22
Karl Domanig.
Inzwischen aber war der Ruf der Haller Münzer weiter gedrungen und nicht sie selbst brauchten
mehr ausser Landes Arbeit zu suchen sondern man begehrte ihrer. Eine Zuschrift Ferdinands vom
20. October 1523 (Reg. 1484) an die Regierung in Innsbruck besagt, dass der Erzherzog seinem Münz-
meister Bernhard Beham erlaubt habe, in Sachen und Geschäften der Königin Maria von Ungarn auf
künftige Weihnachten an deren Hof zu reisen; er solle also früher mit dem Münzen beginnen und
Alles in Ordnung bringen. Im Jänner 1524 ist Beham verreist und, wie es scheint, sein Bruder Hans
interimistisch mit der Leitung der Münze betraut (Reg. 1503). Im Juni desselben Jahres erhält Bernhards
Hausfrau einen Passbrief auf ein kleines Schiff, ein Fässchen Wein, eine Truhe und ein Fass mit Leib-
und Bettgewand, das sie mit nach Ungarn führe (Reg. 1539).
Von Bernhards Thätigkeit in Ungarn erhalten wir auch alsbald eine — leider nur eine — sichere
Kunde durch den breiten Kremnitzer Thaler vom Jahre 1525, der die Aufschrift trägt: KREMNICZ *
BERNHARTxBECHEM* (Schulthess 2366; Abbildung S. 22, n. 1). Das Stück ist nach dem Muster der
breiten Thaler Maximilians gearbeitet, jedoch flüchtig und technisch roher als diese und von flacherem
Relief. Wir werden die Signatur Beham's wohl nicht dahin verstehen dürfen, dass er den Thaler ge-
schnitten, sondern nur dass er ihn als Münzmeister veranlasst, die Zeichnung dazu gegeben und ihn
ausgeprägt habe.' Sehr wahrscheinlich wird auch die Medaille mit dem belorberten Brustbilde Ludwigs
vom selben Jahre und mit der ganz ähnlichen Rückseite (Schulthess 2367; Abbildung n. 2) unserem
Tiroler Meister zugetheilt werden müssen.
V
I
Andere Daten über Einzelnheiten seiner Thätigkeit in Ungarn fehlen uns. Er ist aber, das wissen
wir, in die Dienste der Königin übergetreten, und zwar, wie es scheint, ohne je wieder nach Tirol
zurückzukehren; denn im Juli 1525 ist sein Bruder Hans bereits »seit einiger Zeit« definitiv Münz-
meister (Reg. 1588). Franzenshuld bringt dann folgende Daten: Beham ist »zwischen 1530—1536 Rath
der verwitweten Königin Maria, oberster Kammergraf auf der Kremnitz, Gespann und Hauptmann zu
Altsohl, auch der sieben ungarischen Bergstädle. Anno 1535 erkaufte er die Herrschaft Lengenfeld
im V. O. M. B. (Langenfeld bei Langenlois), wohin er sich zurückzog und 1547 starb«. So weit
Franzenshuld, 1. c, S. 148. Aber so glatt ist sein Leben nicht verlaufen. Aus den Regesten ergibt sich,
dass er der Königin Maria, welche im Jahre 1530 zur Regentin der Niederlande ernannt wurde, dahin
gefolgt sein muss; denn er ist daselbst »etlicher Sachen und handlungen halben« verhaftet worden
aber aus der Haft entflohen. König Ferdinand gibt deshalb Auftrag, seine Güter, »so viel Beham in
seinen Landen besitze«, zu sequestriren, »um den Ansprüchen, welche die Königin an ihn habe, gerecht
1 Auch auf den Thalern Wladislaus II. von 1505 und 1506 (Schulthess 2359—2363) ist das KREMIZ — TVRSO ähn-
lich zu verstehen, indem Johannes Thurzo Kammergraf und Münzpächter war (Rupp, Numi Hungariae II, S. io3). —
Uebrigens zeigt bereits ein Viertelthaler von Hall vom Jahre 1511 (Schulthess 28) auf der Rückseite ein (B), welches man
füglich auf Beham — ob auf Beham den Münzmeister oder Stempclschneider, bleibe dahingestellt — deuten könnte.
Karl Domanig.
Inzwischen aber war der Ruf der Haller Münzer weiter gedrungen und nicht sie selbst brauchten
mehr ausser Landes Arbeit zu suchen sondern man begehrte ihrer. Eine Zuschrift Ferdinands vom
20. October 1523 (Reg. 1484) an die Regierung in Innsbruck besagt, dass der Erzherzog seinem Münz-
meister Bernhard Beham erlaubt habe, in Sachen und Geschäften der Königin Maria von Ungarn auf
künftige Weihnachten an deren Hof zu reisen; er solle also früher mit dem Münzen beginnen und
Alles in Ordnung bringen. Im Jänner 1524 ist Beham verreist und, wie es scheint, sein Bruder Hans
interimistisch mit der Leitung der Münze betraut (Reg. 1503). Im Juni desselben Jahres erhält Bernhards
Hausfrau einen Passbrief auf ein kleines Schiff, ein Fässchen Wein, eine Truhe und ein Fass mit Leib-
und Bettgewand, das sie mit nach Ungarn führe (Reg. 1539).
Von Bernhards Thätigkeit in Ungarn erhalten wir auch alsbald eine — leider nur eine — sichere
Kunde durch den breiten Kremnitzer Thaler vom Jahre 1525, der die Aufschrift trägt: KREMNICZ *
BERNHARTxBECHEM* (Schulthess 2366; Abbildung S. 22, n. 1). Das Stück ist nach dem Muster der
breiten Thaler Maximilians gearbeitet, jedoch flüchtig und technisch roher als diese und von flacherem
Relief. Wir werden die Signatur Beham's wohl nicht dahin verstehen dürfen, dass er den Thaler ge-
schnitten, sondern nur dass er ihn als Münzmeister veranlasst, die Zeichnung dazu gegeben und ihn
ausgeprägt habe.' Sehr wahrscheinlich wird auch die Medaille mit dem belorberten Brustbilde Ludwigs
vom selben Jahre und mit der ganz ähnlichen Rückseite (Schulthess 2367; Abbildung n. 2) unserem
Tiroler Meister zugetheilt werden müssen.
V
I
Andere Daten über Einzelnheiten seiner Thätigkeit in Ungarn fehlen uns. Er ist aber, das wissen
wir, in die Dienste der Königin übergetreten, und zwar, wie es scheint, ohne je wieder nach Tirol
zurückzukehren; denn im Juli 1525 ist sein Bruder Hans bereits »seit einiger Zeit« definitiv Münz-
meister (Reg. 1588). Franzenshuld bringt dann folgende Daten: Beham ist »zwischen 1530—1536 Rath
der verwitweten Königin Maria, oberster Kammergraf auf der Kremnitz, Gespann und Hauptmann zu
Altsohl, auch der sieben ungarischen Bergstädle. Anno 1535 erkaufte er die Herrschaft Lengenfeld
im V. O. M. B. (Langenfeld bei Langenlois), wohin er sich zurückzog und 1547 starb«. So weit
Franzenshuld, 1. c, S. 148. Aber so glatt ist sein Leben nicht verlaufen. Aus den Regesten ergibt sich,
dass er der Königin Maria, welche im Jahre 1530 zur Regentin der Niederlande ernannt wurde, dahin
gefolgt sein muss; denn er ist daselbst »etlicher Sachen und handlungen halben« verhaftet worden
aber aus der Haft entflohen. König Ferdinand gibt deshalb Auftrag, seine Güter, »so viel Beham in
seinen Landen besitze«, zu sequestriren, »um den Ansprüchen, welche die Königin an ihn habe, gerecht
1 Auch auf den Thalern Wladislaus II. von 1505 und 1506 (Schulthess 2359—2363) ist das KREMIZ — TVRSO ähn-
lich zu verstehen, indem Johannes Thurzo Kammergraf und Münzpächter war (Rupp, Numi Hungariae II, S. io3). —
Uebrigens zeigt bereits ein Viertelthaler von Hall vom Jahre 1511 (Schulthess 28) auf der Rückseite ein (B), welches man
füglich auf Beham — ob auf Beham den Münzmeister oder Stempclschneider, bleibe dahingestellt — deuten könnte.