den er bis zu
seinem Tode im Jahre 1507* versah; Kaiser Maximilian war ihm »um seines verdienens willen mit
besonderen gnaden geneigt«.5

Welchen Einfluss Bernhard Beham auf das Münzbild der ersten Guldengroschen, auf die ganze
künstlerische Ausstattung derselben genommen habe, ist nicht sicher. Newald sagt, dass die ersten
Thaler von einem gewissen Wenzel Krandl gearbeitet seien;6 woher er schöpfte, ist mir unbekannt
— in den Regesten begegnet dieser Name nicht. Ohne aber die Zuverlässigkeit Newald's zu bezweifeln,
werden wir dennoch einen Antheil Beham's auch am Stempelschnitt der neuen Münze annehmen
müssen. Denn wie haben wir uns überhaupt das Verhältniss des Münzmeisters zum Stempelschneider
in jenen Zeiten vorzustellen?

Urkundliche Nachrichten hierüber fehlen uns. Erinnern wir uns aber an die vielen und verschie-
denartigen Pflichten, welche dem Münzmeister des späteren Mittelalters 7 und gewiss auch noch der von
uns besprochenen Zeit oblagen: — er hat die Interessen der Münze nach Aussen zu wahren, Schrot und
Korn und die gleichmässige Ausprägung der Stücke zu überwachen, die Thätigkeit des Wardeins zu
controliren, »beim ganzen Münzgeschäfte als höchste Instanz« zu fungiren, die Ordnung unter den
Hausgenossen aufrechtzuerhalten u. s. w. —, so werden wir wohl glauben müssen, dass dem Münz-
meister für gewöhnlich schon die Zeit mangelte, um sich eigenhändig mit der mühsamen und zeit-
raubenden Arbeit des Stempelschnittes zu befassen. Wir sehen denn auch überall neben dem Münz-
meister einen eigenen Eisenschneider auch wohl deren mehrere angestellt.

Andererseits scheint es sicher, dass sich der Münzmeister auf die Kunst des Stempelschnittes ver-
standen haben musste. Das liegt wohl schon im Sinne jener Zeit, welche das handwerksmässige
Können viel zu hoch stellte, um einen Mann mit der Oberleitung der Münze zu betrauen, der nicht
den ganzen technischen Vorgang an derselben als Praktiker übersehen und nöthigen Falles überall
selbst eingreifen konnte; auch wissen wir ganz speciell von den Tiroler Münzmeistern jener Zeit, dass
sie Goldschmiede, also von Haus aus nicht allein des Scheidens und Probirens sondern auch jeder Art des
»Stämpflgrabens« kundig waren,8 sowie dass die Carriere des Münzmeisters gewöhnlich darin bestand,
dass er zunächst zum Eisenschneider bestellt, dann zum Wardein und endlich zum Münzmeister beför-
dert wurde.

Ueberdies greifen Münzpräge und Stempelschnitt ja vielfach ineinander. Mehr als einmal heisst
es in den Acten ausdrücklich: Der Münzmeister und der Eisengraber — beide zusammen — haben

1 Schönherr a. a. O., S. 195.

2 Ebenda, S. 200.

3 Nach dem fleissigen Quellenforscher Ladurner a. a. O., S. 55. Dagegen lässt ihn Newald (Numismatische Zeit-
schrift 1886, S. 46) und nach ihm Spöttl (Monatsblatt der Numismatischen Gesellschaft 1891, S. 36) bereits am 9. September
1482 zum Münzmeister ernannt werden.

4 Das Todesjahr gibt Bolzenthal an (Skizzen zur Kunstgeschichte etc., S. 75). Der letzte Erlass, in welchem sein
Name neben dem seines Sohnes Bernhard, der ihm bereits im October 1506 als Gehilfe beigegeben wird (Reg. 8o3), genannt
wird, ist datirt vom 9. December 1507 (Reg. 884); ein Erlass des Kaisers vom 23. Jänner 1508 (Reg. 894) ist bereits an
den Münzmeister Bernard B. iunior gerichtet, wie aus Reg. Ii96 hervorgeht.

5 Gnadenerweis an seine Witwe ddo. 26. Jänner 1510, (Reg. 977).

6 Monatsblatt der Numismatischen Gesellschaft 1884, S. 62, und Numismatische Zeitschrift 1886, S. 49. (Spöttl,
a. a. O. 1891, S. 36 nennt ihn W. Kandl.) Auf Krandl folgte als Eisengraber (nach Newald, Numismatische Zeitschrift, S. 53)
1494—1495 Konrad Koch, dann Benedict Burkart (siehe unten).

7 Karajan Th. v., Beyträge zur Geschichte der landesfürstlichen Münze Wiens im Mittelalter in Chmel's Der österrei-
chische Geschichtsforscher, I. Bd. (i838), S. 305 fg.

8 Neudörffer sagt vom älteren Hans Krug (S. 118): »er war in allem Dem so zum Goldschmidhandwerk gehörig, ge-
schickt und erfahren, sonderlich aber war er des Kornens, Probirens, Schmelzens und Scheidens ganz hoch berühmt, darum
ihn denn auch ein erber Rath ... zu einem Schaumeister (Wardein?) gemacht hat«; und von dessen Sohne Hans d. J.:
»er ward die Münzcisen zu schneiden und Probierwagen zu machen für einen fürnehmen Mann gerechnet«; — er
wurde Münzmeister des Königs von Ungarn. — Das Porträt eines ungenannten Nürnberger Münzmeisters von Georg Pencz
(t I55°) 'n der Galerie zu Karlsruhe zeigt uns denselben mit dem Zirkel in der Hand, während in einer Wandnische eine
Flasche (mit Scheidwasser?) sichtbar ist.
 
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