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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Domanig, Karl: Älteste Medailleure in Österreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0018
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Acltcste Medailleure in Oesterreich.

[3

für die Anfertigung der Eisen Sorge zu tragen.1 Vielleicht hatte der Erstere für gewöhnlich nur die
Schwere und den Umfang des Stückes, die Höhe des Reliefs, die Anordnung der Schrift mitzu-
bestimmen, vielleicht aber auch die Zeichnung anzugeben2 und die ganze künstlerische Ausstattung
des Stückes zu überwachen. Bei gewissen Bestellungen, auf welche etwa der Kaiser selbst besonderes
Gewicht legt, wird der Münzmeister auf das Bild und den Schnitt um so grösseren Einfluss genommen
haben und im Allgemeinen scheint es sicher, dass der ganze Typus der Prägen einer Münzstätte nicht
ohne Zuthun des Münzmeisters zu Stande kam.

Und so möchte ich mit Bernhard Beham namentlich ein Stück in Verbindung bringen, welches
den Charakter einer Medaille in unserem Sinne trägt, — gewiss die älteste deutsche Medaille!3 — je-
doch verglichen mit den ältesten Thalern vom Jahre 1484 (Abbildung S. i3, n. 1) und i486 (Abbildung
n. 2), sich wie ein erster Versuch zu diesen ausnimmt:

Eh. Sigismund, ohne Jahr, Silber, vergoldet, überarbeiteter Guss, 41 Mm. (abgebildet Taf. I, n. 1.)

Umschrift (gothisch): SIGISMVNDVS f ARCHI f DVX f AVSTRIE. Brustbild des gekrönten und ge-
harnischten Erzherzogs von rechts; er hält in der Rechten ein Scepter, in der Linken ein Schwert.

Rs. Umschrift (gothisch, rechts seitlich beginnend): COMESQ (drei Blätter, dann drei Wappen und
abermals ein Blatt) TIROLIS (ein Blatt, dann drei und abermals drei Wappen, zuletzt ein Blatt). Ge-
harnischter Reiter, nach rechts* sprengend; vor dem Pferde ein und unter dem Pferde drei Wappen.

Vermuthlich bemängelte man an dem Stücke die Höhe des Reliefs, das sich für ein Geldstück so-
wohl aus technischen Gründen der Herstellung als auch in Hinsicht auf die raschere Abnützung bei
der Circulation wenig eignete. Thatsächlich unterscheiden sich die ältesten Guldengroschen von un-
serer Medaille in der Hauptsache nur durch das flachere Relief.

Haben wir es nun aber mit einem Essay zu thun, so scheint es mir sehr wahrscheinlich, dass das-
selbe von niemandem Anderen als von Bernhard Beham selbst gearbeitet sei; ich glaube nämlich nicht,
dass der Münzmeister, auf dessen Initiative die neue Münze zur Einführung gelangte, es sich nehmen
liess, den ersten Stempel zu derselben, den Probestempel, mit eigener Hand zu verfertigen, wenn er
anders, wie dies in unserem Falle zutraf, hiezu befähigt war.

1 Vgl. Reg. 1123. — Dem Ulrich Ursenthaler gestattet Konig Ferdinand (2. October 1535) ausdrücklich, neben dem
Münzmcistcramt auch die Stelle eines Eisenschneiders zu verschen und wie bisher die Prägeisen zu jeder Münze und »die
bildnüsse, Schriften, wappen und gepräge zu machen« (Reg. 1995).

2 Dagegen Reg. 1211 (dat. 15. August 1515): Der Münzmeister in Hall, Bernhard Beheim, soll durch den Eisen-
schneider Ulrich Ursenthaler ein Paar Eisen »mit dem erzhütel und titel« nach ihm bereits gegebener Zeichnung
anfertigen lassen.

3 Ob der schon von Newald (Numismatische Zeitschrift 1886, S. 50) erwähnte und als das Muster des Guldcngroschens
vermuthete Medaillon vom Jahre 1491, abgebildet bei Mieris I, 110, gleichzeitig ist, möchte ich stark bezweifeln; die Ab-
bildung erinnert viel eher an die sogenannten Prager Judenmedaillen.

4 Die Bezeichnung rechts und links ist immer vom Standpunkte des Beschauers zu verstehen.
 
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