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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0098
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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schwarzem Nackenschirm; um die Schultern und Brust ein weisser Pelzkragen, darüber zwei prunk-
volle Ketten.

Roo, Seite 98 und 477 ganz abweichend; seine Bilder stellen wohl beide Albrecht V., als Kaiser
den II. (»den Andern«) dar. — Katalog Nr. 34. — Primisser, Tafel 14.

Das Bildniss ist verschieden von jenem des um 1347 hergestellten Glasgemäldes von Gamming,
das ihn mit Lockenhaar und spärlichem Vollbart darstellt.1

36. Dessen Gemahlin Johanna, Erbtocbter des Grafen Ulrich von Pfirt, geboren i3oo, vermählt
März 1324; da in diesem Jahre ihr Vater starb und ihre Schwester Ursula ihren Erbtheil in Geld
erhielt, gelangte die Grafschaft Pfirt mit dem
Sundgau und anderen Herrschaften an das Haus
Oeslerreich. Sie starb 15. November 1351 und
war ihre Leiche die erste, welche in der Kart-
hause zu Gaming beigesetzt wurde. Man fand
i73g ihr Skelet, nahezu fünf Fuss lang, den
Kopf auf einem fast zerfallenen, mit Haaren
gefüllten Kissen ruhend, und an der Wand eine
Bleitafel von gleicher Grösse und Ausstattung
wie jene, die zur Leiche Herzogs Albrecht II.
gestellt war; die vierzehnzeilige Inschrift gibt
ebenfalls Todestag und Titel der Herzogin, so-
wie die Namen ihrer Kinder in der gleichen
Folge wie die oben zu Nr. 35 erwähnte Tafel
des Herzogs an.2 Die Schlussworte (hoc est
verum) fehlen hier, ein Zeichen, dass diese an
sich ältere Tafel noch unter Herzog Albrecht II.
hergestellt wurde und für die spätere neben dem
Sarge des Letzteren als Vorlage diente.

IOHANNA COMITISSA IN PHIRT. Brustbild
rechts, mit blauen Augen und weissem Schleier,
das gelbe goldgestickte Kleid um den Hals mit
grauem Pelz verbrämt.

Roo, Seite 98 (im Gegensinne). — Katalog
Nr. 35. — Primisser, Tafel 14.

Nr. 37.

37. Heinrich der Sanftmüthige, geboren 15. Mai 1299, stand in dem Thronstreite zwischen
Friedrich dem Schönen und Ludwig dem Baier auf Seite des Ersteren, also auch der Weifen in Ober-
italien, und zog i322 denen von Brescia, als sie von dem ghibellinisch gesinnten Matteo Visconti von
Mailand bekriegt wurden, mit tausend Mann zu Hilfe; doch kam es zu keinem Kampfe, indem Visconti
die Gefahr durch Unterhandlungen zu beschwören verstand und Herzog Heinrich bald darauf von
seinem Bruder zu dem bevorstehenden grossen Entscheidungskampfe beider Könige auf den Kriegs-
schauplatz in Deutschland berufen wurde. In der Schlacht bei Mühldorf gefangen und an König
Johann von Böhmen, der auf Seite Ludwigs des Baiern focht, ausgeliefert, wurde er zwar im Jahre
i323 auf die Bemühungen seines Bruders Leopold aus der strengen Kerkerhaft zu Bürglitz entlassen,
kehrte aber wegen der Härte der Bedingungen freiwillig in dieselbe zurück; erst im folgenden Jahre

1 Jetzt im Stifte St. Florian bei Linz. Vgl. K. Lind, Mitth. der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhal-
tung der Baudenkmale XVIII (1873), S. 125, Taf. Ihm gegenüber erscheint Johanna mit zwei ihrer Töchter.

2 Taphographia, p. 169.
 
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