Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
I07
im Stammbaum von Tratzberg steht Haltung und Wendung des Kopfes dem gedachten Originale viel
näher als in unserem Bildniss, das mehr nach vorne gerückt ist. Bemerkenswerth ist der goldgelbe
Hintergrund, welcher bei keinem anderen Bilde der Sammlung wieder vorkommt und wohl auf den
Goldgrund des Originales zurückgeht; schon
darin liegt ein Zeichen, dass Letzteres ein kirch-
liches Gemälde war.
82. Margaretha, geboren 1346, verlobt
mit Graf Meinhard (Nr. 83) 1352 und 1358, ver-
mählt 3. September 1359, wodurch die Vereini-
gung Tirols mit Oesterreich vorbereitet wurde;
nach dessen Tode ging sie i363 die zweite Ehe
mit Johann Heinrich von Mähren (Nr. 84) ein.
Sie starb kinderlos 14. Jänner 1366 im 20. Lebens-
jahre und wurde im Augustinerkloster in Brünn,
dem sie viele Wohlthaten erwies, beigesetzt.1
MARGARETA ALBERTI ■ D • AVS : F. Brustbild
links (fast von vorne), mit blauen Augen, das
Haar von einer grossen weissen Haube bedeckt,
welche turbanartig gebildet und mit goldenen
Streifen geziert ist, die sich in einer Agraffe über
der Stirne vereinigen; die kurzen Enden der
Haube hängen in den Nacken hinab. Das Unter-
kleid roth, lässt vorne das Hemd mit breitem
Goldsaum sehen, das Oberkleid gelb, mit grauem
Pelz verbrämt, ohne Aermel. Um den Hals eine
Kette, aus Kleinoden bestehend; auf der rechten
Schulter eine zweite Schmuckkette.
Von Roo nicht aufgenommen. — Katalog
Nr. 78. — Primisser, Tafel 33.
83. Deren erster Gemahl Meinhard IV., Graf von Tirol, Sohn Ludwigs von Baiern (f i36i)
und der Margaretha (Maultasche), Enkel Kaiser Ludwig des Baiern, geboren 9. Februar 1344, gerieth
i362 in die Gewalt seines Oheims, des Herzogs Stephan von Niederbaiern, der sich selbst den Besitz
Tirols sichern wollte, entwich aber noch in demselben Jahre seiner Obhut und begab sich in das Etsch-
land, starb aber schon i3. Jänner i363.
MEINHARDVS D • BAVA. Brustbild links, unbärtig, mit braunen Augen, auf dem Kopfe eine blaue
Haube mit fransenartigen Enden; das weite, rothe, blaugefütterte Oberkleid lässt einen Theil der
nackten Brust sehen.
Von Roo nicht aufgenommen. — Katalog Nr. 79. — Primisser, Tafel 33.
Am 9. November 1571 schrieb Erzherzog Ferdinand an Christoph Freiherrn von Wolkenstein,
er habe gefunden, dass Graf Meinhard von Tirol nicht in Stams sondern in Lienz begraben liege; er
möge daher in dieser Stadt nach einem Monument, Gemälde oder Bildniss, es sei auf dem Grabstein,
auf einer Tafel oder dergleichen, forschen, auch alte Grabschriften oder andere alte Schriften oder Auf-
zeichnungen aufsuchen, darüber umständlich berichten und gefundene Gemälde und Porträte in Ori-
ginal oder Copien übersenden.2
Die Nachforschungen scheinen nicht ohne Ergebniss geblieben zu sein, was daraus geschlossen
werden kann, dass der nach der Zeit der Entstehung ältere Tratzberger Stammbaum ein abweichendes
1 Taphographia I, p. 203.
2 Archiv der k. k. Statthalterei in Innsbruck, siehe in diesem Bande des Jahrbuches, Regesten, 9. November 1571.
14*
Nr. 81.
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im Stammbaum von Tratzberg steht Haltung und Wendung des Kopfes dem gedachten Originale viel
näher als in unserem Bildniss, das mehr nach vorne gerückt ist. Bemerkenswerth ist der goldgelbe
Hintergrund, welcher bei keinem anderen Bilde der Sammlung wieder vorkommt und wohl auf den
Goldgrund des Originales zurückgeht; schon
darin liegt ein Zeichen, dass Letzteres ein kirch-
liches Gemälde war.
82. Margaretha, geboren 1346, verlobt
mit Graf Meinhard (Nr. 83) 1352 und 1358, ver-
mählt 3. September 1359, wodurch die Vereini-
gung Tirols mit Oesterreich vorbereitet wurde;
nach dessen Tode ging sie i363 die zweite Ehe
mit Johann Heinrich von Mähren (Nr. 84) ein.
Sie starb kinderlos 14. Jänner 1366 im 20. Lebens-
jahre und wurde im Augustinerkloster in Brünn,
dem sie viele Wohlthaten erwies, beigesetzt.1
MARGARETA ALBERTI ■ D • AVS : F. Brustbild
links (fast von vorne), mit blauen Augen, das
Haar von einer grossen weissen Haube bedeckt,
welche turbanartig gebildet und mit goldenen
Streifen geziert ist, die sich in einer Agraffe über
der Stirne vereinigen; die kurzen Enden der
Haube hängen in den Nacken hinab. Das Unter-
kleid roth, lässt vorne das Hemd mit breitem
Goldsaum sehen, das Oberkleid gelb, mit grauem
Pelz verbrämt, ohne Aermel. Um den Hals eine
Kette, aus Kleinoden bestehend; auf der rechten
Schulter eine zweite Schmuckkette.
Von Roo nicht aufgenommen. — Katalog
Nr. 78. — Primisser, Tafel 33.
83. Deren erster Gemahl Meinhard IV., Graf von Tirol, Sohn Ludwigs von Baiern (f i36i)
und der Margaretha (Maultasche), Enkel Kaiser Ludwig des Baiern, geboren 9. Februar 1344, gerieth
i362 in die Gewalt seines Oheims, des Herzogs Stephan von Niederbaiern, der sich selbst den Besitz
Tirols sichern wollte, entwich aber noch in demselben Jahre seiner Obhut und begab sich in das Etsch-
land, starb aber schon i3. Jänner i363.
MEINHARDVS D • BAVA. Brustbild links, unbärtig, mit braunen Augen, auf dem Kopfe eine blaue
Haube mit fransenartigen Enden; das weite, rothe, blaugefütterte Oberkleid lässt einen Theil der
nackten Brust sehen.
Von Roo nicht aufgenommen. — Katalog Nr. 79. — Primisser, Tafel 33.
Am 9. November 1571 schrieb Erzherzog Ferdinand an Christoph Freiherrn von Wolkenstein,
er habe gefunden, dass Graf Meinhard von Tirol nicht in Stams sondern in Lienz begraben liege; er
möge daher in dieser Stadt nach einem Monument, Gemälde oder Bildniss, es sei auf dem Grabstein,
auf einer Tafel oder dergleichen, forschen, auch alte Grabschriften oder andere alte Schriften oder Auf-
zeichnungen aufsuchen, darüber umständlich berichten und gefundene Gemälde und Porträte in Ori-
ginal oder Copien übersenden.2
Die Nachforschungen scheinen nicht ohne Ergebniss geblieben zu sein, was daraus geschlossen
werden kann, dass der nach der Zeit der Entstehung ältere Tratzberger Stammbaum ein abweichendes
1 Taphographia I, p. 203.
2 Archiv der k. k. Statthalterei in Innsbruck, siehe in diesem Bande des Jahrbuches, Regesten, 9. November 1571.
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Nr. 81.