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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0084
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74

Dr. Fr. Kenner.

Katalog Nr. 204.

Das Original, eine bemalte Steinsculptur des 14. Jahrhunderts im Seidenhofe von Basel,' stellt
den König mit Zackenkrone, kurzem Rock und Mantel, in den Händen Schwert und Scepter, sitzend
und den Kopf gegen die Rechte des Beschauers neigend, dar. In der Naturgrösse wurde es 1578 in
Oel copirt;2 nach diesem Gemälde oder einer Copie davon in gleicher Grösse, vordem in Ambras, jetzt
im Depot der Gemäldegallerie, ist unser kleines Bildniss abgenommen.

7. Dessen erste Gemahlin Anna (vor
der Krönung Gertrud genannt), Tochter des
Grafen Burkhard von Hohenberg und Hei-
gersloh, geboren 1225, vermählt 1243. Wegen
ihrer Tugenden allgemein gepriesen, starb
sie bald nach dem Abschiede von ihrer Lieb-
lingstochter dementia (Nr. 23) in Wien
15. Februar 1281 und wurde auf ihren aus-
drücklichen Wunsch am ig. März desselben
Jahres im Dome zu Basel neben ihrem frühe
verstorbenen Söhnchen Karl beigesetzt, das in
der That neben ihr im Relief der Deckplatte
ihrer Tumba erscheint.3 Bei Eröffnung der
Letzteren (1510) fand man eine Krone, eine
Halskette mit einem Saphir und anderen Edel-
steinen sowie Gebeine, welche 1771 nach
St. Blasien im Schwarzwalde, dann nach der
Vertreibung der Mönche von hier durch Na-
poleon I., 1809 nach St. Paul in Kärnten über-
führt wurden, wo sie noch heute ruhen. Die
am 3. Juni 1762 vorgenommene Untersuchung
ergab ein Skelet von etwa 5 74Fuss Länge, der
Kopf mit trefflich erhaltenen Zähnen auf einem
Nr. 7. mit grüner Seide überzogenen Polster ruhend;

Schmuck und Krone fehlten.*
N • RODOLPHI • I • ROM • REG • VX: PRIMA Brustbild von vorne, mit braunen Augen, Königskrone und
weitem weissen Schleier, in rothem, mit grauem Pelz verbrämtem Oberkleide und mit goldener Kette;
vom Unterkleide gewahrt man nur am Halse den schwarzen, vorne geschnürten Stehkragen.
Roo, Seite 38. — Katalog Nr. 6. — Primisser, Tafel 1.

Ungeachtet der veränderten Zeichnung des Schleiers und des Kleides deutet die Vollansicht, die
im Stammbaume selbst nicht motivirt ist, auf die Benützung einer Vorlage zurück, der das Relief
des Grabmales zu Grunde liegt.

' Vgl. darüber Eduard His in den Mittheilungcn der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der
Baudenkmale XVII (1872), S. 64. Das Bildniss in Fugger's »Ehrenspiegel« (Ausgabe 1668) I, p. I scheint mit geringen Ver-
änderungen auf das gleiche Original zurückzugehen. — Wie Herrgott mit Recht vermuthet, dürfte die Sculptur an Stelle
eines älteren, durch das Erdbeben vom Jahre 1356 zerstörten Bildwerkes getreten sein. Derselbe gibt in Pinacotheca I,
Tab. XV, Fig. 1 ein vollständiges Bild der Figur und ihres gemalten Hintergrundes. Vgl. Text II, p. 7.

2 Die Copie wurde im Auftrage des kaiserlichen geheimen Rathes Reinhard Freiherrn von Strein für seine Samm-
lung um den Preis von 10 Gulden (sammt Leinwand und Rolle zur Verpackung) in Basel selbst gemalt.

3 Sie ist eine noch im 14. Jahrhundert entstandene Copie der alten Platte, die bei dem Erdbeben vom Jahre 1356
schwer gelitten hat, und abgebildet bei Herrgott, Taphographia II, p. 11 sq., Tab. IX, besser in Dr. K. Lind's Abhandlung:
»Die Ruhestätten der ersten österreichischen Habsburger« in der schon genannten Festschrift zum Habsburger Jubiläum,
S. 220.

4 Gerbert, Taphographia I, p. 95 sqq.
 
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